Amina ~
An meinem kleinen, quadratischen Esstisch in meiner Wohnung sitzend, lehne ich mein Handy aufrecht an mein Wasserglas. Während die Verbindung aufgebaut wird, sinke ich seufzend auf dem Tisch zusammen. Meine nackte Stirn liegt auf der kühlen Tischplatte, während ich beide Arme auf meinem Hinterkopf überkreuze. Als wöllte ich mich selbst begraben wollen.
So fühle ich mich auch. Einfach erledigt. Die Gedanken in meinem Kopf rasen wie wild umher. Sie springen von meiner Masterarbeit zu meinen Klienten beim Praktikum, wo sie eine Kehrtwende einlegen und zur Arbeit hetzen, nur um dort zum anstehenden Geburtstag meiner Mutter rasen... So geht es die ganze Zeit. Schon zwei Wochen lang. Ich bin überall mit meinen Gedanken und gleichzeitig nirgendwo.
Ich grüble in meinem Kopf nach einem schönen Geburtstagsgeschenk für meine Mutter, nur um nach ein paar Sekunden mich zu fragen, wann ich am besten einkaufen gehen soll. Ich finde keinen Anfang und kein Ende.
Das Geburtstagsgeschenk für meine Mutter ist zugegebenermaßen auch eine echte Herausforderung, vor der ich mich möglicherweise drücken möchte. Nicht falsch verstehen, ich liebe meine Mutter und möchte ihr ein Geschenk überreichen, worüber sie sich freut. Das Problem ist, sowohl meine Mutter als auch ich, haben einen ziemlich hohen Anspruch. Meine Mutter hasst Geschenke, die einer Plattitüde gleichen. Also solche, die man schenkt, weil man der Meinung ist, dass man etwas schenken muss. Sowas wie Parfüm oder irgendwelche niedliche, aber am Ende nutzlose Deko. Noch schlimmer: Haushaltsgeräte. Mein Vater hat nur knapp überlebt, als er meiner Mutter einen Mixer geschenkt hat, da ihrer kaputt gegangen war. Bei meiner Mutter muss alles eine Emotion verkörpern, etwas Persönliches sein. 0815 geht nicht.
Woher bloß mein übertrieben hoher Anspruch kommt? Manche Dinge bleiben eben für immer ein Rätsel.
Der Anspruch meiner Mutter in Kombination mit meinem eigenem führt sozusagen dann zu einer Art Super-GAU. Geschenke-Super-GAU. Ich bin immer auf der Suche nach dem perfekten Geschenk. Eine Illusion. Selbst, wenn es ein perfektes Geschenk gibt, dann impliziert das ja gleichzeitig, dass das der Höhepunkt ist. Alles was davor und danach kommt, ist zwingend weniger toll. Ich habe schon einige perfekte Geschenke im Laufe der Jahre geschenkt, von daher kann ich ja quasi nur scheitern, wieder ein perfektes Geschenk zu finden.
Um das alles noch vertrackter zu machen, fragt mich meine ganze Familie immer nach Geschenkideen. Weil ich ja immer so tolle Geschenke mache. Also überlege ich mir statt einem perfekten Geschenk, fünf. Warum auch nicht.
Nebenbei versuche ich dann noch eine perfekte Masterarbeit zu schreiben. Klar, auch die schüttel ich aus dem Handgelenk.
Nicht.
Seit Tagen sitze ich jeden früh vor meinem Laptop und starre den Bildschirm an. Manchmal tippe ich in mein Word-Dokument einfach lauter wirre, aneinander gereihte Buchstaben, damit ich das Gefühl habe, die Seite füllt sich. Oder ich Google irgendwelchen sinnlosen Kram, nur um mich abzulenken.
"Um Gottes Willen, das schreit ja förmlich nach Schokolade.", spricht es aus meinem Handy. Ich grummel einfach vor mir her, meine Stirn noch immer auf der Tischplatte klebend, die Gedanken weiter kreisend.
Es ist mittlerweile schon fünf Wochen her, dass ich das letzte Mal bei Julian war. Danach war ich noch in Leipzig, beim Auswärtsspiel des BVB, wo ich Julian aber nicht einmal getroffen habe. Nur gesehen. Als ich in Dortmund war, war ich wieder einmal mit Jannis im Stadion. Die Erinnerung daran, lässt mich zumindest innerlich grinsen. Ich bin ja immer ziemlich gerne allein ins Stadion gegangen, um es einfach vollkommen zu genießen, ohne Ablenkung. Wie sich herausstellt, kommt es auf die Begleitung an, dann kann Ablenkung auch ziemlich geil sein. Mit Jannis ist es immer super unterhaltsam und er erzählt irgendwelche verrückten Geschichten von "damals", wie er so schön sagt. Damals, als Julian noch lieber Grashalme auf dem Spielfeld gepflückt hat, statt gegen den Ball zu treten.
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Zwischen zwei Welten // Julian Brandt
FanficAmina führt ein ziemlich normales Leben: sie studiert und jobbt nebenbei, um sich über Wasser zu halten. Julian führt kein ziemlich normales Leben. Er ist Fußballprofi beim BVB und lebt den scheinbaren Traum vieler Jungs. Zwei Welten, die sich nie...