~ Amina
Ich laufe gerade durch eine dunkle Straße. Aus irgendeinem Grund sind alle Straßenlaternen ausgeschaltet. Nur der Mond spendet etwas Licht. Immer wieder blicke ich ängstlich über meine Schulter, um zu prüfen, ob hinter mir jemand ist. Ich laufe vor irgendjemandem weg. Vielleicht auch irgendetwas. So genau weiß ich das nicht. Ich weiß nur eins: Ich habe Angst und rennen ist meine einzige Lösung. Doch egal, wie schnell ich versuche zu sprinten, ich komme nicht vom Fleck.
Wie in Zeitlupe bewege ich mich fort, obwohl ich rennen muss.
Als hielte mich der Boden fest.
Wie ein Gummiband.
Der Kopf rennt, der Körper schleicht.Ich bekomme noch mehr Angst, weil ich mich so machtlos fühle. Plötzlich zucke ich zusammen. Ein Handy klingelt. Ich schaue mich verwirrt um. Versuche das Handy zu finden. Ich sehe nichts, doch das Klingeln verstummt nicht.
Wie durch dicke Nebelschwaden dringt die Erkenntnis in mein Gehirn, dass ich gerade träume, aber das Handyklingeln tatsächlich vom Nachttisch neben meinem Bett kommt. Ich schrecke auf, als die dicken Nebelschwaden aufklaren. Langsam schlage ich meine Augen auf. Das Handy klingelt noch immer. Mein Blick fällt erst auf die Uhrzeit: 2 Uhr nachts. Dann sehe ich den Anrufer.
Julian.
Ich setze mich schlagartig auf. Mein Herz rast, als ich den Anruf entgegen nehme und das Handy an mein Ohr halte.
Weil ich weiß, dass Julian eigentlich schlafen müsste.
Weil ich weiß, dass Julian nicht einfach so nachts anruft.
Weil ich weiß, dass Julian nie mitten in der Nacht anrufen würde, wenn nicht irgendetwas Schlimmes passiert wäre."Hey, was ist los? Geht's dir gut? Bist du okay?", rede ich aufgeregt einfach drauf los. "Oh Gott, sorry, dass ich dir Angst eingejagt habe, aber ich muss mit dir reden. Mir geht's gut. Es ist alles gut. Ich muss dir nur was erzählen. Ganz dringend.", sagt Julian.
Ich seufze erleichtert. "Gott sei Dank. Mann, ich habe schon einen halben Herzinfarkt erlitten. Wenn nicht sogar einen dreiviertel Herzinfarkt.", jammere ich. "Mina, wie sieht denn ein halber oder ein dreiviertel Herzinfarkt aus?", fragt Julian belustigt. Da liege ich fast schon wieder im Sterben wegen ihm und der Scherzkeks macht sich lustig über mich. Unglaublich. "Ich kann dir sagen, wie es sich anfühlt, du Vogel. Irgendwann bringst du mich ins Grab.", knurre ich beleidigt.
"Och Mensch, jetzt sei nicht böse auf mich, Minalein. Noch lebst du ja.", witzelt er weiter.
"Hör mal, wolltest du mich eigentlich nur so zum Spaß umbringen oder gab es tatsächlich was wichtiges?", frage ich ihn genervt. Ich höre Julian lachen "Nachts bist du ganz schön unentspannt. Aber ja, ich habe definitiv nicht grundlos angerufen.""Na dann, erzähl. Wie du merkst, bin ich nämlich ziemlich unentspannt.", fordere ich ihn ungeduldig auf. Wenn da jetzt nicht wirklich etwas wichtiges kommt, vergesse ich mich. Auch wenn mein Traum vorher eher bescheiden war, brauche ich meinen Schlaf.
"Okay. Tut mir echt leid, aber ich musste dich anrufen. Sonst wäre nämlich ich gestorben. Also...", fängt Julian an und holt tief Luft. Ich habe keinen blassen Schimmer, was mich erwartet.
"Papa und ich waren bis gerade eben noch in einer Besprechung...Gott, ich bin richtig nervös. Das glaubst du ja gar nicht...Okay, ich sag's jetzt einfach...... Ich hab heute ein Angebot vom FC Arsenal bekommen."
Ich brauche einen Moment, bis ich seine Worte begreife. Dann quietscht irgendetwas aus mir vor Freude. "HHHIIIIII...OH MEIN GOTT! OH MEIN GOTT!... DAS IST HHHHIIIII" Julian höre ich herzlich lachen. "HHHIIIIII...GE? DAS IST... BOAH...ICH HAB KEINE WORTE", quietscht nun Julian, fast so schön wie ich, bloß ein paar Oktaven tiefer.
Mittlerweile habe ich mich wieder etwas beruhigt. "Mega, Juli. Einfach Glückwunsch. Du hast das einfach auch verdient. Ich freu mich total für dich.", sage ich lächelnd. "Dankeschön. Ich kann es noch gar nicht fassen. Mein Vater musste mich vorhin erstmal kneifen, weil ich dachte ich träume. Ich meine, das ist einer der Top - Klubs der Premier League. Das ist DIE Liga schlechthin. UND Kai spielt dort. Und sie wollen mich mich, Mina! Kannst du dir das vorstellen?!" Julian klingt richtig überwältigt. Jetzt glaube ich ihm sogar, dass er gestorben wäre, hätte er nicht angerufen. "Machst du Witze? Natürlich kann ich es mir vorstellen. Du passt dorthin. Das rote Trikot wird dir zwar nicht mal im Ansatz so gut stehen, wie das schwarz-gelbe, aber was will man machen.", sage ich grinsend. "Ach, mir steht das schwarz-gelbe Trikot also?", höre ich Julian lachen. War klar, dass das das einzige ist, was er hört. "Mach dich nicht lächerlich. Schwarz-gelb steht jedem. Sogar dir. So musst du das sehen.", schlage ich zurück. "Schon klar.", antwortet Julian etwas beleidigt.
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Zwischen zwei Welten // Julian Brandt
FanficAmina führt ein ziemlich normales Leben: sie studiert und jobbt nebenbei, um sich über Wasser zu halten. Julian führt kein ziemlich normales Leben. Er ist Fußballprofi beim BVB und lebt den scheinbaren Traum vieler Jungs. Zwei Welten, die sich nie...