[Sixty-one] - DIE ABFAHRT

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Zum morgen ein Kapitel, was gibt's schöneres?

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Die Woche nach der überraschenden Nachricht war ruhig vorüber gegangen. Außer weiteren Aufregungen von Coco, besorgten Anrufen von meiner Mum und nervigen Nachrichten von Tante Mimi, in denen sie mich doch tatsächlich fragte, ob ich endlich mit Zayn zusammen war, gab es nichts Außergewöhnliches.

Montag hörten wir in Mr. Peans Kurs den letzten Vortrag, Dienstag kam Leo zu mir und jauelte sich aus, weil Lisa ja jetzt weg war und dann kam auch schon wieder Donnerstag und morgen war ja endlich Freitag. Ich freute mich irgendwie auf das Wochenende. Und das nicht nur, weil einfach Wochenende war, sondern weil ich erstens morgen mit Fin zum Sport verabredet war und zweitens, weil es Sonntag auf zu Familie Horan gehen würde. Dort würde ich dann auch mal den Rest der irischen Familie kennen lernen. Das praktische war, dass Colin mich nach der Uni gleich mit zu ihnen nehmen würde. Wir würden mit dem Auto fahren, was bis nach Irland eine ziemlich lange Fahrt werden würde. Aber Colin hatte, genau so wenig wie ich, einen vernünftigen Flug gefunden, weil wir sehr spontan und unsicher zugesagt hatten. Also fuhren wir einfach. Naja, Colin fuhr. Ich würde dann wohl eher schlafen.

Bis dahin musste ich jedoch erst mal den Abend ohne Zayn und den anstrengenden Tag morgen mit Fin überstehen. Zayn war mal wieder auf Achse und das wusste ich auch nur, weil er mir einen kleinen Zettel geschrieben hatte. Bei meinem Glück würde ich ihn bis zur Abreise gar nicht mehr sehen. Mit einem Becher Eis, etwas Wasser und einer Schale Popcorn machte ich es mir auf der Couch gemütlich. Dank der Heizung waren die kalten Wintertemperaturen ausgesperrt und ich konnte es mir so richtig schön kuschelig machen. Mit vollem Mund schaltete ich durch die Kanäle und fand schließlich einen guten Film. Er befriedigte meine Liebe für amerikanische Autos, heiße Schauspieler und Action. John Wick, ein neuer Film, der sogar noch aus diesem Jahr war, erfüllte echt alle meine Wünsche.

In der ersten Pause lief ich schnell auf die Toilette. Das eine neue Lied von 1D summend saß ich auf dem Klo und sah mich im Bad um. Nach dem Händewaschen lief ich dann schnell zurück und kuschelte mich wieder in meine alte Sitzposition.

Der Film war wirklich spannend, doch ich auch wirklich müde. Nach der vierten oder sogar schon fünften Pause, wo ich den Drang auf die Toilette zu gehen einfach ignorierte, fielen mir so langsam die Augen zu. Meine Lider wurden immer schwerer und bevor ich den Fernseher ausschalten konnte, schlief ich auch schon ein.

Ich träumte natürlich von niemand anderem als Harry. Dieses Mal war es mehr eine Erinnerung an eine Situation kurz nach unserer ersten Trennung.

"Das weiß ich ja, aber ich kann das einfach nicht mehr aushalten. Diese Kälte zwischen uns, als wäre es nicht Liebe, sondern Zwang der uns dazu bringt zusammen in einem Bett zu schlafen und miteinander zu leben. Nicht mehr wie früher, so leidenschaftlich und erregt. So, wie ich es liebe. So, wie ich dich liebe." Ich stand Harry gegenüber und sah ihn einfach nur an. Seine grünen Augen, seine vollen Locken und die rosanen Lippen. Wie sehr mir dieses Gefühl fehlte, sie auf meinen zu spüren... Unbewusst hatte ich meine Finger an meine Lippen gelegt und über sie gestrichen. Ich vermisste diese Leidenschaft zwischen uns und die Funken, die bei jedem Kuss sprühten. Bevor ich mich versah, überwand ich die Distanz und küsste ihn.

Seine Worte. Wie oft hatte ich über sie nachgedacht. Im Moment fühlte sich alles genau so an wie damals! Es war eiskalt zwischen uns, obwohl das Feuer in uns beiden loderte. Und es stimmte auch, dass mir seine Küsse fehlten. Vielleicht waren es auch die Küsse allgemein, die mir fehlten. Denn seit fast einem Jahr hatte ich niemanden mehr geküsst. Vielleicht fehlte mir einfach nur dieses wundervolle Gefühl, geliebt zu werden und niemals alleine zu sein. Nach diesem Traum konnte ich kaum weiterschlafen, also stand ich, früher als sonst, schon um halb sechs auf. Duschen wäre vor dem Sport ziemlich unnötig, also packte ich einfach meine Tasche für das Wochenende und gleichzeitig Duschzeug und Sportsachen. Heute früh hatten Fin und ich nämlich keine Lesung, weshalb wir um sieben mit dem Sport anfangen wollten. Er legte etwas vor, da er von der Uni her joggen würde.
Um kurz nach halb sieben war ich umgezogen und mit allem fertig. Fin stand schon kurze Zeit später vor der Tür und sah ziemlich motiviert aus. Was hatte ich mir da nur eingebrockt?!
Eigentlich tat ich das ja nur als Vorbereitung für Sonntag und zum Ausgleich für das, was ich in Irland essen würde.

"Auf geht's! Ich nehme deine Sachen und zu allererst laufen wir zurück zur Uni."
Seine Motivation hatte ich klar unterschätzt. Mit Fin zu laufen machte Spaß, auch wenn er mich immer ärgerte. Nach über drei Stunden kamen wir erschöpft zurück zur Uni, wo ich mich auf Fins Bett fallen ließ. Er lachte und ging schnell duschen. Direkt danach wusch auch ich mich schnell, denn der erste Kurs wartete schon.
Nach dem Kurs kam eine Durchsage, die mich kalt erwischte.

"Antonia Grey bitte zum Sekretariat." Ich lief mit meinen Sachen geschultert zu Mrs. Blumbaum, die mich grinsend empfang und mit dem Kopf nach rechts deutete.
Aus der Tür des Leiters kam lachend Colin heraus und grinste breit, als er mich sah.

"Da bist du ja. Können wir los?"
"Ähm, ich hab noch einen Kurs", sagte ich und sah ihn irritiert an. Denn eigentlich wusste er das auch.
"Nein, hast du nicht. Hab alles geklärt", lachte er und wollte einen Arm um meine Schulter legen. Dann erinnerte er sich anscheinend, dass ich ja immer noch seine Studentin war und beließ es bei einem Lächeln.

Wenig später stiegen wir ins Auto und waren bereit zur Abfahrt.
"Warst du schon mal in Irland?"
Ich schüttelte den Kopf. Es lag so nah, aber irgendwie hatte ich es nie dort hin geschafft.
"Dann wird's jetzt aber höchste Zeit." Wir lachten und Colin startete den Wagen. So fuhren wir ins Wochenende. Nach Irland.

Keep Calm and miss One Direction (2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt