47: Getrennte Wege

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- 2. Januar, Dienstag -

Wir hatten wieder Schule. Zu meinem Pech, denn es ging mir noch nie so beschissen, wie jetzt. Ich hatte mir die letzten zwei Tage die Augen ausgeheult, weswegen sie jetzt rot und geschwollen waren. Gestern hatten mich schon alle in der Schule komisch angeguckt und heute war es nicht anders. Mit Brian hatte ich seit Sonntag kein einziges Wort mehr gewechselt. Ich wollte und konnte es nicht. Es reichte ja schon, wenn ich ihn in der Schule sah. Ja, ich sah ihn nur in der Schule, da ich bei Sophie schlief. Sie hatte es mir sofort angeboten und ich nahm es natürlich an.

Es tat mir leid, dass Sophie mich die ganze Zeit ertragen musste. Aber ich war ein Wrack und so wollte ich meiner Mum nicht unter die Augen treten. Sie wüsste sofort, was los war und das war einfach das letzte, was ich jetzt gebrauchen konnte. Ich hatte ihr nur gesagt, dass ich wegen einem Projekt bei Sophie war. Mehr aber auch nicht.

Meine Gedanken schweiften immer wieder zu Brian. Ich verstand es nicht. Warum hatte er das getan ? Es wollte einfach nicht in meinen Kopf. Selbst Sophie verstand es nicht und sie hatte sonst auf alles eine Antwort.

Das Bild von Louisa und Brian, wie sie im Badezimmer rummachten, bekam ich nicht aus meinem Kopf. Es hatte sich dort wie eine Brandmarke eingebrannt und bereitete mir jedes Mal aufs neue einen Stich im Herzen. Auch, wenn es schon in tausend Einzelteile zerrissen war.

Eigentlich wollte ich stark sein und so tun, als ob es eiskalt an mir vorbei ging. Aber ich konnte es einfach nicht, dazu hatte mich diese Aktion zu sehr verletzt. Doch Brian schien so wie immer zu sein. Er lachte mit seinen Freunden und ich hatte bis jetzt keinen einzigen traurigen Blick gesehen. Habe ich ihm echt so wenig bedeutet oder war es eine Maske ? Ich wusste es nicht.

"Lucy, du musst mit ihm reden",sagte meine beste Freundin vorsichtig und sah mich mitleidig an.

"Ich will aber nicht",gab ich stur zurück.

Sophie seufzte. "Das ändert aber nichts an der Situation. Dann rede zumindest mit Jaiden."

"Danke, das hatte ich total verdrängt",stöhnte ich frustriert und vergrub mein Gesicht in ihrem Kopfkissen. "Das mach ich morgen."

"Hoffe ich für dich. Sonst zwinge ich dich dazu",sagte sie und setzte sich neben mich. "Aber du musst heute wirklich nach Hause. Du kannst schließlich nicht ewig bei mir bleiben",fügte sie etwas sanfter hinzu.

Ich drehte mich auf den Rücken. "Ich weiß. Sophie, ich will ihm nicht begegnen. Sobald ich ihn sehe, werde ich anfangen zu heulen, das weiß ich jetzt schon",meinte ich verzweifelt und rieb mir über die Augen, da sie vom ganzen Weinen brannten.

"Lass dich doch nicht von so einem Typen so runterziehen",sagte Sophie. "Wenn er sowas abzieht, hat er dich nicht verdient." Die Blonde verschränkte ihre Arme vor der Brust und schaute ernst zu mir nach unten.

"Du hast ja recht",murmelte ich. "Ich geh dann mal." Ich zwang mich dazu aufzustehen und packte meine Sachen zusammen.

Sophie begleitete mich noch zur Tür und umarmte mich fest. "Du machst das schon",flüsterte sie und lächelte mich leicht an.

"Ich hoffe es",gab ich zurück und seufzte. Das Seufzen wurde langsam zur Gewohnheit. Ich drehte mich um und lief zu meinem Auto. Ich schloss es auf und setzte mich rein. Doch anstatt nach Hause zu fahren, blieb ich einfach sitzen. Meine Gedanken schweiften wieder zu Brian.

Am Anfang war ich sauer auf ihn gewesen. Doch diese Wut hatte sich im Laufe der letzten zwei Tage in Enttäuschung verwandelt. Ich war einfach nur noch enttäuscht von Brian. Er meinte, dass er mir sowas nie antun könnte und nicht einmal zwei Wochen später, tat er es. Ich war aber nicht nur enttäuscht. Ich war auch sauer und zwar auf mich. Was hatte ich auch erwartet ? Dass er sich nur für mich ändern würde ? Ich wusste ja schließlich, dass Brian ein Player war, bevor ich ihn kennengelernt habe. Jaiden hatte, wie es aussah, recht gehabt, als er meinte, dass Brian mich früher oder später betrügen würde. Doch ich naive Kuh wollte es ja nicht glauben. Ich wollte es wahrscheinlich nicht glauben, weil er so süß zu mir war und nie auch nur irgendwie angedeutet hatte, dass er mich betrügen würde. Wie sehr man sich doch nur in einem Menschen täuschen konnte. Ich konnte es immer noch nicht glauben.

Looking for my Happy EndingWo Geschichten leben. Entdecke jetzt