*01: Auf in ein neues Leben

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„Lucy !", rief meine Mum nun schon zum dritten Mal nach mir.

„Ja ! Ich komm doch schon !",rief ich genervt zurück. Das Mütter immer so einen Stress machen müssen. Meine Mutter besonders. Ich lief mit meinem letzten Karton die Treppen unseres nun alten Hauses nach unten und war froh, dass ich nicht stolperte. Ich hatte nämlich ein Talent für Peinlichkeiten und das zu meinem Leidwesen auch in der Öffentlichkeit.

„Na endlich, ich dachte, du kommst gar nicht mehr", seufzte meine Mum. Ich sag ja, sie machte viel zu viel Stress.

„Sorry", murmelte ich genervt und stellte den Karton zu den restlichen in den Umzugswagen. Ich wollte nicht weg. New York war wunderbar. Man konnte gut shoppen gehen und es war so gut wie immer was los. Sogar das Wetter hier war akzeptabel.

Als ob du da nicht auch shoppen kannst.

Und da war sie wieder: Darf ich vorstellen ? Die Stimme in meinem Kopf, die immer alles besser wusste und öfters sarkastische Bemerkungen machte.

Du antwortest doch genauso oft sarkastisch, also beschwer dich mal nicht.

Oke. Da war was dran.

„Lucy, hast du dann alles ?",riss mich die Stimme meiner Mum aus meinen Gedanken.

„Ja, wir können los", seufzte ich und schaute nochmal zu unserem alten Haus. Ich würde es auf jeden Fall vermissen. Ich meine, ich war hier aufgewachsen. Außerdem konnte ich viele positive Dinge mit diesem Haus verbinden. Zum Beispiel, wie ich Fahrrad fahren gelernt habe, die Federballspiele mit meiner Mum, unseren Spieleabend, den wir jeden Freitag gemacht haben und noch viel mehr Dinge. Es gab natürlich auch negative Erinnerungen an dieses Haus. Eine wäre, wie ich beinahe unser Haus abgebrannt hätte, als ich mir etwas kochen wollte und eine andere war, als mein Dad uns verlassen hat. Es war von einen auf den anderen Tag. Er erzählte uns nicht einmal wirklich viel. Er meinte nur, dass er jemanden kennengelernt hat und mit ihr wegziehen wollte. Im Nachhinein stellte sich raus, dass es seine Arbeitskollegin war. Good Job, Dad. Seit dem Tag war er natürlich bei mir unten durch.
Und dann gab es noch die Sache mit Luca, aber das ist eine andere Geschichte, die ihr im Laufe der Geschichte auch noch erfahren werdet.

„Gut, du weißt ja, dass wir eine lange Fahrt vor uns haben." Meine Mum lächelte mich liebevoll an und ich konnte nicht anders, als es zu erwidern. Ich konnte meiner Mum einfach nicht lange böse sein. Dafür liebte ich sie zu sehr. Wir stiegen in unser Auto und fuhren los. Der Umzugswagen wurde von einem Umzugshelfer gefahren.

„Ach Lucy, Henry hat einen Sohn. Er müsste ungefähr in deinem Alter sein", sagte meine Mum lächelnd.

„Okay." So schlimm wird's schon nicht sein, oder ?

Ich holte mein Handy und meine Kopfhörer aus meiner Tasche und schloss sie gleich an. Bei langen Autofahrten hörte ich immer Musik. Mein Kopf hatte ich an das Fester gelehnt und sah verträumt hinaus, während die Landschaft rasend schnell an uns vorbeizog. Das Nächste, was ich mitbekam, war wie mich jemand sanft anstupste. Ich öffnete langsam meine Augen und sah in das strahlende Gesicht meiner Mutter. Von Autofahrten wurde ich einfach jedes Mal müde. Eigentlich schade, da man dadurch die ganzen unterschiedlichen Landschaften verpasste.

„Wir sind da, Schatz", sagte sie fröhlich und stieg auch schon aus.

Na dann, ab ins neue Leben. Ich stieg ebenfalls aus dem Wagen und schaute mir das Haus vor uns genauer an. Es war eine weiße Villa mit großen Fenstern. Na Klasse. Ich hatte nichts dagegen in einer Villa zu wohnen, aber ich hatte meistens etwas gegen die Leute, die in solchen Häusern wohnten. Der Großteil von diesen Leuten war nämlich arrogant und hielt sich für etwas Besseres und auf sowas konnte ich getrost verzichten.

Looking for my Happy EndingWo Geschichten leben. Entdecke jetzt