*02: Ein Arschloch namens Brian

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Brian grinste mich wissend an, woraufhin er nur einen bösen Blick von mir erntete.

„Setz dich doch, Lucy", sagte meine Mum fröhlich und deutete auf den Platz neben sich.

Ich setzte mich und bekam kurz darauf einen Teller mit Lasagne vor die Nase gestellt. Ich liebte Lasagne, vor allem die von meiner Mum. Sie war einfach die beste Köchin, die ich kannte. Also hatte ich das Talent zum Kochen wohl nicht von ihr geerbt sondern eher von meinem Vater. Der konnte nämlich genauso wenig kochen wie ich. Das Essen verlief relativ ruhig, da niemand genau wusste, was er sagen sollte. Nach dem Essen sollten Brian und ich abwaschen, was mehr als unnötig war, da wir einen Geschirrspüler besaßen. Ich konnte mir denken, warum wir zusammen abwaschen sollten. Wahrscheinlich wollten meine Mum und Henry erreichen, dass Brian und ich uns besser kennenlernten. Doch ihn wollte ich ganz sicher nicht besser kennenlernen. Also ignorierte ich ihn gekonnt die ganze Zeit über. Nur leider schien ihm das nicht zu gefallen, da er von hinten seine Hände an meine Hüfte legte und leise sagte: „Hör mir mal gut zu. Ich werde nicht ignoriert, sondern ich ignoriere die Leute, verstanden ?"

Ich drehte mich um und sah ihm direkt in die Augen. "Hör mir mal gut zu", imitierte ich ihn affig. „Ich ignoriere, wen ich will und lasse mir von jemandem wie dir nicht sagen, was ich zu tun und zu lassen habe. Ist das klar ?"

Er funkelte mich böse an. „Du wirst schon sehen, was du davon hast", murmelte er sauer und ging aus der Küche.

Was bildete der sich eigentlich ein ? Das alle nach seiner Pfeife tanzen oder was ? Nicht. Mit. Mir. Arrogantes Arschloch.

Wow. Nicht gleich so nett.

Ich stellte die letzten Sachen einfach in den Geschirrspüler. Ich würde jetzt garantiert nicht mehr abwaschen. Sonst hätte ich wahrscheinlich noch einen Teller kaputt gemacht, weil ich so angepisst war. Als ich alles eingeräumt hatte, lief ich nach oben in mein Zimmer. Dort packte ich meine Tasche für meinen ersten Schultag an der neuen Schule, machte mich bettfertig und legte mich ins Bett. Auch wenn es erst sieben Uhr abends war, war ich total müde. Der Tag ist aber auch anstrengend gewesen. Erst musste ich total früh aufstehen und meine Kartons die Treppe runtertragen. Dann kam die ewig lange Autofahrt. Ich hab zwar geschlafen, aber trotzdem. Wenn ich zu viel schlief, war ich den ganzen Tag über müde. Hier musste ich die Kartons dann wieder die Treppe hochtragen und schon einige Sachen ausräumen. Ja und dann war da noch das Arschloch namens Brian. Das konnte was werden. Ich seufzte und stellte mir meinen Handywecker. Hoffentlich würde es morgen besser werden.

~

- Montag -

Mein Wecker riss mich mit einem Lied von Avicii aus dem Schlaf. Ich stöhnte genervt auf. Obwohl ich solange geschlafen hatte, war ich todmüde. Ich nahm mein Handy in die Hand und wischte einmal über das Display, um meinen Wecker auszustellen. Ich rieb mir mit meinen Handflächen über die Augen und lief ins Bad. Dort sah ich in den Spiegel und stellte fest, dass ich furchtbar aussah. Meine langen braunen Haare standen in alle Richtungen ab und ein paar Abdrücke von meinem Kissen zierten mein Gesicht. Ich gähnte noch einmal ausgiebig und ging dann erstmal duschen. Nach der Dusche war ich endlich wach und fing an mich fertig zu machen. Ich schminkte mich leicht und kämmte meine Haare.

Als ich mir meine Klamotten anziehen wollte, fiel mir auf, dass ich sie in meinem Zimmer liegen gelassen hatte. Das war wohl die Macht der Gewohnheit. Vorgestern konnte ich schließlich noch so durch das Haus rennen, da dort niemand weiter war außer meiner Mum und mir. Ich zuckte mit den Schultern. Würde schon niemanden stören, wenn ich nur mit einem Handtuch durch die Gegend lief, immerhin wohnte ich jetzt auch hier. Also schlang ich mir das Handtuch nur etwas fester um den Körper und hielt es zur Sicherheit noch mit meinen Händen an Ort und Stelle. Ganz nackt wollte ich dann auch nicht durch das Haus laufen, während ich hier jederzeit einem schwanzgesteuerten Teenager und dem Freund meiner Mutter begegnen könnte. Leise tapste ich den Flur entlang und sah auf den Boden, um zu vermeiden, dass ich auf etwas trat, da hier noch genügend Zeug rumlag, was noch wegsortiert werden musste. Auf einmal lief ich gegen irgendwas und fiel nach hinten. Bevor ich jedoch mit dem harten Boden Bekanntschaft machen konnte, wurde ich von jemandem aufgefangen. Ich sah hoch und mein Blick traf auf zwei wunderschöne blaue Augen. Moment, die gehörten Brian. Also waren sie ganz sicher nicht wunderschön. Und es war ja klar, dass ich ausgerechnet mit dem zusammenstoßen musste. Karma hasste mich einfach.

Kein Wunder, dass Karma dich hasst. Dein Mundwerk ist ja auch viel zu groß.

Danke, innere Stimme. Ich hab dich auch gern.

Gegen meinen Willen lief ich rot an und versuchte mich von ihm zu lösen. Doch er verstärkte den Griff um meiner Hüfte nur und zog mich noch näher an sich. „Ich muss mich fertig machen", sagte ich mit fester Stimme, nachdem ich mich gefangen hatte.

Brian sah mich belustigt an und grinste. „Kannst du doch auch. Du musst sowieso mit mir fahren."

Wie jetzt ? Mein Blick muss echt bescheuert ausgesehen haben, da Brian anfing zu lachen. „Du weißt doch gar nicht, wie du zur Schule kommst", sagte er und grinste noch mehr.

„Ich hätte schon einen Weg gefunden", sagte ich stur, da ich garantiert nicht bei diesem Vollidioten mitfahren wollte. Lieber würde ich Toilettenwasser trinken.

„Ja, und der wäre, bei mir mitzufahren, Süße."

„Nenn mich nicht Süße", zischte ich und funkelte ihn böse an. Dieser Typ machte mich wahnsinnig. Ich befreite mich von ihm und lief in mein Zimmer. Ich konnte seinen Blick auf mir spüren und zeigte ihm den Mittelfinger. Brian lachte nur auf.

Arschloch.

Ich schlug die Tür hinter mir zu. Ich war immer noch sauer. Wie konnte man nur so arrogant und so dermaßen von sich selbst überzeugt sein und dann musste ich auch noch bei dem mitfahren. Ich holte genervt eine zerrissene Shorts und ein Rüschentop aus meinem Schrank und zog sie an. Dann schnappte ich meine Tasche und lief nach unten in die Küche.

„Guten Morgen", begrüßte meine Mum mich gut gelaunt.

Wie konnte man morgens so gut gelaunt sein ? Ich verstand solche Leute nie. Wenn ich aufstand, durfte man mich die ersten 20 Minuten auf keinen Fall ansprechen. Es sei denn man wollte seinem Leben ein Ende setzen oder kastriert werden.

Diese Leute sind einfach nicht so ein Morgenmuffel wie du.

„Morgen", murmelte ich und setzte mich an den Tisch.

Meine Mum stellte mir eine Müslischüssel vor die Nase. „Hier, Spätzchen."

„Danke, Mum", bedankte ich mich, rollte aber wegen dem 'Spätzchen' mit den Augen. Meine Mum und ihre schrecklichen Kosenamen, die in der Öffentlichkeit noch schlimmer wurden. Manchmal glaubte ich, dass sie das mit Absicht tat. Einfach nur, um mich zu blamieren.

Als ich fast aufgegessen hatte, kam Brian in die Küche. „Morgen", sagte er und setzte sich auf den Platz gegenüber von mir. Ich schaute ihn böse an, woraufhin er mich nur blöd angrinste. Wenn das so weiter ging, würde ich irgendwann nie wieder normal gucken können. Nach dem Essen lief ich nochmal hoch und putzte mir die Zähne. Auf dem Weg nach unten begegnete ich Brian auf der Treppe.

„Da bist du ja. Wir müssen los", sagte er genervt. Er konnte sich auch nicht entscheiden, wie er drauf sein sollte, oder ?

„Lass deine schlechte Laune an anderen Leuten aus oder ich zick zurück", entgegnete ich genauso genervt.

„Ich lass meine schlechte Laune an den Leuten aus, an denen ich das will", erwiderte er und stieß mich mit der Schulter an, als er an mir vorbei lief. Ich quittierte das nur mit einem Augenrollen und folgte ihm dann. Der Kerl hatte mehr Stimmungsschwankungen als ich, wenn ich meine Tage hatte. Ohne Spaß.

Da muss ich dir ausnahmsweise mal zustimmen. Und du bist unerträglich, wenn du deine Tage hast.

Er setzte sich, als wir in der Garage ankamen, in einen Audi R8 und sah mich durch das Fenster auffordernd an. War ja klar, dass der Typ einen Audi R8 hatte. Passte ja zu ihm. Beschissener Mensch, beschissenes Auto. Ich war noch nie ein Fan von diesem Auto gewesen. Ich mochte zwar schnelle Autos, aber das Design von diesem Modell fand ich schlichtweg hässlich.
Als ich mich neben ihn auf den Beifahrersitz gesetzt hatte, wartete er nicht einmal darauf, bis ich mich angeschnallt hatte, sondern fuhr einfach los. Die Fahrt über schwiegen wir uns an, was mir auch recht war. Auf ein Gespräch mit ihm konnte ich wirklich verzichten. Wir würden uns eh nur anzicken und im schlimmsten Fall würde ich ihm den Kopf abreißen.

Looking for my Happy EndingWo Geschichten leben. Entdecke jetzt