52: Eine viel zu große Stadt

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POV Brian
- Samstag -

Ich irrte durch die mir unbekannte und viel zu große Stadt. Ich konnte Großstädte noch nie wirklich leiden. Hier waren viel zu viele Menschen, die null auf ihre Umgebung achteten und jeden umrannten, der ihnen nicht aus dem Weg ging. Großstadtleute waren immer so hektisch. Ich wich schon wieder einer Person aus und verdrehte genervt die Augen. Überall Menschen im Anzug und mit Aktentasche. Ich wollte gar nicht wissen, was für ein eintöniges und langweiliges Leben sie führten.

Ich bog um die nächste Ecke. Hier irgendwo musste doch ein verdammter Supermarkt sein. Immerhin war ich hier in Los Angeles. Wenn ich schon keinen Supermarkt fand, wie sollte ich dann bitte Lou finden ? Es war einfach hoffnungslos. Ich war mir so sicher, dass ich sie finden würde, als ich hierher gezogen bin. Aber jetzt ? Ich wusste ja nicht einmal ihre Adresse und ihre Nummer hatte ich auch nicht, da sie sie gewechselt hatte. Das musste ich bitter feststellen, als mir eine Computerstimme vor knapp vier Monaten erzählte, dass es keinen Anschluss mehr unter ihrer Nummer gab. Als ich ihre Mum und meinen Dad gefragt hatte, ob sie ihre neue Nummer hätten, nickten sie zwar, aber gaben sie mir nicht, weil sie es Lucy versprochen hatten. Genauso wenig verrieten sie mir auch die Adresse von ihr. Das Einzige, was ich aus ihnen rausbekam, war das Viertel, in dem sie wohnte. Aber ist ja nicht so, als ob das Viertel mega groß wäre -quatsch.

Na endlich. Am Ende der Straße konnte ich einen Supermarkt erkennen und lief nun zielstrebig auf diesen zu. Ich musste nur noch über die Ampel gehen und dann wäre ich fast da. Ich stellte mich zu den anderen Leuten, die bereits darauf warteten, dass es weiß wurde. Als es endlich soweit war, liefen alle los. Ich schlängelte mich mehr oder weniger hindurch, da mir viel zu viele Menschen entgegenkamen. Ich atmete erleichtert aus, als ich die andere Straßenseite erreicht hatte.

Was ich nicht alles für dieses Mädchen tat. Oke, ich hatte auch ziemlich Scheiße gebaut. Eins stand definitiv fest: Ich hatte mich in dem letzten Vierteljahr verändert. Ich war erwachsener als vorher. Hoffte ich zumindest, denn ich fühlte mich so. Außerdem hatte ich mir in den Kopf gesetzt Lucy zu finden. Selbst wenn ich Monate dafür brauchen würde. Das Einzige, wovor ich Angst hatte, war, dass sie jemand anderen kennengelernt und mich vergessen hat. Ich hatte Angst, dass sie jemand besseren als mich kennengelernt hat. Oke, was dachte ich da. Jeder war besser als ich.

Ich meine, was war ich schon ? Ich war ein Typ, der vor vier Monaten noch jede Woche eine Neue hatte. Ich war ein Typ, der vor vier Monaten noch mit Mädchenherzen gespielt hat. Und jetzt dachte ich, dass Lucy mir verzeihen würde ? Wie dumm war ich eigentlich ? Plötzlich kam mir mein ganzer Plan ziemlich dämlich vor. Das würde niemals funktionieren. Doch dieser eine Satz in ihrem Brief gab mir Hoffnung. Er gab mir Hoffnung, dass sie mir doch verzeiht -auch wenn es schwer für mich wird.

Du wirst immer einen Platz in meinem Herzen haben.

Dieser Satz ließ mich nicht los. Ich bekam ihn nicht aus meinem Gedächtnis. Er gab mir Hoffnung, wenn ich aufgeben wollte und brachte mich dazu weiterzumachen. Er ließ mich hoffen, dass nicht alles umsonst war, was ich tat.

Ja, ich weiß. Die Hoffnung stirbt zwar zuletzt, aber trotzdem stirbt sie. Doch manchmal hatte man Glück und sie starb nicht, weil das, was man gehofft hat, war geworden ist und dieses Glück brauchte ich. Mehr als alles andere. Ich hoffe, ihr konntet diesem Gedankengang folgen.

~

POV Lucy
- Samstag -

"Was für ein Arschloch." Das war die erste Reaktion, die Marco zeigte, nachdem ich ihm alles erzählt hatte. Er hatte mir die ganze Zeit über aufmerksam zugehört und mich kein einziges Mal unterbrochen. Das Einzige, was er tat, war mich hin und wieder an sich zu drücken, seinen Kiefer anzuspannen oder Gegenstände mit seinen Blicken zu töten.

Looking for my Happy EndingWo Geschichten leben. Entdecke jetzt