Prolog

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Nathaniel Pov:

Endlich Ruhe!

Dieses Geschrei ist nicht länger auszuhalten.
Seit Mutter von Geralds Affäre mit Maria, dem Hausmädchen, erfahren hat, ist sie auf Kriegsfuß mit jedem, der ihren Pfad kreuzt. Nicht, dass es
Mrs. Anderson-Stark tatsächlich treffen würde, dass ihr Mann es mit einer anderen treibt.

Nein.

Sie ist verärgert, dass es sich um eine ihrer Bediensteten handelt.
Dann hätten wir noch meinen Vater, den Alkoholiker.
Seine Schläge traktieren mich tagtäglich.

Weshalb?
Keine Ahnung.
Möglicherweise um mich zu härten, doch mit Sicherheit, um mich zu brechen.
Seine einzigen Interessen an meiner Existenz sind permanente Verfügbarkeit als Boxsack und die Football Karriere.

Die nächste Football Legende der amerikanischen Geschichte.

Sein Meisterwerk.

Hinzu kommt Cynthia Reynolds.
Eine meiner Bettgeschichten.
Ich halte sie alle einen Anruf entfernt, für den Fall, dass ich meiner Realität entfliehen muss, doch Cynth hat andere Pläne.
Sie will nicht länger ein kleines dreckiges Geheimnis bleiben.
Nein, die Wahnsinnige fordert mehr.

Einen Titel.
Nathaniels Stark feste Freundin.

Dass ich sie nicht ausstehen kann, spielt für sie keine Rolle.
Dass ich sie ausnutze, spornt sie an.

"Quaterback und Cheer Captain gehören zusammen.
Das ist die natürliche Ordnung der Hierarchie".

Sowas von lächerlich.
Ich liebe meine Freiheit, den unverbindlichen Sex zu sehr, um mich zu binden.
Und sicher nicht an ein Flittchen, dass ihre Beine für jeden öffnet.
Dass ich nicht mal versuchen würde ihr treu zu bleiben, schmälert ihre Willenskraft in keiner Weise.

Ist das nicht erbärmlich?

Niemals zuvor bin ich exklusiv mit einem Mädchen gegangen.
Der Bullshit, der einzig wahren Liebe ist ein Konstrukt des schwachen Geistes.
Etwas das ich nicht besitze.
Doch Cynthia möchte, dass ich die Möglichkeit in Betracht ziehe.
Dass ich größere Probleme besitze, kommt ihr nicht in den Sinn.
Nein, streicht das.

Das kommt niemanden in den Sinn.

Bei uns Zuhause, wenn man das so nennen darf, hängt der Haussegen schief.
Doch Mrs. Martha Anderson-Stark aka meine Mutter und ihre High Society Ladys basteln entgegen aller Realität an der nächsten Gelegenheit allen etwas vorzuspielen.
Unser Markenzeichen zu verkaufen.

Die perfekte Familie.

Dass Dad mich tagtäglich hinter geschlossenen Türen zusammenschlägt, ist Tabuthema.
Doch, dass ich in einer Bullshit Fassade von Familie groß geworden bin, ist unwichtig.
Wichtig ist nur mein Nachname.

Stark.

Den Namen, denn die Menge grölt, wenn ich einen Touchdown erziele.
Der von jedem Hotelpersonal gefürchtet wird. Und der Name, mit dem ich zahlreiche Schlagzeilen mache.

"Stark Junior in Massenschlägerei in New Yorker Nachtclub verwickelt".

Eine anstrengende Fassade.
Mein wahres Ich in dieser Situation zu sein, noch schlimmer.
Daher komme ich in diesen Park, in dem mich niemand zu erkennen scheint.

Eine willkommene Erleichterung.

Keinen Moment lang so sein zu müssen wie mein Vater mich gerne hätte.
Nicht der sein zu müssen, für den mich der Rest der Welt hält.
Der verwöhnter W*chser.
Ein Grund weshalb ich beschlossen habe alles hinter mir lasse.
Ein eigenes Leben aufbauen, indem nur ich bestimmen darf, wer zum Teufel ich bin.
Mein Zuhause, meine Familie und Freunde lasse ich hierfür gerne zurück.

Mit diesem Gedanken hebe ich meinen Rucksack von der Bank und blicke auf meine Uhr.

Vierzehn Uhr fünfundvierzig.

Noch genau dreizehn Minuten bis der Zug in mein neues Leben aufbricht.

Mit diesen Gedanken mache ich mich auf den Weg, bewundere ein letztes Mal das Willkommensschild des Parks, die große Kirchenuhr und spüre eine Wucht auf mich einwirken.

Eine bekannte Rage bricht augenblicklich über mich.
Und ich gebe dem Impuls nach.

"KANNST DU STÜCK SCHEIßE-".

Meine Stimme verstummt als ich die schwache Gestalt auf dem Boden entdecke.
Wie verzaubert blicke ich in die schönsten Augen, die ich jemals zu Gesicht bekommen habe.

Kleine, salzige Tränen steigen in ihnen auf. F*ck, bin ich der Grund?

Der Grund für das Leid in dieser atemberaubenden Gestalt.

Schwarzes Haar, dass ihr wunderschönes karamellfarbenes Gesicht vor mir versteckt.
Rosa, vollen Lippen werden von einem nervösen Kauen kaschiert.
Große, dunkelbraunen Augen starren mir direkt in die Seele.
Als könnten sie jedes Geheimnis, jede Schwäche und Angst des großen Nathaniel Stark aufdecken.

Ein wahrhaftiger Engel.

Meine Angel.

Der Mut packt mich...doch sie ist mit einem Wimpernschlag verschwunden.
Wo bist du hin?
Aufgewühlt erhebe ich mich von dem kalten Beton und blicke suchend in alle Richtungen.
Doch keine Spur meines Engels.
Stattdessen durchdringt mich die qualvolle, schwarze Begierde.
Ein tiefes Verlangen.
Der Drang, der sich über meine Glieder ausbreitet, sie wiedersehen zu müssen.
Sie ist das Heilmittel all meiner Qualen.
Ich kann diese gottverlassene Stadt nicht verlassen, nicht ohne sie.

Ich muss sie finden.

Das harte Cover neben meinen Armen enthüllt ein Bucheinband.
Ihr Buch...sie muss es verloren haben als sie flüchtete und hinterließ mir eine Chance sie aufzuspüren.
Die hauchdünne doch nicht unmögliche Chance.

Ihre Stolz und Vorurteil - Ausgabe liegt in meinen Händen und bald wird sie das auch.

>>Das ist ein Versprechen.

Ein Versprechen dich wiederzufinden, denn du bist mein Engel, meine
Erlösung.

Das ist ein Versprechen.
Mein Versprechen an dich.

Meine Angel<<
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