Der Rauch meines Blunts benebelte mir die Sinne. Er trocknete mich förmlich aus, aber er verlieh meinen Gefühlen Kraft. Ich fühlte mich so dreckig. So unglaublich dreckig. Wie lange wird das noch so weiter gehen? Wie lange muss ich mich verstecken? Was wohl aus Valon geworden ist? Aus Arton? Vielleicht sind sie verlobt? Womöglich verheiratet? Sind sie glücklich? Und meine Mutter... Ich will sie nie wieder sehen, aber sie ist meine Mutter. Ich denke trotzdem noch an sie. Sie ist es nicht Wert, nicht mal ein Fünkchen, aber ich tu es. Langsam begann die Sonne aufzugehen. Es war zwar noch dunkel draußen, aber es dämmerte schon. Der Morgen hat etwas magisches, das fand ich immer schon. Aber ich hatte aufgehört düse Magie zu spüren. Ich hatte aufgehört zu fühlen, und auch zu genießen. Der nächste Zug bahnt sich seinen Weg meine Lunge hinunter. Ich stand auf und ging ama Fenster. Es war keine Glasscheibe mehr drin, der Kälte Morgenwind blies mir entgegen. Wie hoch steht das eigentlich? Wie viele Meter sind unter mir? Wenn ich springe, würde ich sterben? Oder mir nur wehtun? Ich durfte nicht riskieren das ich überlebe... Denn im Krankenhaus würden Sie die vielen Wunden auf meinem Körper sehen. Sie würden fragen stellen, würden nachforschen. Und er würde mir noch mehr weh tun, als er es schon tat. Abhauen kann ich nicht, er würde mich finden. Ich hatte es so oft schon versucht... Ich lief die dreckige Treppe nach unten und ging Raus in den Morgen. Die Stadt war tot. Kein Wunder, es war wahrscheinlich gerade mal 6 Uhr morgens. Ich sah mir die Häuser an, die Straßen, die wenigen Menschen die hier herum liefen. Ihre Blicke waren so abwertend, so angeekelt. Als wäre ich kein Mensch, sondern ein Stück Dreck. Wenn ihr wüsstet... Wenn ihr auch nur annähernd wüsstet wieso ich so aussehe. Ich ging nach Hause, kramte meinem Schlüssel aus der Tasche und schloss ohne zu atmen die Türe auf. Ich will nicht das er mich hört. Ich will nur duschen und mir was wärmeres anziehen. Ich ging auf Zehenspitzen in die Wohnung rein. Überall lagen Bierdosen und dreckige Klamotten. Es stank nach Alkohol und Zigaretten, die Luft lies einen kaum atmen. Wenn er morgen zur Arbeit geht, komme ich und räum auf. Ich öffnete lautlos die Badezimmertüre und trat hinein. Ich zog mich aus und stellte mich vor den Spiegel. Meine Haare standen in alle Richtungen ab und meine Augen waren blutunterlaufen. Überall blutige Wunden. Blaue Flecken übersähen meinen Körper. Ich fihr mit meiner Fingerspitze die Wunde über meinem Bauch nach. 'Ich wollte mal Kinder kriegen' denke ich mir. Ein schwaches, verzweifeltes Lächeln umspielte meinen Mund. Langsam schliff ich meinen müden Körper in die Dusche. Ich lies das Wasser auf meine Haut prasseln. Es tat weh. Aber ich brauchte das. Nach etwa einer halben Stunde ging ich raus, schlich mit nur einem Handtuch umwickelt in mein Zimmer. Ich zog mir eine Leggins an, eine Jogginghose drüber und 2 Pullover. Ich kramte die dickste Jacke aus die ich hatte und schlüpfte in ein paar Socken. Ein anderes paar stopfte ich mir in die Jackentasche. Ich nahm mein Ladekabel und das Geld im Flur, was er mir hingelegt hatte, und verließ die Wohnung. Ich setzte mich in den Burgerking, denn seit 2 Tagen hatte mein Magen nichts essbares mehr bekommen. Nachdem mein Handy aufgeladen war, verließ ich das Restaurant und lief wieder die Straßen entlang. Ich setzte mich unter eine Treppe und griff in meinen BH. Ich holte das restliche Weed was ich noch hatte heraus und drehte mir einen Joint. Ich saß auf dem Boden und schloss die Augen. Ich war so müde. Müde vom Leben und von den Grausamkeiten der Welt. Eine ganze Weile saß ich so da, bis jemand meine Ruhe zerstörte.
"Guten Morgen junge Dame, darf ich fragen was sie da machen?" sagte jemand ironisch.
"Gehen Sie mir nicht auf die Nerven."
Ich merkte, dass er nicht vor hatte zu gehen. Also ignorierte ich ihn einfach. Irgendwann nahm er mir den Joint aus der Hand und drückte ihn vor meinem Augen aus. Ich sah ihn geschockt an, aus 2 Gründen. Erstens war das mein letztes Gras, zweitens war er Polizist. Ich war also in einer scheiss Lage.
Er sah mich mit hochgezogenen Augenbrauen an.
"Du weißt das ich dich mit auf die Wache nehmen muss?" fragte er.
"Wieso, wegen einem scheiss Joint."
"Wieso machst du es so öffentlich?"
"Ich sitz' unter ner scheiss Treppe?"
"Na komm, mach es nicht noch schwerer." Ich wusste das ich keine Wahl hatte. Weglaufen brachte nichts, ich wäre nicht weit gekommen. Ich war zu müde. Also stand ich mühsam auf und folgte ihm. Im Auto war es warm. Diese Wärme machte mich müde, meine Augen schlossen sich immer wieder. Auf der Wache angekommen wurde ich erst einmal durchsucht, ob ich noch mehr Zeug dabei hätte. Sie verlangten nach meinem Personalausweis und meinten dann ich soll warten. Der Typ kam zurück und bat mich in einen Raum. Er bot mir einen Stuhl an, ich setzte mich.
"Ich muss jetzt eine Anzeige aufnehmen, tut mir leid."
"Tu was du nicht lassen kanns."
Seit wann duzen wir uns eigentlich?
"Also, kannst du mir sage wieso du das gemacht hast?" fragte er und sah mich an. Seine Augen durchbohrten mich. Sie glänzten vor Lebenslust und Freude. Er hatte keine Sorgen, zumindest keine, die ihn so sehr kaputt machten wie mich. Und dieser Moment war der einzige seit Jahren, in dem ich mir nicht den Tod wünschte, sondern das Leben. Ein Leben wie er es hat. Mit einem Job und einem geregeltem Ablauf. Mit Freunden und einer normalen Familie. Mit Zufriedenheit...
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How he saved me...
RomanceGeschlagen, missbraucht, hintergangen, vergewaltigt... Ich könnte noch viel mehr Punkte aufzählen die mir in meinem Jungen aber erbärmlichen Leben widerfahren sind. Irgendwann kommst du an einen Punkt im Leben, wo dir alles egal ist. Du suchst nicht...