"Geht's wieder?"
Ich sah ihn lange an. Woher kam immer dieses Gefühl? Wieso verflog es nicht? Ich fühlte mich wo geborgen und wohl. Ich liebte diesen Menschen mit jeder Faser meines Körpers.
"Ich dachte das verfliegt." sagte ich und fixierte seine Wimpern.
"Was?" fragte er und strich mir eine Strähne aus dem Gesicht.
"Dieses Schwebegefühl."
Ein Lächeln zeichnete sich auf seinen Lippen ab.
"So verliebt?" fragte er ironisch.
Ich grinste von einem Ohr zum anderen.
"Ja." Ich küsste ihn auf die Wange.
"Wahnsinnig." ergänzte ich.
Er umarmte mich mit einem so festen Griff, das mir fast die Luft wegblieb.
"Ich liebe dich so sehr Liridona. So sehr. Ich möchte nur das du glücklich bist. "
Ich streichelte sanft über seine Haare.
"Du machst mich glücklich."
"Aber ich kann dir kein leid nehmen."
"Du hast mir alles leid genommen was mich geplagt hat. Das womit ich jetzt fertig werden muss, sind Nachwirkungen. Wundversorgung."
Ich küsste ihn. Lange. Meine Abhängigkeit von ihm war manchmal angsteinflößend.
"Willst du was machen?"
"Was denn?" fragte ich.
"Keine Ahnung. Kino? Essen? Sport?"
"Kujtim."
"Ja."
"Ich brauch nen Job."
Er sah mich verwundert an.
"Was?" Fragte ich.
"Wieso? Fängst du jetzt wieder an mit 'ich lieg dir auf der Tasche' oder was?"
"Auch. Aber ich brauch eine Beschäftigung. Mir fällt die Decke auf den Kopf."
"Hmm.." sagte er, stand auf und ging zum PC.
"Komm." sagte er und hielt mir die Hand hin. Ich stand auf und ging zu ihm rüber. Er setzte mich auf seinen Schoß und suchte in Google nach Jobs.
"Was möchtest du denn gerne machen?"
"Hmm.. ich weiß auch nicht."
"Da ist eine Stelle frei im Kindergarten, da bei der Zeitung, Mhh... hier ist eine im Altenheim."
'AUSHILFE GESUCHT
Anwaltskanzlei Schweikert
Wir suchen eine freundliche und motivierte Aushilfe, die uns mit viel Hilfsbereitschaft unter die Arme greift. Klingt nach Ihnen? Dann bewerben sie sich jetzt!'
Meine Augen fixierten diese Stelle. Ich zeigte mit dem Zeigefinger hin:"Da. Die Stelle will ich haben!"
"Anwaltskanzlei. Bist du dir sicher, das ist extrem viel Papierkram."
"Ich weiß, ich wollte es studieren." Sagte ich und erinnerte mich zurück an meine Schulzeit. Ein sanftes stechen durchbohrte mein Herz. Ich hatte mein altes Leben eigentlich hinter mir gelassen. Aber irgendwie tat es weh, dass ich meinem Traum nicht nachgehen konnte.
Er seufzte laut und sagte:" Na dann, schreiben wir mal eine Bewerbung oder."
"Ja... aber ich hab keine Zeugnisse..."
"Die holen wir bei deiner alten Schule."
Bei dem Gedanken, wieder an meine alte Schule zu gehen huschte mir ein Lächeln übers Gesicht. Wie lang war ich nicht mehr dort? 6 Jahre 7?
Wir saßen 2 Stunden da und feilten an meiner Bewerbung. Endlich war sie fertig.
"So. Wie viel Uhr haben wir es?"
"16:57 Uhr"
"Hmm.. die Schule wird nicht mehr offen haben schätze ich."
"Selbst wenn, ich hab meinen Abschluss nicht gemacht Schatz. Das weißt du."
"Ja und? Es geht um einen blöden Nebenjob, nicht um die Aufstellung zur Präsidentin."
"Hmm... ob das die anderen auch so sehen wie du. Fraglich."
"Hör auf so pessimistisch zu sein. Das wird schon. Morgen holen wir deine Zeugnisse und schicken die Bewerbung dann ab. Hoffen auf das beste."
Ich drückte ihm einen Kuss auf die Lippen.
"Danke."
"Wofür?"
"Für alles. Das du immer da bist für mich."
Er speicherte die Bewerbung ab und die Sache war erledigt.
"Wann musst du eigentlich wieder zur Arbeit?"
"Übermorgen." sagte er.Der Tag schwand langsam aber sicher so dahin. Draußen würde es immer dunkler, immer mehr Lichter gingen an, immer weniger Menschen liefen herum. Es war ein ziemlich komischer Tag gewesen. Eine Mischung aus Normalität und Chaos. Ich wusste nicht so recht, wie ich mich fühlen sollte. Aber ich war dankbar. Jeden Abend, bedankte ich mich. Dafür, dass ich ein neues Leben geschenkt bekommen hatte. Dafür, dass meine Gebete erhört wurden. Dafür, dass ich den besten Mann der Welt an meiner Seite hatte. Ich bedankte mich für meine Freiheit, denn sie war das größte gut, was ich besaß.

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How he saved me...
RomantizmGeschlagen, missbraucht, hintergangen, vergewaltigt... Ich könnte noch viel mehr Punkte aufzählen die mir in meinem Jungen aber erbärmlichen Leben widerfahren sind. Irgendwann kommst du an einen Punkt im Leben, wo dir alles egal ist. Du suchst nicht...