Ohnmachtssehnsucht

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Ich lag schmerzerfüllt auf dem Boden, machte mich ganz klein und versuchte keinen Mucks von mir zu geben. Ich hörte die Tür ins Schloss fallen und erst jetzt traute ich mich wieder zu atmen. Mir tat alles weh, mein Gesicht brannte und ich schmeckte den metallischen Geschmack von Blut in meinem Mund. Meine Wangen glühten von den Ohrfeigen und mein Körper fühlte sich an wie ein Boxsack, auf den man stundenlang eingeschlagen hatte. Tränen schossen mir ins Gesicht, jedoch nicht wegen der Schläge, sondern aus Verzweiflung und Hilflosigkeit. Ich stand vorsichtig vom Boden auf und stützte mich an der Wand. Meine Knie hielten mich kaum, mein Kopf pulsierte. Ich spürte jedes verdammte Glied meines Körpers pochen. Mit kleinen Schritten ging ich ins Bad und versuchte meinen Heulkrampf vergeblich zu ersticken. Nach einer gefühlten Ewigkeit errichte ich das Waschbecken, ich sah, noch bevor ich etwas anderes tun konnte in ein entstelltes Gesicht. In ein grünes Augenpaar, dass nur Leid und Verderben ausstrahlte. An meinem Mundwinkel war Blut geflossen, meine Wangen waren bläulich gefärbt und die Haare standen mir in alle Richtungen ab. Als wäre das nicht genug, verliehen die Tränen meinem Gesicht den Rest Kraftlosigkeit. Meine Gedanken fuhren im Loop, was wäre gewesen wenn? Was wäre gewesen... Was wäre gewesen wenn ich der Ärztin alles gebeichtet hätte? Was wäre gewesen wenn ich mir Hilfe geholt hätte? Was wäre gewesen wenn ich nicht zurück gekommen wäre? Und dann diese eine letzte Frage.. Was wäre gewesen wenn ich Kujtim's Vorschlag angenommen hätte...
Ich spülte mir den Mund aus und wusch mir mein Gesicht. Vorsichtig tupfte ich es trocken. Quälend langsam verließ ich das Bad und schleifte meinen Körper hinauf in mein Zimmer. Ich machte die Tür auf und warmes Sonnenlicht kam mir entgegen. In diesem Moment klingelte wieder mein Handy.
"Warum antwortest du nicht? Ich mache mir Sorgen, schreib doch bitte zurück."
Ich starrte auf den Display und lass immer wieder seine Worte durch. Immer wieder und immer wieder. Jeden einzelnen Buchstaben. Ich spürte die Verzweiflung in mir hoch kriechen. Ich schleuderte das Handy gegen die Wand und verlor de Kontrolle über meinen Körper. Ich schlug um mich, schrei, warf Dinge auf den Boden, mit Bildern herum und machte Vasen kaputt. Ich schlug meinem Spiegel ein und trat gegen den Schrank. Ich verwüstete einfach alles... Bis auf mein Bett, ließ ich nichts heil. Da stand ich nun. In meinem Zimmer, dass im Chaos versank. Genau so wie mein Zimmer aussah, fühle ich mich innerlich. Eine ganze Weile kniete ich im durcheinander und weinte. Bis der Schmerz in meiner Hand unerträglich wurde. Ich sah wie das Blut an ihr hinunter tropfte und Schnittwunden pulsierten. Ich zitterte, und das lag nicht nur am Adrenalinschub. Nein, ich verlor Blut. Ich verlor zu viel Blut. Und ich merkte wie ich immer schwächer wurde. Ich konnte die Ohnmacht fast mit Händen greifen. Ich kroch mit letzter Kraft zu meinem Handy und wählte den Notruf.
"Sie sind verbunden mit dem Notruf, bitte schildern sie uns genauestens was geschehen ist und bewahren Sie Ruhe."
"I.. ich brauche Hi- Hilfe.."
"Hallo? Bitte bewahren Sie Ruhe! Wie heißen sie? Hallo? Halloooo? Können Sie mir sagen wo sie sich befinden? Hallo?..."
Mir wurde schwarz vor Augen, alles verschwamm bis mich eine alles verschlingende Müdigkeit einholte. Ich schloss die Augen und hatte das Gefühl in einem langen und tiefen Schlaf zu fallen... Ganz weich und sanft...

How he saved me...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt