"Klopf, klopf.."

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Mittlerweile war es nach 17 Uhr.. 4 Stunden hatten wir bei der Polizei gesessen. Ich musste hundert Protokolle ausfüllen, Anzeige erstatten abermals Aussagen machen und und und. Immer wieder brach ich vor dem Polizisten zusammen, meine Gefühle holten mich ein und meine Angst nahm Oberhand von mir. Doch Kujtim war immer da, immer an meiner Seite und hielt meine Hand fest. Und wenn ich nicht reden wollte, wenn ich kurz davor war einen Rückzieher zu machen, dachte ich an den heutigen Morgen. Ich dachte an seine Worte, so viel es mir leichter. Aber mit jedem Wort wurde mein Herz leichter, mit jedem Wort hatte ich das Gefühl wurde die Last tragbarer. Ich sollte mich vom Arzt durchchecken lassen und alles protokollieren lassen. Sie wollten meinem Vater direkt festnehmen, ich wollte aber, dass er auf frischer tat ertappt werden würde. Also schmiedete ich einen Plan mit der Polizei.
Ich saß mit Kujtim im Wartebereich des Krankenhauses und wartete auf den Protokoll. Er hielt ununterbrochen meine Hand, mein Herz beruhigte sich heute nicht. Denn ich wusste, nach dieser Aktion würde sich alles ändern. Alles. Mein Leben wäre nicht mehr das was es mal wahr. Die Ärztin, die mich behandelt hatte bei meinem Aufenthalt, kam zurück mit einem Umschlag und einem Klemmbrett.
"Frau Gashi, hier ist das ärztliche Gutachten und das genaue Protokoll zu ihren Verletzungen. Die Verletzungen der letzten 2 Krankenhausaufenthalte habe ich mir hinzugenommen. Ich wünsche Ihnen alles Gute und viel Kraft."
"Vielen Dank."
"Auf Wiedersehen."
"Wiedersehen"
Mit diesen Worten verließen wir das Krankenhaus. Wir stiegen in den Wagen, und fuhren nach Hause.
Er schloss dir Tür auf und wir gingen hinein. Meine Knie zitterten, ich war nicht wirklich gut beieinander. Obwohl ich erleichtert war, alles rausgelassen zu haben, war da immer noch diese Angst. Diese Angst vor ihm. In genau diesem Moment klingelte mein Handy. Als ich auf den Display sah, erschien die Nummer meines Vaters. Mein Herz bleib für eine Sekunde stehen.. Ich sah auf zu Kujtim, der nur den Kopf schüttelte und seine Hand ausstreckte. Ich hielt ihm das Telefon hin, er nahm es und schaltete es aus. Dann kam er langsam näher und nahm meine Hände. Er drückte seine Stirn gegen meine, ich schloss die Augen.
"Du brauchst keine Angst mehr haben Liri..."
"Hab ich aber.." gab ich ehrlich zu.
"Ich werde dich beschützen, wenn es sein muss mit meinem Leben... Er kann dir nichts mehr tun, niemals wieder."
Ich ließ seine Hände los und umarmte ihn. Sein Geruch stieg mir in die Nase, meine Sinne spielten verrückt. So fühlt sich also Liebe an...
"Hast du Hunger?" fragte er irgendwann.
"Eigentlich nicht."
"Du hast den ganzen Tag nichts gegessen, was heißt hier eigentlich nicht?"
"Ich esse nicht so viel Kujtim..."
"Ja, das werden wir ändern.. Du siehst nicht mehr gesund aus."
Ich schmunzelte:" Willst du mich fett machen?"
"Ja, warum eigentlich nicht."
Wir fingen beide an zu lachen. Er hatte recht, ich war so abgemagert, dass könnte man sich nicht mehr ansehen. Meine Gesicht hatte überhaupt keine Form mehr. Meine Rippen stachen heraus. Mir passte nichts mehr. Alles war zu groß.
'Und er liebt dich trotzdem..' schoss es mir durch den Kopf. Dieser Gedanke machte mich glücklich. Er gab mir Kraft. Er liebte mich... Und ich liebte ihn.
Er schnipste mir zwei mal vor's Gesicht.
"Wo bist du mit deinen Gedanken mein Schatz?" fragte er.
"Mein Schatz?" fragte ich und grinste von einem Ohr zum anderen.
Er kniff mir in die Wange zwinkerte.
"Na komm, was willst du essen?"
"Hmmmmmm..." ich wollte nichts. Ich wollte nur seine Nähe.
"Pizza?"
"Hört sich gut an."

Mittlerweile war es mitten in der Nacht. Wir saßen auf dem Bett und redeten, über alles mögliche. Mein Kopf lag auf seinem Schoß, er streichelte über meine Haare und hörte mir einfach zu, bis mir mein Herz in die Hose rutschte, denn es klopfte an der Tür...

How he saved me...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt