Ich stand in seinem Bad und sah ihn den Spiegel. Ich betrachtete die Platzwunde an meinem Kopf, die blauen Flecken auf meinen Wangenknochen... Um meinen Hals hatten sich dunkle Flecken gebildet. Die meine nassen Haare klebten an meinem Rücken. Ich konnte mich nicht einmal abtrocknen, solche Schmerzen hatte ich. Eine ganze Weile stand ich da und sah mich an, ehe ich mir den Hoodie anzog, den er mir gegeben hatte und in meine Leggings schlüpfte. Vorsichtig drückte ich die Türklinke runter und trat in den Flur. Ein süßer Geruch hing in der Luft. Er machte Pfannkuchen. Auf Zehenspitzen schlich ich zur Küchentür. Ich öffnete sie, er stand am Herd und legte den fertigen Palatschinken gerade auf einen Teller, als er mich ansah. Er lächelte kurz, aber ich sah ihm die Verzweiflung an.
Ok Liri, jetzt ist der richtige Zeitpunkt ein fröhliches Thema anzufangen. Doch egal wie sehr ich mich anstrengte, mir fiel nichts ein. Er klopfte auf die Kücheninsel, um mir zu signalisieren, dass ich mich setzten soll. Ich wollte springen, aber ich konnte nicht. Ich war zu klein, und ich war zu schwach. Ich plumpste immer wieder zurück auf meine Beine, und das war der Moment in dem die Stimmung gelockert werden sollte. Denn ich lachte mich selbst aus und er schmunzelte mir zu. Meine Tollpatschigkeit amüsierte ihn. Aus einem Schmunzeln wurde ein Kichern, bis wir schließlich in kindisches Gelächter ausbrachen.
"Du Winzling!" lachte er.
Ich äffte ihn nach, zog ein beleidigtes Gesicht und verschreckte die Arme. Er musste nur noch mehr lachen. Ich beobachtete ihn, sein Lachen war so ehrlich. So herzhaft. Unbeschwert. Meine Mundwinkel zogen sich nach oben, ein wohliges Gefühl breitete sich in mir aus. Seine Lache hatte eine positive Wirkung auf mich. Zu positiv. Denn in meinem Bauch kribbelte es. Schon wieder... Sein Lachen klang ab, er sah mich eindringlich an. Ich hatte das Gefühl, dass dieser Moment ewig dauerte. Es waren nur ein paar Sekunden, doch diese Sekunden fühlten sich unendlich an. Er kam auf mich zu und mein Herz begann zu rasen. Ohne Grund, es begann schneller zu schlagen. Aber diesmal nicht aus Angst... Nein eher aus.. Nervosität? Seine Hände umfassen meine Hüften, mit einem Ruck hob er mich hoch und ich saß auf der Theke. Ich spürte das Blut in meine Wangen schießen, sein Blick trug einen enormen Anteil dazu bei. Seine Augen fixierten mich, fesselten meinen Blick.
Dann fing er an zu grinsen:" Ich hoffe du hast Hunger." sagte er und zwinkerte. Dann ließ er von mir ab und widmete sich wieder den Pfannkuchen. Ich blickte auf meine Hände, diese Situation war mir peinlich. Denn sie war so ungewöhnlich.
'Reiß dich zusammen Liridona!' mahnte mein Unterbewusstsein. Es war schon lange her, dass ich so fühlte. So kindisch und nervös. Ich hatte vergessen wie schön es ist, verliebt zu sein. Aber erwiderte er es? Und wenn ja, akzeptiert er mich? Diese Frage zerstörte jeden schönen Moment, den ich hatte. Und diese Momente waren so selten... Ich beobachtete ihn, seine Körpersprache, sein Verhalten.
"Geht's dir besser?" unterbrach er meine Gedanken.
"Ehhh.. Ja danke." ich schüttelte den Kopf, um wieder einen klaren Gedanken zu fassen.
"Woran denkst du?" fragte er.
"Woran denke ich?"
"Sag du's mir, du bist so verträumt..." das Grinsen auf seinem Gesicht wurde breiter. Und auch ich konnte nicht anders.
"Das finde ich am schönsten an dir..." sagte er. Ich sah ihn an, verstand nicht.
"Dein Lächeln."
"Ich hatte vergessen wie das geht."
"Die Welt hat etwas verpasst."
"Man verpasst nichts, ohne mich."
"Allerdings."
"Nein. Ich bin eine Belastung für meine Mitmenschen."
"Für mich nicht."
"Ich weiß bis heute nicht, was du an mir findest."
"Du bist einzigartig."
"Das ist jeder Mensch, auf seine Art und Weise."
"Du hast eine besondere Art und Weise."
Er legte den letzten Pfannkuchen auf den Teller.
"Ich bin innerlich, sowie äußerlich gebrochen. Ich bin verdorben und am Abgrund angekommen. Niemand fühlt sich in meiner Nähe wohl, was also, ist an mir besonders?" ich war den Tränen nahe.
"Ich bin so müde... " ich saß mich im Schneidersitz auf die Kücheninsel und schlug die Hände vor's Gesicht. Ich wollte nicht weinen, nicht jetzt, nicht hier.
Ich konnte spüren, wie er vor mich trat. Er nahm meine Hände weg und zwang mich ihn anzusehen. Doch ich drehte meinen Kopf weg.
"Jedes Mal wenn du in meiner Nähe bist, fühle ich mich geborgen. Ich fühle mich wohl..." begann er zu sprechen.
"Ich brauche dich nur ansehen und mein Herz fängt an zu rasen.. Ich bin nicht mehr ich selbst, verliere die Kontrolle über meine Gefühle. Sein Zeigefinger berührte meine Wange. Sanft und vorsichtig strich er über mein Gesicht. Ich schloss die Augen und konzentriere mich auf seine Berührung.
"Ich bin nicht gut für dich Kujtim... Ich werde dir nur weh tun."
"Wieso bist du nicht gut für mich? Du bist die einzige Person, bei der ich mich gut fühle.. Also sag mir, wieso bist du nicht gut für mich?"
"Ich kann dir nicht das geben, wonach du suchst..."
"Wonach suche ich denn?"
Meine Gefühle übermannten mich. Ich biss mir auf die Lippe und hielt die Luft an. Ich wollte nicht weinen.
Er nahm meine Hand und küsste sie. Warum war er so zu mir? Wieso behandelte er mich so gut?
"Du kannst mir nicht geben wonach ich suche, weil ich niemals auf der Suche nach etwas war. Und trotzdem, hab ich dich gefunden. Hör auf dich immer so schlecht zu machen. Du bist mehr wert, als all die Frauen zusammen."
"Du weißt nicht was du sagst..."
"Doch. Das weiß ich. Ich war auch am Boden... Ich stand auch mal auf so einer Brücke wie du... Und icu wollte auch gehen. Verschwinden. Mich in Luft auflösen. Ich weiß, wie deine Seele brennt. Vielleicht nicht aus den selben Gründen, aber ich weiß wie viel Schmerz du in dir trägst. Auf die trägst..." sagte er und fuhr die Flecken um meinen Hals nach.
Alles in mir war durcheinander. Ich war kurz davor, zusammenzubrechen. Seine Worte waren Balsam für meine Seele, und gleichzeitig Folter. Sie waren mein Heilmittel und gleichzeitig mein Gift... Wie soll ich es ihm bloß sagen, wie soll ich ihm nur die Wahrheit beibringen...
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How he saved me...
RomansaGeschlagen, missbraucht, hintergangen, vergewaltigt... Ich könnte noch viel mehr Punkte aufzählen die mir in meinem Jungen aber erbärmlichen Leben widerfahren sind. Irgendwann kommst du an einen Punkt im Leben, wo dir alles egal ist. Du suchst nicht...