Sonntag.

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Ein stickiger Geruch, von Zigaretten, Alkohol und Essen stieg mir in die Nase. Da stand ich nun, im Flur unseres Hauses und hatte Todesangst. Mein Herz schlug mir bis zum Hals. Ich hatte das Gefühl er könnte es hören, wenn ich näher rücke. Vorsichtig blickte ich auf meine Uhr. Super, stehengeblieben. Fast über dem Boden schwebend bewegte ich mich in Richtug Tür. Der Fernseher lief, Geschrei und Jubel war zu hören. Anscheinend lief ein Spiel. Kalter Schweiß lief meinen Nacken hinunter, während ich ins Zimmer hinein sah. Er saß da, auf seinem Sessel vor dem Fernseher und nahm einen Schluck von seinem Bier. Vorsichtig ging ich an der Tür vorbei und öffnete mit zittrigen Händen die Holztür, die in den Keller führte. Bevor ich die erste Treppe hinunter stieg, betete ich zu Gott. Ich betete, er soll mir Kraft geben das alles zu überstehen und Kujtim beschützen. Mit langsamen Schritten ging in hinunter und stellte mich ana Ende der Treppe.
'Bitte lass es gut gehen, bitte lass es heute vorbei sein!' sagte ich leise vor mich hin. Ich fing widerwillig an meine Klamotten auszuziehen und legte sie neben die Tür. Dann betrat ich den Raum des Grausens... Allein beim Anblick davon, gefror mir das Blut in den Adern. Der abgestandene Geruch von Fäulness umhüllte mich, meine Füße fühlten den kalten Botonboden und Gänsehaut durchfuhr meinem Körper. Hier drin war es nämlich alles andere als warm. Ich ließ meinen Blick durch den Raum schweifen und Übelkeit machte sich in meinem Magen breit. Erinnerungen der letzten Jahre blitzten durch meinen Kopf. Die Wände waren kahl und grau. An vielen Stellen fing die Wand schon an hinunter zu Bröseln. Die verrottete Matratze auf dem Boden ließ mir die Galle hoch kommen. Ich ekelte mich wie nie zuvor. Mein Hals schmerzte und meine Augen füllten sich mit Tränen bei dem Gedanken an die Ereignisse die sich hier unten abgespielt hatten. An manchen Stellen der Wände klebte vertrocknetes Blut. Hier unten fühlte ich mich tot. Es gab nichts, was mir auch nur einen Hauch Lebenswillen schenkte. Mein Herz schmerzte unglaublich und doch war ich immun dagegen geworden. Denn ich hatte mich längst daran gewöhnt. Er war ein Teil von mir geworden. Ein Teil meiner selbst. Erniedrigung, Schmerz, Trauer, Wut, Hilflosigkeit... Das alles definierte mich. Die Handschellen baumelten von der Decke hinab. Mein Gefängnis. Sie waren verrostet und dreckig. Verdreckt mit Schweiß und Blut. Genauso wie seine Hilfsmittel, mit denen er mich regelmäßig peinigte. Sollte das alles nun wirklich ein Ende haben? Werde ich wirklich gerettet? Als ich dort oben war glaubte ich das, doch jetzt wo ich wieder hier stand, verflog meine Hoffnung. Ich war isoliert und abgeschottet von der Welt. Das war mein Schicksal. Meine Probe. Ich konnte einfach nicht glauben, dass dies das letzte mal war. Es ging in meinen Kopf nicht rein. Ich wollte es ehrlich gesagt auch gar nicht begreifen. Denn dann hast du Erwartungen. Hoffnung... Doch wenn etwas schief läuft? Was dann? Dann hast du dir eingeredet es sei vorbei, wobei ws gerade erst anfing. 'Wohin mit deinem Leben Liridona?' fragte ich mich in Gedanken. Die Schritte, die ich hörte unterbrachen meinen Denkfluss. Mein Herzschlag beschleunigte sich in Sekundenschnelle. Schweißperlen bildeten sich auf meiner Stirn und mein Magen machte eine Achterbahnfahrt. Die Tür ging auf, da stand er. Grinste breit und starrte mich an. "Heute wirst du für all das was du die letzte Zeit getan hast büsen mein kleines hübsches Mädchen..." sagte er entschlossen. Meine Knie wollten nachgeben, aber ich musste stark sein. Ich musste, aus Liebe zu ihm musste ich stark sein...

How he saved me...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt