Ausgerechnet Kujtim kam in den Raum. Die Hände in die Hüften gestemmt betrat er mein Zimmer. Seine Augen ließen nicht von mir ab, und ich konnte meinen Blick ebensowenig von ihm lösen. Mein Herz schlug mir bis zur Brust, die Tatsache das ich jetzt die Polizei anlügen muss reichte nicht, nein ich musste ihn auch noch dabei ansehen.
'Du kennst ihn nicht, und er kennt dich nicht Liri! Du bist weder ihm noch sonst jemandem eine Rechenschaft schuldig!' Versuchte ich mich zu beruhigen. Doch ich merkte schnell das das nichts brachte. Denn kalte Schweißperlen bildeten sich auf meiner Stirn vor Angst.
"Ich nehme an, Sie würden darüber informiert, weshalb wir hier sind?" fragte der pummelige Mann.
"J-ja.." stotterte ich. Ich ballet meine Hände zu Fäusten.
'Reiß dich zusammen verdammt!'
"Frau Gashi, es besteht der dringende Verdacht auf häusliche Gewalt, ihre Verletzungen können auf Dauer viel Schaden anrichten, nicht nur körperlich."
Ich sagte nichts dazu. Ich sah ihn kurz an, dann sah ich aus dem Fenster. Was sollte ich antworten?
Ich hörte wie ein Stuhl heran gezogen wurde, doch ich traute mich nicht zu gucken. Ich versuchte nur meinen Atem zu regulieren, der viel zu schnell ging, und mein Herz wieder auf Normalfrequenz zu bekommen.
"Frau Gashi, wir können Ihnen nur helfen wenn sie mit uns sprechen. Sie müssen das alles nicht über sie ergehen lassen, es gibt hier genug Anlaufstellen und Hilfen, es gibt genug Möglichkeiten wo sie sicher sind. Ich bitte Sie, sprechen Sie mit uns."
"Ich möchte mich nicht dazu äußern..."
Ich musste viel Kraft aufbringen um diese Worte überhaupt aussprechen zu können.
"Ist das ihr letztes Wort?"
Irgendwas in mir erbebte bei diesen Worten. Es machte mir Angst, denn ein Teil von mir sehnte sich danach zu reden. Einfach alles raus zu lassen, alles zu erzählen.. Ein anderer Teil von mir wollte meinen Mund mit Asche füllen, dass ich nicht mal die Möglichkeit hatte zu sprechen. Ich rang mit mir selbst, ein Kampf zwischen Herz und Verstand. Doch ich wusste das ich nicht reden würde. Denn vielleicht waren dies meine letzten Tage. Also atmete ich einmal tief durch und sah ihm in die Augen:" Das ist mein letztes Wort!"
Sein Blick wurde traurig und mitleidig zugleich.
"Nun gut, über den Unfall müssen wir uns trotzdem unterhalten. Ich gehe schnell hinunter und hole ein paar Unterlagen. Mein Kollege wird derweil hier bleiben."
'Na super, ganz toll, klasse!' dachte ich mir ironisch.
Er erhob sich, sah mich noch einmal an und ging dann hinaus. Ich sah Kujtims Blick auf ihm haften.. Und als die Tür ins Schloss fiel, drehte er seinen Kopf und sah mich an. Er durchbohrte mich mit seinem Blick, er verschlang mich förmlich. Eine Zornesfalte bildete sich auf seiner Stirn. Mit langsamen Schritten näherte er sich mir.. Mein Herz schlug mir bis zum Hals, was würde er sagen? Instinktiv versteckte ich meine Arme unter der Decke. Doch er zog sie weg und entblößte meine Beine.
"Was zum Teufel soll das?" fragte ich geladen. Was fällt ihm ein?
"Wer hat dir das angetan Liridona?"
"Was juckt dich das?" ich zog genervt die Decke über meinen Körper. Idiot.
"Dein Freund?" er sah mich mit hochgezogener Augenbraue an.
"Ich habe keinen Freund." sagte ich genervt. Seine Mundwinkel zuckten kurz, doch dann wurde er wieder ernst.
"Dein Bruder?"
"Nein!"
Er hielt kurz inne, dachte nach und machte dann Anstalten etwas zu sagen... Und dann sprach er das aus, wovor mir die Knie zitterten..
"Dein Vater..." Es war keine Frage, es war eine Feststellung. Und als er diese Worte aussprach, bebte mein Herz. Er hatte ins Schwarze getroffen. Das Bild vor meinen Augen verschwamm, und Tränen flossen mir das Gesicht hinunter... Er zog den Stuhl näher an mein Bett und setzte sich rittlings darauf hin. Sein Blick war voller Mitgefühl und Zorn. Eine Mischung aus Empathie und Wut. Warum machte es ihm überhaupt was aus? Tat es das überhaupt? Oder bildete ich mir das nur ein? Wollte ich das es ihm was ausmacht? Ich hatte keine Zeit weiter darüber nachzudenken, denn die Tür wurde aufgerissen und mein Blick schweifte nach rechts. Mein Puls schoss in die Höhe und jedes Glied meines Körpers fing an zu beben... Denn da stand nicht wie erwartet der Polizist, nein, da stand mein Vater...
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How he saved me...
RomanceGeschlagen, missbraucht, hintergangen, vergewaltigt... Ich könnte noch viel mehr Punkte aufzählen die mir in meinem Jungen aber erbärmlichen Leben widerfahren sind. Irgendwann kommst du an einen Punkt im Leben, wo dir alles egal ist. Du suchst nicht...