Alte Freunde

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-Denk einfach nicht zu viel nach - Denk einfach nicht zu viel nach - Denk einfach nicht zu viel nach ...

Wie in Dauerschleife kreisten diese Worte durch meinen Kopf. Ich sah sie vor meinem inneren Auge wie ein Abspann der sich immer und immer wieder wiederholte.

-Denk einfach nicht zu viel nach -

Ich meine... ich bin's? Llridona? Das Nervenbündel schlecht hin! Ich dachte über so gut wie alles nach. Belanglos oder nicht, wie sollte ich das anstellen. Wie denkt man nicht zu viel nach? Gibt's dafür so eine Art Rezept? Oder These oder Bedienungsanleitung? Sagt man einfach zu sich ‚Ich hör jetzt einfach auf.' und tut es dann tatsächlich?

-Denk einfach nicht zu viel nach -

Diese Aussage hatte meine ganze Aufmerksamkeit auf sich gezogen.

-Denk einfach nicht zu viel nach-

Aber eigentlich hatte er recht. Es änderte sich ja nichts, nur weil ich ständig grübelte. Entweder ich stelle mich dem oder ich stelle mich dem nicht.

Und dann, wie als hätte mich der Blitz getroffen, begriff ich diese Worte. Ich verstand sie. Mit ausgerissenen Augen sah ich ihn an, in seinem Gesicht war die Verwirrung klar abzulesen.
„Du hast recht!" rief ich, als hätte ich eine göttliche Eingebung gehabt.
Sein verwirrter Gesichtsausdruck verstärkte sich.
„Ja, du hast völlig recht."
„Warte, Schatz - was..?" er schüttelte den Kopf und legte die Stirn in Falten.
Ruckartig stand ich auf und ging in den Flur. Ich packte meine Strickjacke, zog sie mir über und öffnete die Türe.
„Liri!" rief Kujtim mir hinterher.
Ich hörte wie er aufstand und mir folgte.
„Liri wo willst du denn hin?"
Ich ging aus der Tür, warme sommerlich kam mir entgegen.
„Liri!"
„Lass mich bitte, ich muss das jetzt tun."
Er ging neben mir her, hatte aber Schwierigkeiten mit mir Schritt zu halten.
„Was denn tun?"
„Ich geh da hin. Ich will mit ihm reden." sagte ich ganz trocken.
„Zemer bist du dir sicher?" fragte er, während er mich am Arm festhielt und versuchte mich zum stehen zu bringen.
Ich sah ihn an, überlegte eine Sekunde lang und antwortete mit einem entschlossenem „ja."
Ich nahm meinen Gang wieder auf und lief weiter.
„Warte doch Baby, soll ich dich nicht hinfahren?"
„Nein, ich will laufen."
„Willst du alleine hin?"
Ich nickte nur und beschleunigte meinen eh schon viel zu schnellen Gang.
Er bleibt abrupt stehen, aber ich wusste das er mich beobachtete.
„Ruf an wenn du was brauchst!" rief er mit einem Lachen in der Stimme. Er musste mich für verrückt halten. Naja, das war ich ja auch.
Ich hob den Daumen ohne mich umzudrehen und bog auf die Hauptstraße ab.

- 1-2, 1-2, 1-2, 1-2 -

ich versuchte nicht auf die Fugen der Pflastersteine zu treten die auf dem Boden verlegt waren. Auch mit 22, meidete ich die Fugen in der Straße. Manche Dinge gewöhnt man sich wohl nie ab.

- 1-2, 1-2, 1-2, 1-2 -

Auto's rasten an mir vorbei, und in dem Tunnel, durch den ich gerade lief, hörte es sich noch lauter an als es eh schon war. Mein Blick war starr auf die Pflastersteine gerichtet.

- 1-2, 1-2, 1-2, 1-2 -

Es wurde gehupt und geschrieben, die Luft roch nach frischem Teer. Doch meine Augen fixierten nur den Boden, bis ich volles Karacho mit jemandem zusammenstieß. Instinktiv fasste ich mir an den Kopf und schloss kurz die Augen.
„Autsch." sagte ich.
„Oh, ehh.. entschuldige."
Ich rieb mir die Stirn mit meinen Fingern ohne die Augen zu öffnen.
„Nein, nein. Mir tut's leid, ich hab nicht aufgepasst."
„Liridona?" die Überraschung in der Stimme war kaum zu überhören.
Ich öffnete die Augen und ließ von meiner Stirn ab.
Ein blaues Augenpaar sah mich an. Ich glaube meinen Augen nicht.
„Oh mein Gott, Arton?"
Ich fing an zu lachen, damit hatte ich nun wirklich nicht gerechnet. Er lächelte zurück und streckte die Arme aus, als würde er mich umarmen wollen. Ich erwiderte dies und er wuschelte mir durchs Haar.
„Das ist ja eine Ewigkeit her, mein Gott hast du dich verändert!" sagte ich.
„Haha, ja? Du überhaupt nicht." sagte er mit einem breiten Grinsen.
„Wie geht's dir?" fragte er.
„Oh, gut Danke. Und dir? Was gibts neues?"
Er lachte unbeschwert wie immer, das hatte sich nicht verändert.
„Oh nichts und vieles, und bei dir?"
‚Immer noch der alte Spruch' schoss es mir durch den Kopf und ich könnte mir ein Grinsen nicht verkneifen.
„Das selbe." antwortete ich.
„Wo gehst du hin?"
Erst jetzt fiel mir wieder ein was ich eigentlich vor hatte. Ein flaues Gefühl machte sich in mir breit.
„Ehh... ich hab was zu erledigen." sagte ich unsicher.
„Darf man dich begleiten?" fragte er und beugte sich zu mir runter.
„Ich, ehh... ich weiß nicht."
„Na gut, dann eben nicht." schmollte er.
Ich überlegte kurz.
„Weißt du was, klar." sagte ich.
Er drehte sich um und ging mit mir in die Straße entlang. Ich hatte eigentlich vor den Bus zu nehmen, aber ich entschied mich gerade um.
„Und? Was gibt's spannendes bei dir?" fragte ich.
Er sah mich an und steckte sich die Hände in die Hosentasche.
„Ich bin gerade erst zurück, hab letzten Monat mein Studium beendet."
„Zurück? Von wo? Und was hast du studiert? So kenn ich dich ja gar nicht." lachte ich.
„Eh aus Amerika, ich hab dort ein Stipendium gehabt. Sportwissenschaften."
Ja gut, das hätte ich mir denken können. Wenn man sich ihn so ansah, sportlicher gings eigentlich nicht.
„Wie cool! Wie lang warst du dort?"
„Eh, fast 5 Jahre. Ich hab erstmal ein bisschen dort gejobbt und hab dann mein Studium begonnen. Bin letzten Monat fertig geworden. Und was ist mit dir?"
Ich sah auf den Boden. Was sollte ich ihm sagen?
„Ich arbeite in einer Anwaltskanzlei."
Er lachte: „ Ja, immer hast du davon geträumt."
Eine Weile lang schwiegen wir, bis er die Stille durchbrach.
„Und... wie läuft die Liebe?" fragte er.
Ich fing Instinkt an zu lächeln, während ich gerade aus in die Ferne sah."
„Ahhh, da fängt ja jemand an zu strahlen." neckte er mich und stieß mir den Ellenbogen in die Rippen.
„Aua." sagte ich, und könnte mir ein lachen ebenfalls nicht verkneifen.
„Ja, es läuft sehr gut ehrlich gesagt."
„Erzähl." verlangte er.
„Wir sind seit 3 Jahren zusammen."
„Und?" fragte er neugierig.
„Was und?" erwiderte ich.
„Ja wie was und, wie habt ihr euch kennengelernt? Lass dir doch nicht alles aus der Nase ziehen."
„Ehm.." ich grinste bei dem Gedanken. Abgesehen davon das es damals die schlimmste Zeit meines Lebens war, ist die Tatsache das er mich beim kiffen erwischt hatte dennoch amüsant.
„Er.. hahaha er hat mich beim kiffen erwischt." lachte ich.
„Nicht dein ernst!" er fand das sichtlich lustig.
„Ja... und er ist Polizist."
Er verzog schockiert das Gesicht und schlug sich die flache Hand auf die Stirn.
„Das glaub ich jetzt nicht." sagte er entsetzt.
„Doch, ich schwörs." ich hob 2 Finger und machte eine Schwurpose ehe wir beide in Gelächter losbrachen.
„Und bei dir?" fragte ich.
„Ach... vor einem halben Jahr hab ich mich getrennt. Es hat einfach nicht mehr gepasst weißt du?"
Nein, ich wusste nicht. Bei mir hatte es nämlich von Anfang an gepasst.
Wir unterhielten uns den ganzen Weg lang. Er hatte sich so verändert, aber einige Dinge hatte er beibehalten. Zum Beispiel, dass er sich beim Lachen immer an den Nasenrücken fasste. Ich war schockiert das ich das noch wusste.
„Wow.. fühlt sich an wie damals."
Er hatte recht, es war gar nicht befremdlich. Als hätten wir uns erst gestern gesehen.
„Wie damals." fragte ich und hob eine Augenbraue.
„Ja." sagte er. „Ich war so unglaublich in dich verknallt." gab er zu.
Ich fing lauthals an zu lachen.
„Und ich erst!" gab ich zu.
„Im ernst?" fragte er ungläubig.
„Ja. Ich war so in dich verknallt, dass ich mir ständig ein A auf's Handgelenk kritzelte."
„Warum ist aus und eigentlich nie was geworden." fragte er halb ernst halb scherzend.
Ich sah ihn mit zusammengezogenen Augenbrauen an.
„Weil du ein Arschloch warst." lachte ich.
„Ich?" fragte er gespielt schockiert.
„Ja, du!" antwortete ich.
„Nc, aber ich musste doch cool sein!"
„Cool?" fragte ich. „Du hattest alle 2 Wochen eine neue!"
„Ja.. ich konnte ja nicht wissen das du das gleiche gefühlt hast."
„Du hättest fragen können." sagte ich.
„Ja, hätte ich."

Wir gingen und gingen und ließen die Vergangenheit wieder aufblühen. Ich fragte mich ständig was mit den anderen aus meinem Freundeskreis heute war. Was ist aus ihnen geworden?
Kurz vor dem Haus meines Bruder bleib ich stehen.
„So, ich bin da."
„Ja?" klang fast traurig.
„Ja." lachte ich.
„Na gut, dann will ich dich nicht aufhalten." sagte er sah auf den Boden.
„Hat mich echt gefreut dich zu sehen Arton."
Gab ich ehrlich zu. Er erinnerte mich an mein naives Teenie-Ich.
„Ja.. mich auch." sagte er.
„Na gut, dann werd ich jetzt mal gehen."
„Ja, ja tu das. Lass dich drücken."
Ich umarmte ihn kurz und ging dann an ihm vorbei.
„Ich hoffe wir sehen uns wieder!" rief er mir hinterher.
„Ja, vielleicht." antwortet ich und drehte mich um.
Ich ging noch ein paar Schritte und wagte noch einen Blick nach hinten. Er stand da, wie angewurzelt und sah mir beim weggehen zu.
‚Schräg wie eh und je.' ging es mir durch den Kopf. Ich bog die Seitenstraße ein und blieb vor der Haustüre stehen.
Mein Herz, es begann wie wild gegen meine Brust zu klopfen, als ich die Eingangstür fixierte...

How he saved me...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt