Ich tippelte mit meinen Nägeln auf dem Tisch herum. Mein Bein zitterte, ich konnte die Nervosität nicht unterdrückten. Wir saßen im Wohnzimmer und warteten. Liridon kommt gleich vorbei..
Was würde passieren? Was würde er mir erzählen? Was kommt auf mich zu? Ich weiß es nicht. Aber gleich werde ich es erfahren.
Ich springe sofort auf, als es klingelt. Ich hab mich zu Tode erschrocken. Mein Herz verdoppelt seinen schlag, jetzt ist es soweit. Langsam folgte ich Kujtim zur Tür. Er öffnete, Liridon kam rein. Die beiden reichten sich die Hand. Er streckte mir auch die Hand hin, ich ergriff sie und erschrak etwas. Sie war eiskalt und feucht. Irgendwie beruhigte mich der Gedanke, dass ich nicht die einzige war, sie nervös war.
Wir setzten uns und eine Weile lag schweigen im Raum. Liridon fängt an zu sprechen:" wie geht's euch beiden?"
"Gut" antworten ich und Kujtim wie aus einem Mund.
"Und dir?" Fragte ich.
"Kann nicht klagen."
Wieder peinliches Schweigen.
Ich mustere ihn genau. Jedes Mal erschrecke ich. Wir sehen uns so unglaublich ähnlich, und doch sind wir fremde.
"Liridon."
Sein Blick fixierte mich.
"Mein Vater hat zu mir gesagt, meine Mutter hätte ihn mit 4 Männern betrogen. Du sagst sie hatte eine Affäre. Ich weiß nicht was ich glauben soll?"
"Sie hat ihn nicht betrogen. Zumindest nicht mit 4 Männern. Der beste Freund von deinem Vater.."
"Er ist nicht mein Vater!" zische ich.
Beide zucken zusammen.
"Der beste Freund von dem da, war auch in unsere Mutter verliebt. Doch er hatte keine Chance bei ihr, er kassierte einen Korb nach dem anderen. Aber eines Tages erwischte er die beiden, machte Fotos von Ihnen und bat einen Freund bei dir zuhause anzurufen und es deinem Vater zu erzählen. Er glaube ihm erst nicht aber als er die Fotos sah, die er ihm geschickt hatte, war für ihn alles klar. Er hatte unserer Mutter einen Nachricht geschrieben, sie soll nach Hause gehen und ihre Sachen packen, denn er hatte alles erzählt."
"Deswegen hat sie sich nicht gewehrt..." flüstere ich leise vor mich hin.
"Gegen was?"
"Gegen meinen Vater. Sie hat zugelassen das er sie verprügelt und raus schmeißt ohne sich zu wehren."
"Ja... weil das, das einzige war, was sie wollte. Sie wollte nur noch weg von ihm. Denn so scheinheilig sie für dich gewesen sein mag, er hat sie immer wieder missbraucht, geschlagen, sie erniedrigt... sie wollte das er sie raus schmeißt."
Ich verziehe mein Gesicht und schaue verdutzt drein.
"Woher weißt du das alles bitte?"
Er schweigt.
"Ich rede mit dir Liridon!"
Er sah mich mit einem unsicheren Blick an.
"Sie ist mit Papa zusammen..."
Mir fiel die Kinnlade runter. Der Schock saß tief.
"WAS?"
Er nickte unsicher.
"Warte.. Was ist denn mit deiner Stiefmutter? Und seit wann? Wieso ?"
Meine Stiefmutter ist vor 3 Jahren an Krebs gestorben... " sein Blick wird traurig. Ich sehe seine Augen glitzern und mein Herz verkrampft sich schlagartig.
"Oh mein Gott... das tut mir leid."
"Das muss es nicht."
Ein Durcheinander der Gefühle herrscht in mir. Ich bin wütend auf meine Mutter, die mir nichts gesagt hat, auf Liridon, der 2 Jahre gewartet hat, ich bin traurig, dass ich meinen leiblichen Vater nicht kenne, ich bin verwirrt, weil ich nicht weiß, was ich jetzt tun soll und verzweifelt... mein Leben ist ein einziges Chaos.
"Liridona ich möchte dich nicht unter Druck setzten, aber Papa würde dich gerne kennenlernen. Und unsere Mutter vermisst dich unglaublich, auch wenn du das nicht begreifen kannst."
Ich sah ihn lange an.
"Ich will erst mal dich kennenlernen Bruderherz."
Er grinst bei dem Wort.
"Ich habe gerade wirklich genug Probleme mit denen ich klar kommen muss."
"Schon klar. Du weißt, dass du mich jederzeit erreichen kannst. Ich muss jetzt los, ich komm sonst zu spät zur Arbeit."
"Okay."Ich gehe ins Schlafzimmer und lege mich auf den Boden. Ich starre die Decke an und versuche meine Gedanken zu ordnen. Kujtim kommt neben mich, legt sich ebenfalls hin, jedoch mit den Beinen in die andere Richtung. Wir machen das oft. Irgendwie hat es etwas therapeutisch beruhigendes.
"Ich habe eine Familie Kujtim." sage ich ganz trocken.
"Ja.. das hast du. Das Leben birkt viele schöne Seiten mein Schatz."
Wir starten die Decke an und liegen regungslos nebeneinander. Bis meine Gefühle auf mich einprasseln. Unaufhaltsam. Plötzlich. Tränen strömen über mein Gesicht, vor Glück. Vor Verwirrung. Vor allem. Mein Leben nimmt eine ganz andere Wendung, als ich erwartet habe. Meine Kehle fühlt sich staubtrocken an, ivj schluchzte wie eine gestörte. Langsam setze ich mich auf und ziehe die Knie zu meinem Körper heran. Kujtim setzt sich neben mich, legt den Arm um mich und lässt mich einfach weinen. Er weiß genau, wann ich das brauche. Eine Eigenschaft die ich an ihm liebe. Ich schnappe gierig nach Luft, zwischen Schluchzern und Nase hochziehen.
"Ich hab eine Familie..."
Ich schaue ihn in die Augen und er lächelt mit Tränen in den Augen.
"Ja.. du hast eine Familie zemer."
Ich Schlinge meine Arme um ihn und weine mir die Seele aus dem Leib. Wow. Wär hätte das gedacht?

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How he saved me...
RomansaGeschlagen, missbraucht, hintergangen, vergewaltigt... Ich könnte noch viel mehr Punkte aufzählen die mir in meinem Jungen aber erbärmlichen Leben widerfahren sind. Irgendwann kommst du an einen Punkt im Leben, wo dir alles egal ist. Du suchst nicht...