Ich starrte wie besessen auf den Display meines Handys. Denn ich konnte es einfach nicht glauben. Aber im Endeffekt, wusste ich sowieso was zu tun war. Anfrage ignorieren. Was anderes blieb mir nicht übrig. Was sollte ich tun? Mich mit ihm anfreunden? Und dann? Wie soll das weiter gehen? Irgendwann wird er doch meine Wunden sehen und nachfragen. Nein, es ist besser für uns alle ihn einfach zu ignorieren. Auch wenn ich diesen Schritt schweren Herzens tat, ich drückte auf ignorieren. Ich fragte mich wieso? Wieso fällt mir das so schwer, ich kenne ihn nicht, das einzige was ich gut an ihm finde ist sein Leben. Ich will mir nicht Tag für Tag unter die Nase reiben müssen, wie es hätte laufen können. Ich zippte durch die Programme und sah gelangweilt in den Fernseher, wären ich mir eine Kippe anzündete. Es war spät geworden und mal wieder verfiel ich in Erinnerungen.
Mein Kopf ruht auf dem Schoß von Papa. Er streichelt mir sanft über die Haare, während er sich mit meinen Verwandten unterhält. Ich bin hingefallen und habe mir die Knie aufgeschürft, Papa hat mich rein getragen und mich versorgt. Meine Augen werden immer wieder schwer. Mit jeder Streicheleinheit von ihm werde ich müder, bis ich schließlich einschlafe.
Ich schlafe zwar, merke aber wie mich jemand hoch hebt. Ich werde durch den Flur, die Treppen hinauf und in mein Zimmer getragen. Er legt mich ins Bett, deckt mich zu und gibt mir einen Kuss auf den Kopf. Mit einem leisen "Gute Nacht" verlässt er das Zimmer.Eine Träne floss meine Wange hinunter. Heiß und schmerzvoll bahnte sie sich ihren Weg quer über mein Gesicht. Die Welt war in Ordnung. Alles war normal. Wie kann sich ein Mensch so sehr ändern? Wie? Ich verstehe es nicht. Mein Herz zog sich zusammen, machte sich ganz klein. Denn der Schmerz in meiner Seele war nicht auszuhalten. Er reichte bis in den Himmel. Auf dem Wohnzimmertisch lag eine Packung Tabletten. Ich fixierte sie mit meinem Blick, wenn ich genug von ihnen nehme, dann hört dieses erbärmliche Herz auf zu schlagen. Ich brauche nur ein Glas Wasser zu holen. Der Drang nach dem Tod war unglaublich stark. Doch mein Glaube an Gott und an meine Erlösung war stärker. Ich darf nicht, ich darf nicht. Irgendwann kriegt er seine gerechte Strafe, er wird dafür büßen.
Das klingeln meines Handys riss mich aus der Trance. Ich sah auf den Bildschirm, eine neue Nachricht. Von Kujtim Krasniqi: "Hey :)"
Nee! Nicht Hey! Lass mich doch einfach in Ruhe! Du hast keine Ahnung mit wem du es zu tun hast, wüsstest du es würdest du nämlich Meilen weit laufen und laufen bis dir die Füße weh tun! Vollidiot!
Aus der Wut heraus fing ich an zu putzen. Ich putzte jeden kleinsten Winkel des Hauses. Nach 3 Stunden war ich fertig. Erschöpft sprang ich unter die Dusche und liess das warme Wasser auf meinen Körper prasseln. Meine Glieder taten mir weh. Ich hatte das Gefühl das meine Haut in Flammen auf ging.
Nach etwa einer halben Stunde stand ich vor dem Spiegel und föhnte mir die Haare. Ich öffnete die kleine Komode über dem Waschbecken und suchte nach einer Creme. Da lag ein Armband. Eine Herzförmige Metallplatte ging daran. Ich nahm es in die Hand und strich langsam mit meinem Daumen darüber. Tränen flossen mir die Wangen runter."Alles gute zum Geburtstag Prinzessin!"
"Danke Papa!"
"Und? Wie fühlst du dich?"
"Ganz normal eigentlich.. hahaha"
"Ich hab was für dich!"
"Ja? Was denn?"
Er drückt mir eine kleine rote Schachtel in die Hand. Ich schüttelte sie und versuchte zu erraten was drin ist.
"Na mach schon auf!"
Ich löse die Schleife und öffne die kleine Schachtel. Ein goldenes Armband mit einer Herzplatte lag darin.
"Mama&Papa" wurde eingraviert.
Ich falle ihm um die Arme und bedanke mich. Danach küsse ich meine Mutter auf die Wange und bedanke mich auch bei ihr. Ein Tiffani Armband! Ich wollte es schon so lange haben! Endlich war es meins. Ich lasse es mir von meiner Mutter fest machen und betrachtete mein Handgelenk. Ich grinse von einem Ohr zum anderen und kann kaum abwarten es meinen Freundinnen zu zeigen!Ich ballet meine Hand zur Faust und krallte die Nägel in meine Handfläche. Wut und Tauer stieg in mir auf. Ich holte aus und warf das Armband mit voller Wucht gegen die Wand. Es landete auf dem Boden. Es lag da, fehl am Platz und verlassen. Genau wie ich....
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How he saved me...
RomanceGeschlagen, missbraucht, hintergangen, vergewaltigt... Ich könnte noch viel mehr Punkte aufzählen die mir in meinem Jungen aber erbärmlichen Leben widerfahren sind. Irgendwann kommst du an einen Punkt im Leben, wo dir alles egal ist. Du suchst nicht...