Morgensonne

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Langsam öffnete ich meine Augen. Der Raum war in das sanfte Licht der Morgendämmerung gehüllt. Wie viel Uhr war es? Ich sah auf den Nachttisch, 05:03. Schwache Sonnenstrahlen fielen auf sein Gesicht. Er sah so friedlich aus. So sorglos. Seine Gesichtszüge waren entspannt, seine Haare zerzaust. Wie ein kleines, unschuldiges Baby lag er da. Ich konnte sein regelmäßiges atmen hören, und seinen Körper dabei beobachten wie er sich hob und senkte. Ein Moment der Stille, ich hörte nur seinen Atem. Eine ganze Weile sah ich ihn an, dachte nach was gerade in seinem Kopf vorging. Doch so gerne ich länger neben ihm gelegen hätte, ich konnte nicht. Es war zu heiß. Ich stand vom Bett auf und ging auf die Veranda. Der Himmel war in ein wunderschönes Orange gefärbt, ein lila Schleier zog sich durch die Wolken und der warme Sommerregen ließ das Bild eines perfekten Himmels vollkommen werden. Ein wunderschönes Szenario spielte sich vor meinen Augen ab. Ich hörte dem Regen zu, wie er auf den Boden prasselte, erbarmungslos und doch sanft die Welt unter sich säuberte. Der Geruch von Erde stieg mir in die Nase. Der Frühling war gekommen. Ich hatte schon viele Sonnenaufgänge gesehen, doch dieser hier hatte etwas magisches. Ein Farbenspiel tobte in den Wolken. Der lila Schleier wurde immer blasser, bis rosa daraus wurde und das Orange mischte sich mit blau. Der Regen klang langsam ab und ein kühler Wind wehte durch die Straßen.
Arme legten sich um mich, ich zuckte zusammen. Er vergrub sein Gesicht in meiner Halsbeuge und saugte meinem Geruch ein.
"Was machst du so früh hier draußen?" flüsterte er. Gänsehaut durchfuhr mich, als sein Atem meinen Hals streifte.
"Ich konnte nicht schlafen." antwortete ich.
"Warum?"
"Keine Ahnung.."
Eine ganze Weile standen wir noch da, sahen in den Himmel hinaus. Jeder in seinen Gedanken vertieft.
So friedlich dieser Morgen auch war, mein Traum von letzter Nacht ließ mir keine Ruhe. Immer wieder dachte ich an diesen Augenblick, an dem ich realisierte das er leblos da saß. Sein leerer Blick, seine Haut die sich eiskalt anfühlte. Und sein Herz... Das Herz das nicht mehr schlug... Dessen Rhythmus mich beruhigte, es stand einfach still. Gänsehaut durchfuhr meinen Körper, und meine Brust zog sich zusammen. Allein der Gedanke an dieses schreckliche Szenario ließ mir das Blut in den Adern gefrieren. Meine Angst ihn zu verlieren wurde immer größer, je öfter ich an diesen Albtraum dachte.
"Hey was ist denn los?" fragte er plötzlich und riss mich aus den Gedanken.
"Nichts was soll sein?" fragte ich.
"Warum weinst du?" Instinktiv fasste ich mir ins Gesicht, Tränen flossen über meine Wangen. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass ich weinte.
"Ach, ich denke zu viel nach. Das ist alles."
"Dein Traum?" fragte er, als könne er Gedanken lesen.
Ich blickte zu Boden und nickte nur.
"Erzähls mir.. Danach geht's dir besser."
So sicher war ich mir dabei nicht, aber ich wollte es loswerden. Also begann ich zu erzählen, ich ließ kein Detail aus. Er hörte gespannt zu.
"...dann weiß ich nur noch wie dein Körper sich langsam aufgelöst hat, so als wärst du kein Mensch mehr. Du bist einfach nach und nach verschwunden.. Und dann bin ich aufgewacht."
Er hob mein Kinn an, und zwang mich ihn anzusehen. Dann kam er immer näher, bis seine Lippen meine berührten.
"Spürst du das?" fragte er. Ich war ein bisschen verwirrt, dennoch nickte ich.
"Ich bin hier, quicklebendig und aus Fleisch und Blut. Du wirst mich so schnell nicht los." Meine Mundwinkel hoben sich, ich musste grinsen bei seinen Worten.
"Das steht dir viel besser als weinen." Ich spürte das Blut in meine Wangen schießen und blickte zu Boden. Er nahm mich in die Arme und küsste meinen Kopf.
"Es war nur ein Traum... "
"Ja, nur ein Traum..."

How he saved me...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt