Strange

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Ich öffnete meine Augen und sah aus dem Fenster. Dunkelheit. Nichts als ewig weite Dunkelheit. Es muss mitten in der Nacht sein. Die Uhr auf dem Nachttisch zeigte kurz nach 4 an. Ein gleichmäßiger Atem streifte meinen Hals. Kujtim hatte die Arme um mich geschlungen, als würde ihm mich jemand wegnehmen. Sein Oberkörper fühlte sich eiskalt an, ich wendete mich vorsichtig aus seiner Umarmung und drehte mich mit dem Gesicht zu ihm. Langsam zog ich die Decke über ihn und sah ihn eine Weile an. Das Mondlicht war unglaublich hell heute. Es zog seine Züge nach und ich genoss es sie mir anzusehen. Er sah so friedlich aus. Jegliche Probleme, Schmerzen, Sorgen.. einfach weg. Ich bewunderte sein Gesicht im Mondlicht. Seine gerade Nase, die markanten Wangenknochen, seine langen Wimpern. Und die zerzausten Haare, die ihn sehr kindlich aussehen ließen. Ein Lächeln umspielte meinen Mund. Vorsichtig hob ich die Hand. Ich fuhr sanft die Schatten in seinem Gesicht nach, die der Mond warf.
"Kannst du nicht immer so sorglos sein?" flüsterte ich. Als ich anfing seinen Kopf zu streicheln bewegte er sich, er rückte näher zu mir und strickte einen Arm aus, so als würde er mich suchen. Gänsehaut überkam mich, als seine Hand meinen nackten Körper berührte. Meine Gedanken schweiften ab zu letzter Nacht. Es ist nicht zu beschreiben, wie ich mich letzte Nacht gefühlt habe. Ich habe eine Hürde in mir überwunden, ich habe es geschafft, los zu lassen,ihm zu vertrauen und mich fallen zu lassen. Fallen lassen in seine Arme, in seine Berührungen, in seine Liebe. Noch nie habe ich mich so lebendig gefühlt. Ich werde es schaffen, ich werde stark sein und alles hinter mir lassen. Für ihn.. nur für ihn, denn er hat mir mein Leben zurück gegeben. Meine Seele wiederbelebt und mir Hoffnung gegeben. Dieser Mann ist ein Engel. Mein ganz persönlicher Schutzengel. Das war wieder einer dieser Momente, in denen ich merkte, wie sehr ich ihn eigentlich liebte, wie abhängig ich von ihm war. Und das machte mir irgendwie Angst. Aber ich blendete sie aus, ich ließ sie mich nicht steuern. Ich werde nicht zulassen, das die Angst mich wieder kontrolliert. Nein, es reichte. Ich schloss die Augen und rückte näher an ihn ran, küsste sanft seine Stirn und schloss die Augen.

Ich spürte einen sanften Luftzug über meine Haut gleiten. Langsame Berührungen auf meinem Gesicht. Ich weigerte mich die Augen aufzumachen, aber ein lachen konnte ich mir nicht verkneifen.
"Steh auf Schlafmütze!"
Ich ignorierte seinen Satz und tat einfach weiter so, als würde ich schlafen. Seine Hand umfasste meine Taille, ich musste mich zusammenreißen nicht in Gelächter auszubrechen.
"Loridona.. steh auf!"
"Nein."
"Doch!" Jammerte er.
"Nö." Sagte ich und drehte ihm den Rücken zu. Er zog mir langsam die Decke runter und fing an mit seinem Finger Zeichen darauf zu malen. Ich konzentrierte mich darauf.
T - E - D - U - A  (Te Dua - Ich liebe dich)
Ich fing an zu grinsen, aber drehte mich nicht um. Irgendwas war an diesem Morgen anders. Er fing an mich sanft zu küssen, vom Nacken über den Rücken über. Ich spürte es überall kribbeln.
"Stehst du jetzt auf oder was?" Ich drehte mich um und legte mich auf ihn drauf.
"Nein. Lass mich in Ruhe jetzt." Sagte ich kichernd. Für ein paar Minuten war Ruhe. Er kraulte meinen Kopf und sonst nichts, bis er mich mit einem ruck herum drehte und ich unter ihm lag.
"Kannst du mich nicht einfach schlafen lassen?" fragte ich lachend.
"Nein. Jetzt siehst du mal wie du bist, wenn ich schlafen will."
Er gab mir einen Kuss auf die Lippen, dann machte er sich an meinem Hals zu schaffen. Ich bekam Gänsehaut. Leichte Bisse folgten. Er wanderte immer weiter runter, und ich versuchte mich zusammenzureißen. Mein Atem ging flach.
'Ganz ruhig Liri.. er wird dir nichts tun.' Ich versuchte mich zu beruhigen und auf seine Küsse zu konzentrieren. Mit einer Hand fuhr ich in seine Haare, so hatte ich Kontrolle. Ich spürte einen Biss in meiner Hüfte, nicht stark, trotzdem zog es in meinem Unterleib. Ich entspannte mich immer mehr, bi er unter die Gürtellinie kam.
"Okay, Stopp.."
Er hörte auf. Sofort. Diese Kontrolle nahm mir die Angst. Ich wusste er würde nicht weiter machen, wenn ich das nicht wollte.
Er legte seinen Kopf auf meine Brust, ich streichelte sanft darüber.
"Es tut mir leid.." sagte ich leise.
"Was?" Er guckte zu mir hoch.
Ich sah ihn einfach nur entschuldigend an.
"Hör endlich auf damit Liri." Er stand auf und ging zur Tür, splitterfasernackt. Irgendwie fand ich das lustig. Als er draußen war stand ich auf und wollte mich anziehen. Ich schnappte mir ein Tangtop von ihm und zog das drüber und sonst nichts. Was war nur los mit mir? Ich provozierte es ja fast. Ich ging ins Bad wo er unter der Dusche stand, ich putzte mir die Zähne und wusch mir mein Gesicht.
"Babe?"
"Ja?"
"Gib mir mal bitte meine Zahnbürste."
Ich reichte ihm seine Zahnbürste hinter dem Vorhang und ging raus. Frühstück machen. Es lief laut Musik und ich hatte so gute Laune wie noch nie. Kujtim kam rein und wunderte sich ebenfalls.
"Also daran könnte ich mich gewöhnen." Sagte er kichernd und wirbelte mich durch die Gegend. Als ich in den Flur ging, klebte am Spiegel immer noch der Zettel von Liridon.. es war wie ein Schlag ins Gesicht, ich hatte das komplett ausgeblendet und jetzt fiel es mir wieder ein. Kujtim kam neben mich und sah sich den Zettel ebenfalls an.
"Was wirst du jetzt tun?" fragte er vorsichtig.
"Ich muss mit ihm reden.." er nickte verständnisvoll und gab mir einen Kuss auf die Stirn. Ich musste mit ihm reden, aber ich wusste weder wie, noch wann... das war mein Problem.

How he saved me...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt