Ich wischte mir die Tränen weg und rutschte von der Theke. Ich nahm im Flur meine Strickjacke vom Haken und verließ die Wohnung. Ich hörte Kujtim, wie er mir hinterher rief, aber ich schenkte ihm keine Beachtung. Ich ging mit langsamen Schritten auf den Kiosk gegenüber zu und kaufte mir eine Schachtel Zigaretten. Dann setzten sich meine Beine wie von allein in Bewegung. Ich lief und lief, Kujtim kam mir hinterher, doch ich lief weiter.
Das klacken meiner Schuhe machte mich nervös, es nervte mich, es machte mich rasend, ohne triftigen Grund. Ich war sauer auf meine Schuhe. Ich hatte das Gefühl gleich durchzudrehen.Tack, tack, tack, tack, tack...
Ich kickte sie mir von den Füßen und lief barfuß weiter. Mit jedem Schritt den ich tat stieg die Hitze in meinem Kopf. Ich weiß nicht ob es an dieser heißen Sommernacht lag, oder an den Gedanken die darin herum schwirrten. Trotzdem konnte ich mich auf keinen einzigen davon konzentrieren. Als wär mein Kopf leer und voll zugleich.
Tack, tack, tack...
Die Schuhe einer vorbeilaufenden Frau erklungen in meinem Ohr. Ich hatte das Gefühl mein Puls schlug mit ihrem Schritt im Rhythmus. Verlor ich gerade wirklich den Verstand? Träumte ich? Ja.. es ist bestimmt nur ein Traum, ich wache sicher gleich auf. Sowas verrücktes kann doch gar nicht wahr sein.
Tack, tack, tack...
Das Geräusch verschwand nicht aus meinen Ohren. Es blieb präsent, egal ob jemand in der Nähe war oder nicht.
Tack, tack, tack...
Ich konzentrierte mich auf das gleichmäßige Aufkommen von Schuhsohlen auf den Asphalt, statt auf die Straße zu sehen wo ich hin ging.
"Liridona bleib doch endlich stehen!"
Tack, tack, tack....
Und endlich kam ich an. Mein Zufluchtsort. Ich stieg im Rhythmus der Schuhe, der mir nicht aus dem Kopf ging die verdreckte, bröckelige Treppe hinauf.
Tack, tack, tack...
Oben angekommen setze ich mich vor die eingerissene Wand. Unter mir mindestens 50m.
Stille.
Ich schloss die Augen und atmete tief ein.
Als ich sie wieder öffnete hörte ich Kujtim, wie er völlig außer Atem hinter mir stand. War ich so schnell gelaufen? Ich sah raus in die Dämmerung, öffnete die Zigarettenschachtel und nahm eine Kippe heraus. Ich klemmte sie zwischen die Lippen und sah Kujtim an.
"Hast du Feuer?"
Er sah mich verwirrt an. Sehr verwirrt. Man konnte es ihm nicht verübeln. Ich benahm mich wie eine Psychopathin. Ich stand auf und ging in eine noch vorhandene Ecke des Gebäudes, hob die Streichholzschachtel auf und setzte mich wieder an den Rand des Gebäudes. Kujtim setzte sich neben mich. Ich sah ihn kurz an, er schüttelte den Kopf und kramte ebenfalls eine Zigarette aus der Schachtel. Ich war überrascht. Ich hatte ihn nie rauchen sehen. Ich ließ es über die rote Fläche zischen, sah kurz dabei zu, wie das Holzstäbchen Millimeter für Millimeter verbrannte. Und irgendwann würde es komplett wegbrennen. Irgendwann wäre nichts mehr davon übrig. Kein Stückchen Holz, nur Asche. Vergleichbar mit meinem Leben. Irgendwann sind wir alle Asche, weil wir ganz langsam verbrennen. Vom ersten Haar auf unserem Kopf bis zum Zeh, wird alles zu Staub zerfallen. Ich wusste nicht in welchem Abschnitt ich mich befand, doch ich hatte das Gefühl, das ich nicht mehr lange brennen würde. Ich reichte ihm die Flamme, er entzündete seine Zigarette, dann tat ich das gleiche mit meiner. Und das Streichholz verbrannte mit den Finger, es war ausgebrannt...
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How he saved me...
Любовные романыGeschlagen, missbraucht, hintergangen, vergewaltigt... Ich könnte noch viel mehr Punkte aufzählen die mir in meinem Jungen aber erbärmlichen Leben widerfahren sind. Irgendwann kommst du an einen Punkt im Leben, wo dir alles egal ist. Du suchst nicht...