Ich saß auf dem Sofa und zippte durch die Programme. Doch nichts erregte meine Aufmerksamkeit. Meine Gedanken kreisten und rasten, ich dachte nur an 2 Dinge. An diesen Sonntag und an meinen Traum. Eine Mischung aus Angst, Nervosität und Übelkeit machte sich in mir breit. Jedes Mal wenn ich mir ein Szenario ausmalte, drehte sich mir der Magen um. Was wird passieren? Wird alles nach Plan laufen? Würden sie mich überhaupt rechtzeitig retten? Was würde er mit mir anstellen wollen? Wie würde es ausgehen? Könnte Kujtim dabei verletzt werden? Oder schlimmer noch... Könnte er drauf gehen... Das Bild seines leblosen Körpers ging mir nicht aus dem Kopf. Es kam mir vor, als würden mich seine toten Augen verfolgen, egal wohin ich ging oder was ich tat. Ich sah ihn vor mir, blass und regungslos. Heiße Tränen flossen mir übers Gesicht. Ich machte mir schreckliche Sorgen. Er war zur Arbeit gegangen, ich saß also hier alleine in der Wohnung. Allein mit meinen Gedanken. Gänsehaut durchfuhr meinen Körper, bei dem Gedanken an letzter Nacht. Sollte ich vielleicht einen Rückzieher machen? Sollte ich das ganze abblasen? Vielleicht wäre es für alle so am besten. Wenn ich mein Leben so weiter führe wie bisher und er seines so weiter führt wie bisher. Wäre das nicht die schlauste Lösung? So müsste ich kein Risiko eingehen, dass ihm etwas zustößt. Aber es war zu spät... Jetzt war es zu spät einen Rückzieher zu machen. Er würde mir keine Ruhe lassen, er weiß über alles Bescheid. Und ein Teil von mir, ein sehr großer Teil von mir, wollte das. Doch ein anderer Teil wollte das alles vergessen, wollte seine Erinnerungen auslöschen und so tun als hätte ich ihn nie getroffen.
'Wenn du dich ihm nicht endlich stellst, wirst du in diesem Keller sterben...'
Die kleine Stimme in meinem Kopf meldete sich. Diese Worte machten mir keine Angst. Ich hatte keine Angst zu sterben. Schon lange nicht mehr. Aber jetzt hatte ich einen Grund mich nicht mehr danach zu sehnen... Ich hatte einen Grund zu kämpfen und einen Grund mein Leben neu zu ordnen. Er war mein Grund. Er hatte Hoffnungen in mir geweckt, aber ich wusste nicht ob meine Angst oder meine Freude überwog. Einerseits befürchtete ich, dass ich nicht gut genug für ihn war, dass ich zu kaputt war und zu verletzt. Dass ich ihm nicht das geben konnte das er verdient, oder was er braucht. Andererseits hatte ich immer schon den Traum einer Familie. Ich wollte all den kitschigen Schnickschnack. Mich verlieben, heiraten, schwanger werden, mit diesem Mann alt werden und Enkelkinder kriegen. All das war zum greifen nah... Doch würde er genug Geduld haben? Genug Geduld für meine Ängste und Grenzen. Ich vertraute ihm, blind sogar, trotzdem hatte ich massive Hemmungen. Ich genoss seine Berührungen, aber ich hatte Angst wie weit er geht. Ich hatte Angst, ich könnte nicht nein sagen, Angst ihn wegzustoßen, Angst... Verlustangst... Wie lange würde er das mit machen? Wie lange könnte er auf mich warten? Wann würde ich meine Ängste überwinden, oder würde ich sie überhaupt jemals überwinden? Hatte das alles mal ein Ende und ich könnte ein normales Leben führen? Oder war ich dazu nicht mehr in der Lage? War ich zu kaputt? Hatte ich genug Willenskraft mich aus meinen Depressionen zu holen oder hatte ich das längst aufgegeben?
Fragen über Fragen kreisten in meinem Hirn herum, ich verspürte einen unglaublichen Druck in Kopf. Ich war hin und her gerissen. Konnte nicht mehr klar denken. Nur in seiner Nähe war ich ruhig.. In seiner Nähe fühlte ich mich sicher... Aber er war nicht da, also begleitete mich die Einsamkeit, die mich in den Wahnsinn trieb. Doch das war nicht alles, als es an der Tür klingelte, blieb mein Herz für einige Sekunden stehen. Wer war das? Ein eiskalter Schauer durchfuhr meinen Körper, wie in Trance starrte ich zur Tür. Ein zweites Mal klingelte es, Tränen flossen mein Gesicht hinab. Die Paranoia nahm überhand von mir. Ich spürte mein Herz rasen. Meine Lungen zogen sich zusammen und ließen mich nicht atmen, bis es ein drittes Mal klingelte. Ich verspürte den Drang mir die Ohren zuzuhalten, abzuhauen, im Erdboden zu versinken oder mich in Luft aufzulösen. Wer war an der Tür und vor allem was wollte derjenige...
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How he saved me...
RomanceGeschlagen, missbraucht, hintergangen, vergewaltigt... Ich könnte noch viel mehr Punkte aufzählen die mir in meinem Jungen aber erbärmlichen Leben widerfahren sind. Irgendwann kommst du an einen Punkt im Leben, wo dir alles egal ist. Du suchst nicht...