2 Jahre später...
Ich kam gerade aus dem Bad und stand im Türrahmen vom Schlafzimmer. Ich beobachtete ihn, wie er schlief. Er hatte einen Arm unter's Kissen gesteckt und die Decke zwischen seine Beine gezwirbelt. Seine Gesichtszüge waren entspannt und ruhig. Mit langsamen Schritten nährte ich mich ihm. Ich stieg vorsichtig auf's Bett und legte mich neben ihn. Mit leichter Hand zog ich seine Gesichtszüge nach. Das hätte etwas zu beruhigendes für mich. Vorsichtig streichelte ich über seine langen, tiefschwarzen Wimpern. Er zog im Halbschlaf die Augenbrauen zusammen, so als wäre er genervt. Ich musste grinsen. Immer wieder fand ich diesen Gesichtsausdruck witzig. Ich streichelte ihm über die Haare, dann bewegte ich meine Hand langsam Richtung Hals. Ich zog seinen Kiefer nach, mein Zeigefinger kreiste auf seiner Schulter symmetrische Bewegungen nach. Dann strich ich seitlich an seinen Rippen entlang, jetzt bewegte er sich. Er lag auf dem Rücken und legte seinen Arm über sein Gesicht. Was mich nicht davon abhielt weiter zu machen. Vorsichtig legte ich meine Hand um seinen Hals, ließ sie dann fast schwebend über seinen Brustkorb gleiten. Ich konnte sehen, wie er am ganzen Körper Gänsehaut bekam. Als ich seinen Hals küsste, stöhnte er auf. Einerseits genervt, anderer Seits gefiel es ihm.
"Hör auf." sagte er verschlafen. Doch ich machte weiter.
"Liri, lass mich schlafen." Er drehte mir den Rücken zu. Ich ging näher an ihn heran, und ließ meine Hand um seine Taille gleiten. Dann machte ich weiter mit meinen Küssen. Ich konnte sehen, wie er grinste.
"Lass es."
"Wieso?" fragte ich flüsternd.
"Ich will schlafen."
"Aber mir ist langweilig." lachte ich.
Kurze Zeit passierte nichts. Er sagte nichts, bewegte sich nicht. Doch dann drehte er sich ruckartig zu mir um, verschenkte beide Hände mit meinen und legte sich zwischen mich. Sein Gesicht vergrub sich in meiner Halsbeuge, er ließ sanfte Küsse darauf nieder und sein Atem, der meine Haut streifte sorgte für Gänsehaut.
"Dann schlaf auch." forderte er und legte seinen Kopf auf meine Brust. Er ließ meine Hände los und ich fing an seinen Kopf zu kraulen. Ich wollte ihn nicht länger nerven, an seinem freien Tag.
"Wann musst du zu Dr. Klein?" fragte er plötzlich.
"Um 17 Uhr."
Dr. Klein war mein Psychologe, der mich die letzten 2 Jahre behandelte. Ich hatte schon große Fortschritte gemacht, sagt er. Zum Beispiel hatten sich meine Berührungsängste stark verringert. Ich hatte zwar immer noch Hemmungen, aber es würde besser. Ich bekam nicht sofort Panik, wenn mich Kujtim an empfindlichen Stellen berührte. Manchmal genoss ich es sogar. Auch meine Angst vor der Einsamkeit hatte sich gebessert. Es könnte also klingeln, während ich zuhause war, ohne das ich in Panik ausbrach. Meine Paranoia in der Dunkelheit war auch zurück gegangen. Also machte ich wirklich Fortschritte. Außer meine Albträume, die sind immer noch nicht besser geworden.
"Ich komm mit."
"Nein, musst du nicht."
"Doch, ich hab sowieso nichts zu tun."
"Vielleicht triffst du dich mit Freunden? Oder Besuch mal deine Schwester."
"Sie ist nicht da. Verreist." Ich schwieg für einige Zeit. Doch dann riss ich mich zusammen und sprach es aus.
"Was ist mit deiner Mama?" fragte ich vorsichtig.
Er und seine Mutter pflegten seit der Sache mit seinem Dad nicht viel Kontakt. Sie hatte ihre Kinder damals allein gelassen und neu geheiratet, ohne Rücksicht zu nehmen. Sie hatten zwar Kontakt, aber es war eher gezwungen.
Er nahm meine Hand weg und stand auf. Dann ging er Richtung Bad, ich folgte ihm.
"Kannst du vielleicht raus gehen, ich würde gerne duschen."
"Stell dich nicht so an Kujtim, als hättest du das noch nie vor mir getan." Er schwieg. Genervt nahm er seine Zahnbürste aus dem Becher und fing an geistesabwesend sich die Zähne zu putzen. Er setzte sich an den Wannenbad und starrte ins leere. Ich konnte ihn zu 100 Prozent verstehen, denn ich versetzte mich in seine Lage. Aber ich wollte, dass wenigstens er eine Chance auf Familie hatte. Er spülte sich den Mund aus und wusch sich sein Gesicht. Ich stellte mich vor ihn und sah ihn lange an. Seine Miene wurde welcher, sein Gesicht zeigte Verständnis.
"Bitte Zemer, hör auf mich damit zu bedrängen." Ich schwieg. Doch dann nickte ich und stellte mich auf die Zehenspitzen. Ich hauchte einen Kuss auf seine Lippen, der aufdringliche Geruch von Zahnpaste stieg mir in die Nase. Er griff um meine Taille und drückte mich an sich. Als er mich los ließ streichet er mir meine Haare aus dem Gesicht und musterte mich.
"Was hat Dr. Klein gesagt?"
"Was meinst du?" fragte ich und sah zu Boden.
Er hob mein Kinn an und zwang mich ihn anzusehen. Er sprach von meiner Distanz gegenüber ihm. Es waren über 2 Jahre vergangen und ich konnte mich immer noch nicht fallen lassen. Ich bekam manchmal immer noch Panik Attacken, wenn er mir zu nahe kam.
"Ich soll mich meiner Angst stellen."
Was er damit meinte, ist das ich meine Hemmungen besiegen musste. Ich musste versuchen Kujtim immer mehr an mich heran zu lassen. Schließlich wollten wir auch eines Tages mal Kinder kriegen?
"Setz dich" verlangte ich. Er setzte sich an den Rand der Badewanne und sah mich an.
"Liri du musst das nicht tun..." sagte er verständnisvoll.
"Doch. Das muss ich."
Ich atmete einmal tief ein und aus und zog dann mein Shirt aus. Dann ließ ich meine Pyjamahose auf den Boden fallen. Da stand ich nun, nur in Unterwäsche. Ich spürte das Blut in meine Wangen schießen. Seine Augen wanderten über meinen Körper, von meinem Gesicht zu meinem Dekolleté, über meinen Bauch, die Beine entlang bis zu meinen Füßen.
Ich schloss für einen kurzen Moment die Augen, öffnete meinen BH und ließ ihn widerwillig fallen. Er sah mir strikt in die Augen, so als würde er um Erlaubnis fragen, denn er wusste, wie unangenehm mir das war.
Ich ging einen Schritt auf ihn zu, bis ich dicht vor ihm stand.
"Schau mich an, ich muss." verlangte ich. Es war besser geworden, viel besser. Aber eben noch nicht vorbei. Ich nahm seine Hände und legte sie auf meine Schultern. Seine Augen wanderten nach unten und betrachteten mich. Er ließ seine Hände langsam meine Arme hinunter gleiten, dann umfasste er meine Taille. Dann fixierte er meine Lippen, sah mir in die Augen und dann wieder auf meine Lippen.
"Ich werde warten, setz dich nicht unter Druck." sagte er.
Sanft legte ich meine Lippen auf seine. Ich weiß, dass es für viele absurd und unverständlich sein wird, Schamgefühl ist etwas normales aber das ist übertrieben. Vorallem vor seinem Freud, werden viele sicher denken. Aber für mich ist es eine sehr große Hürde. Denn ich habe nur negatives in Verbindung mit Nacktheit erlebt.
"Ich verspreche ich reiß mich zusammen." flüsterte ich.
"Ich liebe dich." hauchte er auf meine Lippen.
"Ich dich auch."
Ich legte meine Arme um seinen Hals, und genoss diesen Moment. Seine Haut war weich und warm, und sein Geruch stieg mir in die Nase.
"Bald ist es vorbei, versprochen." sagte ich.

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How he saved me...
RomanceGeschlagen, missbraucht, hintergangen, vergewaltigt... Ich könnte noch viel mehr Punkte aufzählen die mir in meinem Jungen aber erbärmlichen Leben widerfahren sind. Irgendwann kommst du an einen Punkt im Leben, wo dir alles egal ist. Du suchst nicht...