Polizeiwache

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Ich ging durch die Straßen und dachte nach. Ich fragte mich immer und immer wieder was ihn dazu gebracht hatte aufzuhören. Die Stadt war leer, es war schon sehr spät. Ich klemmte eine Kippe zwischen meine Lippen und lief die Straße entlang. Da stand ich nun, vor der Treppe, unter der Kujtim mich erwischt hatte. Da war ich ihm zum ersten Mal begegnet. Meine Beine hatten mich automatisch hierher getragen, denn irgendwas bedrückte mein Herz stärker als sonst. Die Worte die ich ihm vorhin geschrieben hatte, verfolgten mich. Ich setzte mich au die Treppe und kramte mein Handy aus der Tasche. Ich schaltete es an und hielt es mit zittrigen Händen fest. 16 neue Nachrichten. Als ich drauf klicke, war jede einzelne von Kujtim. Er schrieb das ich das nicht machen könnte, das das nicht allein meine Entscheidung sei und was mir einfällt sowas zu schreiben. Er beschwerte sich über meine Feigheit wieso ich nicht zurück schrieb und zuletzt schwor er das er mich nicht einfach so aufgeben würde. Mein Herz machte einen Satz. Warum lag ihm so viel an mir? Was war nur los mit ihm? Er könnte jede haben und klammerte sich an mich. Wieso? Ich lief immer rum wie der letzte Penner, schminkte mich nie und auch sonst passte ich nicht in das Bild einer perfekten Freundin. Er hatte mich beim Gras rauchen erwischt und trotzdem schreckte er nicht vor mir zurück? Warum? Fragen über fragen schossen mir durch den Kopf.
"Du hast es also gelesen, antworte mir Liri!"
Die nächste Nachricht. Verdammt.
"Kujtim es ist besser so."
"Das hast du nicht allein zu entscheiden! Wo bist du?"
"Kujtim bitte... Lass es einfach gut sein."
"Nein, sag mir endlich wo du bist."
Ich schloss den Chat. Ich wollte nicht mit ihm streiten. Ich wollte überhaupt gar nicht mit ihm reden. Ich wollte das er mich löscht und glücklich wird. Ich dazu sollte es nicht kommen...

Der nächste Sonntag war angebrochen. In einer halben Stunde war es wieder soweit. Und etwas in mir, hoffte das es wieder so schnell gehen würde wie letzte Woche. Ich saß auf meinem Bett und starrte aus dem Fenster. Der Frühling lies sich öfter mal Blicken. Völlig in Gedanken vertieft, klingelte es plötzlich. Mein Herz schlug schneller, wer könnte das sein? Wir kriegen niemals Besuch. Wer klingelte also? Ich öffnete langsam die Tür meines Zimmers und lauschte, als mein Vater plötzlich meinen Namen rief. Ich ging die Treppen hinunter und als ich zur Tür sah, erlitt ich fast einen Herzstillstand. Da stand Kujtim, breitbeinig und in Uniform in unserer Tür.
"Guten Abend Frau Gashi, entschuldigen Sie die Störung, wir hätten noch ein paar Fragen bezüglich des Unfalls. Würde es ihnen etwas ausmachen, wenn ich sie mit zur Wache nehme?" fragte er in einem förmlichen und höflichem Ton. So, als würden wir uns nicht kennen. Ich sah zu meinem Vater, der die Stirn in Falten gelegt hatte. Mein Puls beschleunigte sich und ich konnte mein Blut fast rauschen hören.
"Es wird etwas länger dauern, deshalb auf der Wache. Ich bringe sie auch wieder zurück, keine Angst Herr Gashi."
"Kein Problem, was muss das muss." sagte er freundlich. Er widerte mich an.
"Ich hole schnell meine Jacke." Während ich die Treppen hinauf lief, lächelte ich. Ich stieß erleichtert die Luft aus, ich war der Strafe entkommen. Das hoffte ich zumindest. Ich schnappte mir meine Jacke und ging wieder runter.
Wir liefen schnurstracks zu dem Streifenwagen, der auf der anderen Seite parkte. Als wir eingestiegen waren und er losfuhr, fand ich endlich meine Stimme wieder.
"Was gibt es denn zu besprechen?" fragte ich.
"Vieles."  Er sagte kein Wort. Er fuhr die Straßen entlang und hielt schließlich vor der Polizeiwache an.
"Komm mit." sagte er. Wir stiegen aus und liefen in das große Gebäude hinein.
"Setz dich hier hin, ich bin in 5 Minuten bei dir." sagte er und verschwand in einer Tür. Ich setzte mich auf den Stuhl, und beobachtete die Wände. Es ging nicht hektisch zu, so wie ich es erwartet hatte. Nein es herrschte eine entspannte Atmosphäre.
"Lass uns gehen." ich zuckte zusammen, ich hatte gar nicht bemerkt, dass er wieder da war. Doch als ich ihn ansah, war er in normalen Klamotten. Seine Uniform hatte er ausgezogen.
"Wohin? Ich dachte es gibt Fragen zum Unfall."
"Die gibt es. Zu dem Unfall der dir regelmäßig passiert und für deine Verlegungen sorgt." mein Puls stieg ins unermessliche. Er hat mich eiskalt angelogen.
"Nein!" schrie ich schon fast.
Er drehte sich um und sah mich mit zusammengezogenen Augenbrauen an.
"Nein." Wiederholte ich, :"Du hast mich eiskalt angelogen."
"Anders kriegt man dich ja nicht zu Gesicht!" entgegnete er. Seine Kollegen starrten uns schon an.
Ich lief an ihm vorbei, raus in die Nacht . Kalter Wind blies mir entgegen. Kujtim folgte mir.
"Wohin willst du?" rief er.
"Nach Hause!" mir lief es eiskalt den Rücken hinunter. Nein, da wollte ich nicht hin. Konnte ich auch nicht. Er packte mich an den Schultern und drehte mich um.
"Ich will doch nur mit dir reden, wieso bist du so verdammt stur!" sagte er.
"Worüber willst du reden Kujtim? WORÜBER WILLST DU REDEN?" ich hatte das Gefühl den Verstand zu verlieren. Was sollte ich denn tun? Auspacken? Alles Beichten? Eigentlich wollte ich ihm um den Hals fallen, dafür das er mich gerettet hatte, aber die Tatsache, das er niemals mit mir glücklich wäre, stimmte mich so traurig, das ich wütend wurde. Ich wollte ihm verschrecken, ihn von mir stoßen, damit er endlich aufhört. Doch er ließ nicht locker.
"Nur eine Stunde. Gib mir eine einzige Stunde." er sah mich flehend an. Seine Augen durchbohrten mich. Und die kleine Stimme in meinem Kopf, die mich daran erinnerte was für eine blöde Idee das war, verstummte.
Ich sah ihn eindringlich an.
"Eine Stunde. Keine Sekunde mehr."
Er nickte und seine Gesichtszüge wurden weicher. Ich sah wie er erleichtert ausatmete und die Augen schloss. Er schlag seine Arme um mich, und drückte mich so fest an sich, dass ich fast keine Luft mehr bekam. Mein Ohr lag auf seiner Brust, und ich konnte hören, wie sein Herz raste... Wie es regelmäßig aber abnormal schnell schlug.. In diesem Moment, geschah etwas mit mir. Denn in meinem Bauch, fing es an zu kribbeln...

How he saved me...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt