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Wir saßen im Auto, beide die Augen auf die Straße fixiert. Niemand sagte was. Die Fahrt kam mir vor wie eine Ewigkeit, wie eine niemals enden wollende Dauerschleife. Ich schloss die Augen, ich musste wieder runter kommen, Kraft sparen, sammeln. Für das Kommende. Ich dachte an all die Momente, die mich zu meiner Entscheidung gebracht hatten. Unsere erste Begegnung, unter einer alten Treppe. Seine erste Nachricht, unser erstes Gespräch, die Nächte im Krankenhaus. Der Kinoabend, mein Nervenzusammenbruch... Und dann dieser Morgen. Dieser wunderschöne, ruhige morgen. Ja, er war zu meiner kleinen Welt geworden, zu einem Teil von mir. Ohne den ich nicht mehr sein wollte. Ohne den ich die Schmerzen nicht ertragen könnte. Sein Verlust wäre mein Untergang... Schnell schüttelte ich den Kopf, ich wollte diesen Gedanken abschütteln, ganz weit weg verdrängen.
'Es wird alles gut. Es wird alles gut.' Versuchte ich mich innerlich zu beruhigen. Doch mein rasendes Herz machte mir einen Strich durch die Rechnung, denn es schlug so laut, dass ich das Gefühl hatte er könnte es hören. Die Sonne stand tief am Himmel, ich spürte ihre zarte Wärme und das helle Licht durch meine geschlossenen Augen.
"Alles okay zemer?" höre ich seine Stimme durch meinen Kopf schießen.
Ich nehme einen tiefen Atemzug und nicke. Eine sanfte Berührung folgte, langsam führte ich seine Hand an meinem Mund und hauchte einen Kuss darauf. Er tat es mir gleich und schenkte mir ein liebevolles Lächeln.
2 Straßen vor meinem Haus blieben wir stehen, ich stieg aus, er kam ums Auto herum seufzte tief.
Die 4 Polizisten mit Schutzwesten standen ein Stück weiter weg. Sie winkten freundlich, wir winkten zurück, dann widmete ich mich wieder ihm zu.
"Bist du bereit?" fragte er.
"Dir wird nichts passieren?" fragte ich mit kreißendem Magen.
"Nein. Und dir auch nicht. Versprochen." Er küsste mich auf die Stirn und nahm mich mit zu den anderen.
"Okay, also Huhh..." Ich holte noch einmal tief Luft.
"Unter der Matte liegt ein blauer Schlüssel, mit dem kommt ihr ins Haus rein. Wenn ihr drin seid, seht ihr gegenüber eine große, massive Holztüre." Meine Nackenhaare stellten sich auf, beim Gedanken da gleich runter gehen zu müssen.
"Die Tüte ist meistens offen! Falls nicht, führt eine Treppe in mein Zimmer nach oben. Die erste Tür links. Darin steht direkt neben der Tüte eine Kommode, in der ersten Schublade befindet sich eine kleine Schatztruhe. Wenn ihr die aufmacht, ist da ein großer Schlüssel drin. Das ist der Schlüssel für die Größe Türe. Die Türe führt eine sehr lange Treppe nach unten, unten ist eine weitere Türe. Die ist niemals abgeschlossen. Wenn ihr jedoch nach unten kommt, müsst ihr aufpassen. Die 5 Treppe von oben ist locker, macht einen riesen Krach. Ja, und wenn die untere Tüte offen ist, steh ich mitten im Raum angekettet, ich werde nichts sehen meine Augen sind verbunden." Ich spürte wie mir die Galle hoch kam. Noch nie in meinem Leben war ich so aufgeregt. Ich schluckte das Bedürfnis mich zu übergeben runter und ignorierte die Tatsache, dass sie mich splitterfasernackt sehen würden.
"An der hinteren Wand sind verschiedenste Dinge aufgehängt, Peitschen, Gürtel, Handschellen, Messer, Nadeln und so weiter... Sonst noch irgendwas?" Ich sah Kujtim an, ich sah seine Wut in den Augen, die Zornesfalte auf seiner Stirn war wieder erscheinen.
"Blauer Hausschlüssel unter der Matte vor dem Haus. Die gegenüberliegende Türe ist normalerweise offen, falls nicht ist der Schlüssel die Treppen rauf die erste Türe links in der Komode neben der Tür in einer Schatztruhe. Die 5. Stufe der Treppe die hinunter zu einer weiteren Tür führt sollten wir überspringen, die Waffen sind an der hinteren Wand und du stehst mitten im Raum. Ich glaube das ist alles oder?"
"Jap... Das ist alles."
Sein Kollege reicht Kujtim die Schutzweste, die er sich über den Kopf zieht und festschnallt. Er schnallt seinem Gürtel an, die schwarze Waffe glänzt und blinzeln mir zu.
"Okay, ich muss los. Viel Erfolg Jungs."
"Pass auf dich auf Baby..." Er drückte mir noch einen Kuss auf die Lippen und ließ mich dann gehen. Ich lief hektisch auf das Haus zu, versuchte regelmäßig zu atmen und mich zu beruhigen. Zwecklos. Ich betete zu Gott, dass alles gut gehen würde und er auf Kujtim aufpasst. Ich wollte nur, dass er heil da wieder raus kommt. Ich stand mit weichen Knien vor unserer Haustüre und starrte wie besessen die Türe an. Dann zog ich langsam meinem Schlüssel aus der Hosentasche. Sicherheitshalber sah ich nochmal unter den Teppich, ein blauer Schlüssel zwinkerte mir zu. Ich ließ die Matte wieder auf den Boden fallen und führte mit zittrigen Händen den Schlüssel ein. Ein letztes Mal schloss ich die Augen und atmete tief ein, ehe ich den Flur betrat...

How he saved me...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt