Außer Kontrolle

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Entgeistert starrte ich sie an. Ihr Blick flehend und entschuldigend, sie brauchte es nicht auszusprechen, die Schuldgefühle frassen sie auf. Mein Herz hatte für einen Moment lang aufgehört zu schlagen. Wie eine schellende Ohrfeige trafen mich ihre Worte.
"Mit wem..." war das einzige was meinen Mund verließ.
Sie sagte nichts, ihr Blick richtete sich zu Boden. Nicht ein Ton kam aus ihr heraus. Nur Tränen... Still schweigend flossen nur Tränen.
"Mit wem Liridona.."
In meinem Kopf rasten die Gedanken, mein Puls schlug unnatürlich schnell. Ich hatte das Gefühl, mein Blut durch die Adern fließen zu hören.
Sie sah mich mit traurigem Blick an.
"Mein Vater..." es war nicht mehr als ein Flüstern, es war nur ein leises winseln, doch diese Worte fühlen sich an, als hätte man mir die Kehle durchgeschnitten. Meine Atemwege stockten, die Luft blieb mir weg.
"Ich werde ihn umbringen..." sagte ich in hysterischem Gelächter. Ja, ich lachte aus vollem Hals... Ich wiederholte diese Worte immer wieder und lachte dabei aus Verzweiflung. Dann endlich, setzten sich meine Beine im Bewegung. Ich ging raus in den Flur und die Wut nahm überhand von mir. Mit voller Wucht schlug ich in die Wand hinein. Ich hörte ihre Schritte, wie sie mir gefolgt war. Ihre Hände legten sich um meine Brust, sie drückte mich an sich und weinte fürchterlich. Ihre Umarmung gab mir den Rest. Ich konnte nicht mehr klar denken.. Ohne mich zu ihr umzudrehen schnappte ich mir meine Schlüssel die zu meiner linken hingen, löste ihre Arme von mir und lief aus der Tür. Von außen sperrte ich ab, sodass sie nicht raus kam. Ich konnte nicht mehr klar denken, die Wut lenkte mich. Die klopfte wie eine verrückte gegen die Tür und schrie ich soll aufmachen, ich soll überlegen was ich tue und wenn ich sie nicht verlieren will, soll ich sofort die Tür aufmachen. Doch ich hörte nicht, es war mir völlig egal. Ich lief die Treppen nach unten zu meinem Wagen, stieg ein und fuhr los. Wie ich in diesem Zustand in der Lage war Auto zu fahren, fragt mich etwas leichteres. Wie ein Psychopath ignorierte ich jeden Geschwindigkeitsbegrenzung, jede Vorfahrtsregel, und jeden Menschen der unterwegs war. Mir war alles egal, mir war absolut alles egal. Ich hatte nur einen Gedanken: ihn umbringen...
Ich parkte vor der Haustür von ihr und starrte es an. Licht brannte in einem der Fenster. Mein Kopf war kurz vor dem explodieren. Ich umklammerte das Lenkrad und atmete ein paar mal ein. Dieser Bastard...
Biiinnng... schon zum gefühlten Hundertsten  mal klingelte mein Handy. Entweder sie rief an, oder sie schrieb mir.
"Liri ❣ hat Ihnen ein Bild gesendet"
Was zum Teufel sollte das? Ich drückte auf die Nachricht, und mein Herz blieb beinahe stehen. Sie stand auf dem Balkon, aber nicht innen, sondern außen.
"Komm zurück, oder ich springe..." stand drunter. Dieses kranke Biest! Ich vergaß ihren Vater, nur sie war in meinen Gedanken.
"Bin sofort da!" schrieb ich mit zittrigen Händen und fuhr los. Ich parkte, lief so schnell ich konnte die Treppen hinauf und schloss die Türe auf. Mein Herz schlug mir bis zum Hals, ich konnte keinen klaren Gedanken fassen. Nur in dem Moment, wie sie die Brücke hinunter sprang, verspürte ich noch mehr Angst als in diesem. Ich riss die Tür auf, da stand sie vor mir. Weinend und schluchzend. Ich ließ die Tür hinter mir zufallen und glitt an der Tür hinunter. Erleichterung überkam mich, Tränen flossen mir übers Gesicht. Diese Frau machte mich verrückt. Verrückt vor Sorge, verrückt vor Wut, verrückt vor Liebe... Sie brachte mich zum heulen, nicht nur einmal. Und das schaffte man nicht leicht. Ich fühlte mich so schwach, und doch musste ich stark sein. Für sie.. Ich wusste nicht mehr was ihr tun sollte.
Sie berührte meine Hände, nahm sie von meinem Gesicht weg. Sanft und zärtlich zwang sie mich sie anzusehen. In ihre großen, grünen Augen die mir den Atem raubten. Wie ich sie liebte, es war nicht von dieser Welt.
"Ich lasse nicht zu, dass er dir weh tut. Ich musste es tun, es war die einzige Möglichkeit dich zurück zu holen..." sagte sie entschuldigend. Ihr Hand streichelte über meine Wange, ich legte meinen Kopf zur Seite. Aber ich musste etwas dagegen tun...
"Ich bin zurück gekommen, aber du wirst so nicht mehr weiter machen." sie sah nach unten. Ich hob ihr Gesicht an und zwang sie mich anzusehen.
"Ich und du gehen morgen zur Polizei, erstatten Strafanzeige gegen ihn und dann machen wir einen Plan, wie wir ihn auf frischer tat ertappen. Und glaub mir mein Schatz, er wird sehr lange sitzen. Und er wird sehr lange leiden. Und wenn du mir das nicht versprichst, weiß ich nicht ob ich das nächste mal nicht deinem bespiel folge."
Sie sagte nichts, sie sah mich nur an.
Eine lange Zeit lang schwieg sie.
"Du willst mich also immer noch?" fragte sie unter Tränen. Ich hätte sie auch dann gewollt, wenn sie es mit voller Absicht getan hätte. Ich hatte solche Gefühle für sie entwickelt, ich war 24 Stunden mit dem Kopf nur bei ihr. 24 Stunden stellte ich mir ein Leben mit ihr vor. Ja, ich wollte sie. Heute, morgen, für immer...
Ich nahm ihre Hände von meinem Gesicht und sah ihr tief in die Augen. Vorsichtig wich sie immer weiter zurück, immer tiefer sank sie zu Boden und starrte mich an. Aber nicht ängstlich, eher... Erwartungsvoll? Ich verschränkte meine Finger mit ihren, bis sie unter mir lag. Ich fragte nicht nach Erlaubnis, ich drückte meine Lippen auf ihre und in meinem Körper fing alles an durchzudrehen. Mein Kopf schaltete sich aus, mein Herz fing an zu rasen und tausende Schmetterlinge schwirrten in meinem Bauch herum. Ihre Lippen waren so warm und weich, noch nie hatte ich so etwas gefühlt... Bei keiner Frau, bei keinem Kuss... Nur bei ihr, und mein Herz fand Ruhe...

How he saved me...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt