Keine Reaktion. Weder ein Wort, noch eine Geste. Ich glaube, er atmete nicht einmal. Der Schock saß tief, dass sah man ihm an. Meine Brust zog sich zusammen. Was hätte ich anderes tun sollen? Es verging eine ganze Weile, bis er auf mich zu kam. Seine Hände vergruben sich in meinen Haaren, Tränen glitzerten in seinen Augen.
"Nein, hör auf damit... Wir müssen das beenden, es geht so nicht weiter." ich nahm seine Handgelenke und drückte ihn von mir weg. Immer wieder musste ich schwer schlucken..
"Ich werde überhaupt nichts beenden. Ich werde dich aus dieser Hölle holen und dir ein Leben schenken, dass du verdienst. Und dein Vater, wird für all seine Taten büßen, das schwöre ich. Selbst wenn mich das mein Leben kostet!" Seine Worte waren aufrichtig und ernst gemeint. Das hörte man aus deiner Stimme.
"Ich will dich nicht in die Kranken Spielchen meines Vaters mitreinziehen. Du hast deine eigenen Sorgen Kujtim, es ist besser wenn es hier zu Ende geht, bevor ich dich nur noch mehr verletzte."
"Liridona warum redest du ständig davon, dass du mich verletzt und nicht gut für mich seist? Du bist hier diejenige, die einen Halt braucht und jemanden der sie nicht alleine lässt. Ich bin über meine Probleme hinweg, ich habe den Schmerz überwunden aber deiner wird verdammt noch mal nicht aufhören, wenn du nicht etwas dagegen tust! Du verletzt nicht MICH!"
Ich ging ins Wohnzimmer und stellte mich vor den Balkon. Ich sah raus in die Nacht, Tränen verließen meine Augenwinkel. Ich spürte, wie er mir folgte.
"Egal wie oft ich mich gewehrt habe, egal wie viel ich gegen ihn angekämpft habe, er hat mich immer wieder gebrochen." meine Stimme gab den Geist auf, der Kloß der sich in meinem Hals gebildet hatte, schnürte mir den Atem zu. All die schrecklichen Erinnerungen kamen in mir hoch.
"Ich konnte abhauen wohin ich wollte, er hat mich immer wieder gefunden. Und er hat mich immer härter bestraft.." Ich konnte nicht mehr. Wie ein Wasserfall liefen heiße, schmerzende Tränen über meine Wangen. Nur noch Schluchzer kamen aus mir heraus.
Ich erschrak, als er seine Arme über meine Schultern legte und sein Gesicht in meiner Halsbeuge vergrub.
"Erschreck dich nicht, vor meiner Berührung, ich würde dir niemals was tun..." seine Stimme bebte. Sanft wog er mich in und her, ich legte den Kopf zurück und ließ ihn mich halten.
Nach einer Weile saßen wir auf der Couch und sahen uns still schweigend an.
"Erzähl es mir endlich."
Ja, die Zeit war gekommen... Also begann ich, ohne ihm zu wiedersprechen..
"Vor 5 Jahren, rief jemand bei uns an. Ich hob das Telefon ab und eine Männerstimme begann zu sprechen. Er verlangte nach meiner Mutter, doch sie war in dem Moment nicht zuhause. Also brachte ich das Telefon meinem Vater. Ich ging auf mein Zimmer, dachte mir nichts dabei als er plötzlich anfing zu brüllen. Er schrie den Mann an der anderen Leitung an, fluchte und beleidigte ihn. Ich verstand nur wage was er sagte, aber es interessierte mich nicht sonderlich. Als meine Mutter dann nach Hause kam, ging ich runter um sie zu begrüßen. Aber mein Vater war außer sich vor Wut. Bis dahin wusste ich noch nichts. Er ging auf meine Mutter los und verprügelte sie, er fluchte und beleidigte sie auf die schlimmste Art und Weise. Ich versuchte ihn wegzuziehen, aber ich war nicht stark genug. Dann verschwand er im Schlafzimmer, ich kniete mich zur ihr und nahm sie in den Arm, ich hasste meinen Vater in dem Moment. Aber es war noch nicht vorbei. Kurze Zeit später kam er mit gepackten Koffern in den Flur und warf sie raus. Und sie wehrte sich nicht. Anscheinend kannte sie den Grund, denn sie erwiderte nichts. Ich protestierte, weinte mir die Seele aus dem Leib. Er verstand die Welt nicht mehr. Sie ging. Sie ging einfach aus der Tür, ohne sich noch einmal zu mir umzudrehen."
Er starrte mich mit hellhörigem Blick an, ich fixierte das Gemälde, welches an der Wand hing. Ein Nachthimmel war abgebildet, mit wunderschönen dunklen Tönen würde es gemalt. Sterne und Mond, mit präzisen Pinselstrichen. Ich konnte ihn nicht ansehen.
"Abends lag ich im Bett und weinte. Ich hatte noch nie in meinem Leben so geweint, ich wusste nicht warum das alles passierte. Irgendwann kam er in mein Zimmer, ich roch den ekelhaften Gestank von Alkohol an ihm, er war nicht sicher auf den Beinen. Ich hatte ihn noch nie betrunken erlebt, bis zu diesem Zeitpunkt. Er setzte sich an mein Bett und fing an zu weinen, er weinte so fürchterlich das icu Mitleid bekam. Also tröstete ich ihn, bis sich sein weinen in hysterisches Gelächter verwandelte. Ich wusste nicht was ich tun soll, wie ich mich verhalten soll.
Bis er mir den Grund nannte, für die Geschehnisse des Tages. Meine Mutter hatte ihn betrogen. Mit 4 weiteren Männern. Ich war nicht seine Tochter, ich war eine fremde. Ohne Vater und einer Schlampe als Mutter." mir stockte der Atem. Ein weiterer Heulkrampf überkam mich. Als ich mich wieder fasste, erzählte ich weiter.
"Er hat mir schreckliche Dinge angetan in dieser Nacht, er hat mir das wertvollste genommen was ich hatte... Und seit diesem Tag, muss ich mich einmal pro Woche fesseln lassen, sodass er seine Wut an mir raus lassen kann... Seit 5 Jahren, fügt er mir unerträgliche Schmerzen zu Kujtim."
Ich schlug die Hände vor's Gesicht. Ich konnte ihn nicht ansehen. Er setzte sich neben mich und streichelte behutsam über meinen Arm.
"Ich habe die Kraft nicht, gegen ihn anzukämpfen Kujtim, ich habe die Hoffnung verloren."
Ich sah ihn an, die Wut, die er verspürte war nicht zu übersehen. Sein ganzer Körper war angespannt.
"Das ganze hat jetzt ein Ende, du hast es lange genug ausgehalten!" seine Stimme jagte mir eine beiden Angst ein..
"Er ist ein Psychopath Kujtim, du kommst nicht gegen ihn an! Was meinst du, warum ich das alles über mich ergehen lasse?" Er stand auf und griff sich an den Kopf. Er fing an aus vollem Hals zu brüllen, schmiss eine Vase mit voller Wucht auf den Boden. Weitere Gegenstände folgten, er machte mir Angst.
"DIESER BASTARD!" unzählige Schimpfwörter verließen seinen Mund. Doch das war längst nicht das schlimmste, was ich ihm erzählt hatte.
"Du wirst mich nicht mehr los Liridona, er wird dich nie wieder anfassen, das schwöre ich bei Gott!"
"Kujtim..." sagte ich, um seine Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen.
"Du wirst mich nicht wollen..."
Ich biss mir auf die Lippe. Die folgenden Worte, würden mein Leben zerstören und sein Herz brechen, aber sie mussten gesagt werden..."
"Doch, ich will dich! Mit all deinen Ecken und Kanten!" Ich sammelte meinen letzten Mut. Ich wusste nicht was jetzt passieren würde, wie er reagieren würde. Ich atmete tief ein und sagte das, wovor sich alles in mir wehrte...
"Ich bin keine Jungfrau mehr..."
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How he saved me...
RomantikGeschlagen, missbraucht, hintergangen, vergewaltigt... Ich könnte noch viel mehr Punkte aufzählen die mir in meinem Jungen aber erbärmlichen Leben widerfahren sind. Irgendwann kommst du an einen Punkt im Leben, wo dir alles egal ist. Du suchst nicht...