Geht sie freiwillig?

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Nicole

"Ich vermisse dich. Es gibt so vieles was ich dir sagen will, aber es ist einfach alles so egal. Nur sollst du wissen, ich vermisse dich so sehr!"

Ich packte den Kloss im Hals weg, ich packte mein Handy weg und ich packte meine drohenden Tränen weg. Strich mir die Haare aus dem Gesicht, ging zu Luca rüber, der vor dem Fernseher mit Nico Lego spielte und gab ihm einen Kuss auf den Kopf. „Ihr spielt schön ja?"-„siehst du doch" gab mir der kleine als Antwort und ich straffte meine Schultern, kniff nochmal die Augen zusammen und ging wieder raus zu Yvonne. „Und wer war es? Vielleicht die nette Tante vom Amt und hat doch ne brauchbare Lösung?" ich schüttelte nur den Kopf und setzte mich. „Ich glaube nicht das von da nochmal was kommt, aber lass uns nochmal auf deinen letzten Gedanken kommen"-„du meinst, das du meine Spende annehmen könntest?" ich biss mir leicht auf die Unterlippe, sah auf meine kalten Kaffee und nickte. „Puh da bin ich ja erleichtert wenn du das wenigstens annimmst als Hilfe" dann legte sie los und holte dazu noch ein paar Ausdrucke. Sie hatte wirklich gute Recherche betrieben und konnte mir alle Kosten aufzeigen und natürlich genauste Details über dieses Krüger Internat. „Du glaubst, das wäre wirklich etwas für Luisa?" fragte ich nachdenklich und kaute mal wieder auf meinem Daumennagel rum. „Ich würde sagen, du solltest es auch mit Luisa besprechen und ja, bei dem was du mir erzählt hast, wäre diese Einrichtung wohin sie gehört"-„mit Luisa darüber reden?" ich zischte zwischen meinen Zähnen an meinem Daumennagel vorbei „ich glaube nicht, dass ich da reden brauch. Ich würde sie aus ihrem gewohnten Umfeld rausnehmen und von Timo weg holen. Sie wird ganz sicher nicht begeistert sein"-„also doch zwingen" seufzte Yvonne und lehnte sich zurück. Es war genau auf den Punkt gebracht und da war auch schon das nächste Problem.

Es ging fast eine Woche ins Land, bis ich Unterlagen vom Krüger Internat bekam und als am Abend dann Luisa nach Hause kam, musste ich Nägel mit Köpfen machen. „Luisa komm mal bitte zu mir ins Wohnzimmer, ich muss mit dir was besprechen" sagte ich nur knapp als Luca im Bett war und ich an ihrer Zimmertür geklopft hatte. Es dauerte eine kleine Ewigkeit bis sie wirklich endlich sich bequemte. Sie warf sich gelangweilt und genervt neben mich auf das Sofa und sah mich herausfordernd an. „Was ist?"-„Es kann so nicht weiter gehen und darum habe ich mir etwas überlegt" ich versuchte meine Stimme nicht ängstlich zittern zu lassen, was mich Überwindung kostete. Dann zog ich den dicken Umschlag unter mir hervor, da ich halb auf ihm drauf saß und gab ihn ihr ohne weiteren Kommentar. Natürlich sah sie mich dann verwirrt an, doch nahm sie ihn und packte den Inhalt aus. Sie sah nur das Deckblatt an, auf dem es ein paar bunte Bilder gab, die glückliche Kinder zeigten und dazwischen prangte das Logo des Internats. „Was ist das?"-„Es ist ein Internat"-„und was soll ich damit?"-„Man wird dir da helfen und ich finde, es ist an der Zeit das dir geholfen wird. Du magst das vielleicht jetzt nicht verstehen, aber irgendwann wirst du es und ich hoffe, dass du mir dann vielleicht etwas dankbarer bist". Sie sagte nichts, sie blätterte aber wenigstens in der Broschüre und sah dabei sogar interessiert aus. „Ich weiß, dass ich einige Fehler gemacht habe und bei den Vorwürfen die du mir gemacht hast, glaube ich, dass ein Fehler auf jeden Fall der war, dich nicht zur Therapie zu bringen. Ich weiß nicht wie es zwischen uns weiter gehen soll und ich kann einfach nicht mehr, darum scheint mir dies die beste Lösung zu sein. Ich war bei der Fürsorge und glaube mir, das ist die beste Lösung. Denn vom Amt kamen nur Vorschläge, die nichts mit helfen zu tun hatten. Dies ist ein privates Internat und sie würden dich für die letzten zwei Jahre sicher nehmen. Denke ich. Also ich weiß es leider noch nicht so genau. Nur würde ich gerne wissen, ob du freiwillig mitmachst" schloss ich den Satz und hoffte, dass sie nun endlich was dazu sagen würde. Langsam schloss sie das Heft, legte es zur Seite und es schien als würde sie gleich platzen. „Damit du weiter mit Marco ficken kannst, soll ich also abgeschoben werden in so ein beschießenes, verficktes Internat. In dem ich auch noch einen Psycho-Arsch in meinen Kopf rein lassen soll?"-„So ähnlich nur ohne Marco" ich wollte mich nicht auf ihr Niveau runter lassen, weswegen ich ihre Bemerkung sogar belächelte. „Das ist wirklich dein ernst oder?"-„Luisa, es ist eine private Schule, mit wirklich sehr guten Resonanzen"-„es ist eine verfickte Psycho Schule"-„die extrem teuer ist und einen guten Ruf hat"-„und wer bezahlt das? Etwa Marco?"-„Nein, ich bezahl das"-„du?" sie fing laut an zu lachen, unterbrach sich wieder um dann wieder los zu legen. „Du willst das bezahlen. Der neue Job bringt dir also so viel Geld das du mich locker abschieben kannst"-„es geht hier nicht ums abschieben, sondern darum das du eine sehr gute Ausbildung bekommst und Hilfe. Das ... also der Unfall ... von Mama und Papa muss bei dir ja was ausgelöst haben. Du gibst mir dafür die Schuld obwohl ich ganz sicher nichts dafür kann. Es ist das Beste so"-„ja für dich!"-„für uns. Wir sind eine Familie und ich will das es so bleibt". Sie stand auf, knallte die Unterlagen zurück auf das Sofa „das bisschen Familie hast du in dem Moment kaputt gemacht, als Marco seinen scheiß Schwanz in dich rein geschoben hat" schon war sie weg und ließ mich zurück.

Ich zog meine Knie an die Brust, legte das Kinn oben drauf und biss mir auf die Unterlippe. War es wirklich richtig? Die Verzweiflung drückte sich in Tränen aus, die sich einen Weg über meine Wangen nahmen und sich nicht aufhalten ließen. Mein Handy lag mir als nächstes und ich hangelte mich hin um es zu mir ran zu ziehen. Ich sah auf das schwarze Display und schloss die Augen. Marco hatte sich in der letzten Woche noch zwei Mal gemeldet und jedes Mal ignorierte ich es. Es war mir klar, er würde irgendwann nichts mehr von mir wissen wollen. Kein Mensch ließ sich länger als nötig vor den Kopf stoßen, außer ich. Denn ich hatte Luisa. Sie konnte perfekt stoßen und ich hielt meinen Kopf hin und weil ich offenbar auf Schmerz stand, löste ich die Tastensperre und las mir den Chat durch und blätterte dann die Bilder von Bali durch. Ich kam zu dem Selfi im Taxi und mein Herz hörte irgendwie auf zu schlagen. Wir sahen so unglaublich glücklich aus, dass es schon unverschämt war und mein Herz, was aufgehört hatte zu schlagen, zerbrach. Luisa hatte alles zerstört und ich hatte es zugelassen. Wie dumm kann ein Mensch alleine sein?

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Hey ihr lieben Menschlein da draussen!
Ich verabschiede mich mit diesem Kapitel von euch, bis nächsten Montag. Ich bin jetzt erstmal im Namen des BVBs unterwegs und wünsch euch ne schöne Zeit bis dahin.

Direkt schon mal vorweg, nen schönen 2. Advent!

Ich, meine Schwester und Marco II Eiskalte RacheWo Geschichten leben. Entdecke jetzt