Zum Trotz

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Nicole

Mit schweren Schritten schleppte ich mich von Bett zum Bad und von dort in die Küche. Ich hatte eine weitere miese Nacht hinter mir und würde noch zu einem Schlafmittel greifen müssen, wenn dieser Zustand noch länger anhielt. So war es kaum möglich einen Tag normal zu überstehen. Dass Jason vor der Tür stand toppte alles, denn es passte gerade überhaupt nicht in mein Leben. Die Frage, woher er wusste wo ich zu finden war, hatte er mir nicht beantwortet. Allein das war schon ein Grund ihm zu misstrauen. Ich war so froh, dass ich nicht länger als nötig mit ihm allein war und Marco gleichzeitig nach Hause kam. So sehr ich meinem Freund den ganzen Tag aus dem Weg ging, so dankbar war ich ihm. Leider kam ich überhaupt nicht dazu ihm meine Dankbarkeit zu zeigen, denn Marco musste direkt den Obermacker raus hängen lassen und alles an ihm brüllte nach purer Eifersucht. Da war er noch keine 5 Minuten angekommen. Genau der Grund, warum ich ganz froh drum war, dass Jason aus meinem Leben verschwunden war. Gut, so stimmte es nicht ganz. Jasons Attacke war schuld, aber es fing mit der gleichen Art von Eifersucht an. Dann saßen die zwei halb Affen auch noch auf dem Sofa und versuchten sich gegenseitig zu übertrumpfen. Das typische männliche Reviermarkieren. Dabei hätte Marco das überhaupt nicht nötig. Ich war sein Weibchen und hatte nicht vor dies zu ändern. Um die Situation nicht komplett zum Eskalieren zu bringen, stellte ich meinen Exfreund auch nur als einen alten Freund vor. Jason hatte es wohl direkt kapiert und so erwähnte er auch nichts, was nur uns beide betraf. Er sprach von alten Zeiten, die er mit mir erlebt hatte und man konnte nicht erahnen, dass wir ein Paar waren. Ich konnte aber an Marcos Haltung sehen, dass ihm dies auch nicht recht war. Das ging mir gehörig auf den Keks und legte auch den Grundstein für trotzige Reaktionen meinerseits. Als Marco telefonieren musste, erklärte mir Jason, das er überhaupt noch keine Übernachtungsmöglichkeit hätte und ob ich ihm was wüsste. Natürlich bot ich ihm direkt „mein" Haus an. Die Selbstverständlichkeit in Person und mit genau dieser und einer gelangweilten Nebensächlichkeit, verkündete ich dies auch dann Marco. Es brachte meinen Freund förmlich zum Platzen. Am Ende ging ich auf den Kompromiss ein den er machte und ging dennoch beleidigt zu Bett. Er musste endlich einsehen, dass seine Eifersucht einfach zu viel war für mich. Erstrecht in Anbetracht dessen, was ich bisher mit dieser Art von Gefühlsausbruch erlebt hatte. Jason mit dem Messer und bei Luisa wusste ich noch nicht, ob schon die Spitze des Eisbergs erreicht war. Dies würde ich aber auch hoffentlich bald herausfinden. Ich hatte mich am frühen Abend bei ihr angekündigt, dass ich zum Frühstücken kommen würde. Das all dies nun meinen Gang ins alltägliche Leben erschwerte, war zu verstehen. Zumindest verstand ich mich selbst und versuchte im Badezimmer noch meinem Spiegelbild aufmunternd zu zulächeln. Die nächste Hoffnung lag in einem Kaffee und diesen wollte ich mir gerade raus lassen, als Marco in der Küche auftauchte. Er sah noch total verschlafen aus. Seine Haare standen auf halb acht und er trug die Jogginghose in der ich ihn kennen lernte. Man konnte immer noch den Fleck erkennen, den er sich damals per Kaffee eingefangen hatte. Kein Mensch wusste warum dieser sich einfach nicht rauswaschen ließ, doch er brachte mich immer wieder zum Schmunzeln. Vielleicht war dies auch der Grund für die Sturheit des unentfernbaren Fleckes. Es verfehlte auch diesmal nicht die Wirkung und das trotz meiner miesen Stimmung. Leider blieb es einseitig, denn mein Lächeln wurde von Marco ignoriert. „Morgen" brummte er nur, ging zum Schrank und holte sich eine Tasse raus. Dann zog er meinen fertigen Kaffee unter der Maschine vor und stellte seine Tasse drunter. „Guten Morgen. Du bist schon wach?"-„eine Stunde früher Training" skeptisch sah ich ihn an und dann zur Uhr. Normalerweise sagte er mir so etwas und ich weckte ihn dann. Dahin war die Jogginghosen-Stimmung. „Warum hast du mir das nicht gesagt? Ich hätte dich dann geweckt"-„bin schon groß"-„sag mal, hast du schlecht geschlafen?" darauf gab es keine Antwort sondern nur ein besonders männliches Gebrumme. Sein Kaffee war auch fertig und ich konnte deutlich sehen, dass die Männlichkeit noch nicht an seiner Zunge angekommen war, denn der kräftige Schluck von dem heißen Gold, ließ sein Gesicht deutliche Schmerzen zeigen. „Bist du mir immer noch böse?" fragte ich vorsichtig an und hoffte auf eine anständige Antwort. „Ich bin nicht böse, ich bin enttäuscht. Das ist ein Unterschied und warum sollte ich berauscht sein wenn du hier einfach irgendwelche E..."-„good morning everybody" Jason stand in der Küche und Marco brach schlagartig ab, brummt irgendetwas was ich überhaupt nicht verstand und zog mit giftigem Blick Richtung Jason ab. Ich sah ihm nach und bevor Marco die Treppe hoch ging zum Schlafzimmer, zeigte er auf den Rücken von Jason, dann zur Tür. Es war eine klare Ansage, die ganz ohne vieler Worte auskam. Ich ließ nur meine Augen als Antwort rollen und richtete mich dann mit der Frage „magst du auch einen Kaffee" an Jason. Dieser nickte eifrig und erzählte was von Hunger und ob wir Frühstücken gehen wollten. Als ich ihn verständnislos und leicht verwirrt anschaute, blickte dieser zur Decke „ich glaube die Stimmung hier ist nicht sonderlich gut und ich würde gerne mit dir ungestört sein". Nun war ich ganz verwirrt. Ich wollte auf keinen Fall mit ihm alleine sein. Er schien sich ja ganz gut gemacht zu haben, aber das ging mir zu schnell und zu weit. „Sorry Jason, ich bin mit meiner Schwester verabredet und du solltest dir ein Hotel suchen" sagte ich deswegen ehrlich und hoffte auf keine Gegenwehr zu stoßen. „Gut, dann komm ich mit"-„was, wohin?"-„naja, ich kenn mich hier ja eh nicht aus und vielleicht kannst du mir ja ein Hotel zeigen?" wie in Trance nickte ich und fing an nervös auf meiner Unterlippe zu kauen. „Wir müssen vorher noch Luca in den Kindergarten bringen"-„ok" schon dackelte er wieder davon und ich hörte die Kellertüre gehen. Kurz darauf kam Marco wieder, der Luca im Schlepptau hatte. Marcos Stimmung schien besser geworden zu sein, denn er ulkte mit meinem Bruder rum. Jedoch wurde meine Vermutung schnell wieder wiederlegt, denn kaum trat ich in sein Blickfeld, sah er mich wieder sauer an. „Ist er weg?"-„noch nicht. Ich nimm ihn mit in die Stadt ..."-„was machst du?" Marcos Stimme war ein tiefes Grollen, mit der er mich unterbrach und doch sprach er sehr leise. Dabei blickte er zu Luca, der sich gerade am Kühlschrank zu schaffen machte. „Ich setz ihn an einem Hotel ab" zischte ich zurück, doch es schien meinen Freund nicht sonderlich zu beruhigen. „Ich hab gesagt, dass ich ihn mit nehme und dabei bleibt es auch"-„willst du jetzt wirklich deswegen einen Streit vom Zaun brechen? Was soll das denn?"-„Was das soll? Nicole, ich will nicht das du mit dem Clown allein unterwegs bist!"-„bin ich nicht. Ich hab Luca dabei"-„dümmer geht die Ausrede nicht mehr oder?". Wäre Luca nicht unmittelbar in unserer Nähe gestanden, wäre ich mit Sicherheit ausgerastet. Was bildete er sich da nur wieder ein? „Du sollst aufhören mit deiner Eifersucht. Du spinnst doch" mit diesen Worten tippte ich gegen meine Stirn, schnappte mir Luca und sah zu, dass ich ihn wieder in sein Zimmer bekam, um ihn anzuziehen.

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Hey ihr Lieben, na habt ihr Ostern gut überstanden?

Endlich wurde auch der Täter festgenommen aus Dortmund und irgendwie konnte ich dann wieder erleichtert Aufatmen.

Zur Geschichte, ist ja aussergewöhnlich mal wieder Sonntags was zu posten. Was leider aber auch kein Dauerzustand werden wird, dafür hänge ich einfach zu sehr hinterher mit der Schreiberei.

Könnt ihr die Eifersucht von Marco verstehen? Und was will Jason überhaupt wieder im Leben von Nicole? Ob das wohl gut geht?

Ich mag mich für die Ostergrüße bedanken, die mich erreicht haben und konnte sie leider nicht jedem zurück schicken. Sorry!

LG

Ich, meine Schwester und Marco II Eiskalte RacheWo Geschichten leben. Entdecke jetzt