Marco
Noch nie in meinem Leben empfand ich so viel Erleichterung, wie in diesem Moment. Kein Tor, welches ich geschossen hatte in letzter Sekunde, oder aus einem unmöglichen Winkel oder weil es einfach sein musste, gab mir jemals solch ein Gefühl. Nicole sah mich mit all diesem Verständnis an, welches ich mir so sehr gewünscht hätte und ich lächelte sie vorsichtig an. Ich konnte nur hoffen, dass ich mich nicht vielleicht doch getäuscht hatte, aber ihre Augen wurden leicht glasig, verloren die Wut und die Traurigkeit und auch ihre Mundwinkel zuckten verräterisch. Mein Herz wäre mir fast zur Brust raus gesprungen so sehr liebte ich sie und wenn ich auch selten weinte, gerade war es mir danach. Langsam und vorsichtig ging ich einen Schritt auf sie zu und griff mit der gleichen Geschwindigkeit nach ihrer Hand. Sie ließ es zu und ich umgriff sie stärker. „Ich muss gestehen, ich hätte niemals gedacht, das ich dein Schnarchen doch noch lieben könnte" nun überzog sich Nicoles Gesicht komplett mit einem Grinsen und ich sah sie ebenso strahlend leicht verschmitzt an. „Willst du damit sagen, du hast es vor nicht gemocht?" neckte ich und sie schüttelte den Kopf. „Es ist ganz süß, aber oft nervt es ganz schön" nun fing sie laut an zu lachen und drückte sich gegen mich. Fest umschloss ich sie mit meinen Armen, vergrub meine Nase in ihren Haaren und sog ihren Duft tief in meine Lunge. „Oh man Süße, ich lieb dich so und im Übrigen, du schmatzt und erzählst in der Nacht" gab ich ihr einen Konter und wir vergaßen alles um uns herum. Auch Luisa. Doch diese wäre nicht sie, wenn sie sich nicht lautstark zu Wort melden würde. „Ich glaub ich spinn!" brüllte diese los und drückte sich mit aller Gewalt zwischen uns. „Marco gehört mir! Was soll die Scheiße jetzt? Wie kannst du ihm das verzeihen?" richtete sie ihr Geschrei an ihre Schwester und drehte sich dann zu mir „und du? Was willst du mit ihr? Die würde dich eiskalt stehen lassen für ihren Ex" behauptete sie und drückte jedem von uns eine Hand vor die Brust. Rasend vor Wut schaute sie von einem zum anderen. „Bitte Marco" blickte sie mich dann mit einem Hundeblick an „bitte. Du darfst nicht bei ihr bleiben. Ich bin die richtige für dich, nicht sie. Ich war es schon immer. Da kannst du es noch so lang abstreiten. Du musst keine Rücksicht auf sie oder sonst wen nehmen. Ich liebe dich und ich weiß, dass auch du mich liebst. Bitte gib uns eine Chance und hab keine Angst davor, was andere darüber denken könnten". Luisa fing an zu weinen und ich war das erste Mal davon überzeugt, dass diese Tränen echt waren. Pure Verzweiflung lag in ihren Augen, doch leider auch keine Erkenntnis darüber, dass sie einfach komplett einen an der Waffel hatte und die Wahrheit nicht erkannte.
Bevor ich auf ihre Worte reagieren konnte, hatte sie sich bereits an mich geschmiegt und ihre kleinen Hände krallten sich haltsuchend in mein Shirt. Ich sah hilflos zu Nicole, die uns mit Argusaugen beobachtete und es tat mir leid, dass sie das hier mit ansehen musste. Doch ich war unfähig mich irgendwie zu bewegen. Luisa presste sich fest an meinen Körper und sie wurde immer wieder von kleinen Schluchzern geschüttelt, während ich stumm vor ihr stand und nicht wusste was ich tun sollte. Erst als ihre Finger zum Saum meines Shirts wanderten und sich langsam darunter schlichen, wurde ich schlagartig aus meiner Starre gelöst. Auch wenn sie noch so aufgelöst zu sein schien, hatte sie es trotzdem faustdick hinter den Ohren. Ansonsten würde sie doch vor ihrer Schwester nicht so weit gehen. Die Berührung ihrer kalten Finger an meinem Bauch löste für einen Augenblick eine leichte Gänsehaut aus, bevor ich bestimmend meine Hände an ihre Schultern legte und sie ruckartig von mir weg schubste. Sie stolperte einige Schritte nach hinten und sah mich fragend an. Ich hingegen war einfach nur noch fassungslos. Ihre Augen waren gerötet, ihre Wangen tränennass und ihre Unterlippe zitterte, bis sie sich darauf biss. Wenn sie nicht so abgedroschen wäre, hätte sie mir vermutlich sogar leidgetan, aber nach dem was sie sich geleistet hatte, konnte ich kein Mitleid mehr verspüren. „W...was...?!", setzte sie an, doch ich ließ Luisa gar nicht erst richtig zu Wort kommen. „Was? Du fragst noch was? Ich sollte fragen und zwar, was soll die Scheiße hier? Ich frage mich wirklich was in deinem kranken Kopf vor sich geht, dass du mich hier noch weiter begrabbelst!" meine Stimme war lauter geworden und ich war mir sicher, dass sich mein Gesicht bereits vor übermäßiger Wut rot verfärbt hatte. Es kotzte mich an, dass sie sich hier so benahm und sich die ganze Zeit über als Opfer sah. Sie konnte nicht aufhören mich immer und immer wieder von einer Scheiße in die nächste zu bringen. „Aber Marco, ich ... ich"-„nichts hier, mit ich, ich. Du sollst mich in Ruhe lassen! Wie oft soll ich es dir noch sagen? Vielleicht sollte ich es doch in dich rein prügeln, denn du verstehst ja einfache Worte nicht" mit dieser ganzen Wut in mir, ging ich mit erhobener Faust einen Schritt auf sie zu. Wieder einmal blieb es ohne Wirkung, denn es war, als würde sie es nicht sehen oder nicht glauben, dass ich gewillt war, ihr eine rein zu donnern. Nicole war es, die mich davon abhielt, denn sie legte ihre Hand auf meinen Arm und diese sanfte Berührung reichte aus, um mich zu stoppen. Meine Nasenflügel bebten und meine Zähne schmerzen, da sie so stark aufeinander drückte und mahlte. „Marco, es hat keinen Wert" hörte ich die Stimme, von der Frau die ich liebte, leise in mein Ohr dringen. Nicole hatte Recht, Luisa war es nicht wert, wenn ich komplett ausrasten würde, dennoch konnte ich Luisa nicht länger um mich haben. Sie musste weg und am besten ganz weit weg. „Luisa, ich weiß nicht warum du es nicht verstehen willst, aber du hast keine Zukunft mit Marco. Warum kannst du das nicht in deinen Kopf bekommen?" versuchte es nun Nicole. „Halts Maul, du hast doch hier überhaupt erst alles kaputt gemacht! Hättest du dich nicht an ihn gehängt, wäre er schon längst an meiner Seite. Du bist schuld, dass er sich schuldig fühlen muss, weil er glaubt, ich wäre zu jung. Er gehört mir! Mir ganz allein!" Luisas Brüllen wurde ein Wimmern und es schien als würde sie in sich selbst zusammen sacken. Nur ihre Schwester ließ nicht locker „Luisa, du magst das vielleicht so sehen, aber es hat andere Gründe und die sind weit von dem weg, was du dir vorstellst. Er liebt nicht dich, er liebt mich. Das war schon immer so"-„ach ja? Aber er hat mich geküsst! Mich! Hörst du? Mich! Und das war nicht einfach nur so ein verstehen, es war echte Liebe dabei". Luisa schien wieder irgendwoher Energie geschöpft zu haben, sonst wäre sie nicht erneut so abgegangen und mir reichte es aber nun endgültig. „Luisa, hör jetzt endlich auf mit dem Blödsinn! Ich habe dir schon oft genug erklärt, dass es eine Dummheit von mir war, aber nichts, aber auch rein gar nichts, mit irgendwelchen Gefühlen zu tun hatte. Ich will nichts von dir! Geht das jetzt endlich in deinen verfluchten Schädel rein?"-„aber Marco, warum willst du das nicht sehen?"-„nee, das will ich nicht und ich hab jetzt die Faxen auch dicke" nun war meine Geduld am Ende und bevor ich mich vergessen konnte, schnappte ich Luisa unsanft an ihrem Oberarm und schleifte sie zur Haustüre. „Bitte Marco" wimmerte sie weiter, doch ich ließ mich nicht mehr erweichen, denn es war einfach vergebene Liebesmüh. Luisa war am Stolpern und wäre fast gegen die Türe geknallt, als wir bei dieser angekommen waren. Meine Hand lag schon auf der Türklinge, als sie sich aber auch schon wieder gefangen hatte und blitzschnell ihren Arm mir in den Nacken legte. „Bitte, ich bitte dich aus tiefstem Herzen" ihr Gesicht war meinem sehr nah und als hätte ich es geahnt, drückte ich schnell meinen Kopf in den Nacken und griff gleichzeitig nach ihrem Handgelenk, denn sie war gerade dabei mich zu küssen. „Verdammt Luisa, du gehörst in eine Irrenanstalt!" brüllte ich ihr entgegen, doch sie sah mich nur wieder mit diesen tieftraurigen Augen an. „Marco, ich liebe dich" deutlich konnte ich mein eigenes kehliges Lachen hören, mit dem ich sie strafte, da ich sie auslachte. „Wenn du mich lieben würdest, dann würdest du akzeptieren, dass diese Liebe einseitig ist und jetzt raus mit dir" ich wartete gar nicht mehr auf irgendeine Reaktion von ihr. Ich machte die Tür auf, schob sie unsanft raus und machte die Tür wieder zu. Ich wünschte mir genau in dem Augenblick einen Wolkenbruch und das sie vom Blitz getroffen wird.
Komplett fertig mit der Welt lehnte ich meine Stirn an das Holz der Türe und konnte gedämpft die Flüche von Luisa hören. Sie gab einfach nicht auf und ich biss mir auf die Lippen, um nicht Gegenflüche los zu lassen. Dafür schlug ich leicht mit meiner Faust gegen die Tür. Ein Horrorfilm war ein Dreck dagegen. Sie war die Reinkarnation des puren Bösen.
Ich spannte mich direkt an, als ich zwei Hände auf meinem Rücken fühlen konnte, die dann langsam über die Seiten bis zu meiner Hüfte streiften. Mit meiner linken Hand griff ich direkt nach einer der Hände und schloss meine Augen. Sie war noch da! „Ich hätte nie gedacht, dass meine Schwester so krank ist"-„mir egal wie krank sie ist, wenn sie jetzt nicht endlich aufhört vor meiner Tür Theater zu machen, werde ich die Polizei rufen. Das hätte ich schon längst tun sollen. Tut mir leid, auch wenn es deine Schwester ist"-„du hast recht, vielleicht kommt sie dann zur Vernunft"-„Nicole, ich mag dir nicht den Glauben nehmen, aber du solltest aufhören an das Gute in ihr zu glauben. Sie ist durch und durch böse". Langsam drehte ich mich zu Nicole um, ohne dabei ihre Hand los zu lassen. Dann legte ich meine freie Hand auf ihre Wange und näherte mich ihr „es tut mir leid und zwar die ganze Scheiß" vorsichtig suchte ich nach ihren Lippen, doch sie kam mir ein ganzes Stück entgegen und wir gönnten uns wenige Sekunden der Zweisamkeit, bevor ich dann wirklich die Polizei rief.
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Da hab ich Dienstag nichts veröffentlicht und keiner hat's gemerkt HAHAHAHA :P
So ihr Lieben, die Woche gibt es tatsächlich nur ein Kapitel. Ich bin gerade am Abschluss dran und das dauert einfach noch etwas. Bis jetzt habe ich jede Geschichte immer mit einem stimmigen Abschluss geschrieben und den will ich hier einfach auch. Zumal ich immer noch nicht genau weiß was mit Luisa passiert.
Vielleicht überrasche ich mich selbst und alles was noch kommt, ergibt sogar zwei Kapitel *grübel* mal schauen.
Ich hoffe ihr habt noch etwas Gedult?!Wünsch euch ne schöne restliche Woche und ich hoffe nächste Woche wieder pünktlich zu liefern, mit dem Ende oder vorletzten Kapitel.
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Ich, meine Schwester und Marco II Eiskalte Rache
FanfictionDas Leben der 27 jährigen Nicole scheint nicht unter einem besonders guten Stern zu stehen. Ihre Eltern starben vor 6 Jahren. Sie muss aufhören zu studieren, um die Verantwortung für ihre Geschwister zu übernehmen. Der kleine Bruder Luca kommt sc...