Nicole
Ungläubig sah ich Marco hinterher, der mich einfach so stehen lassen hat. Das ich ihn nicht hinters Licht führen konnte, was die tatsächliche Rolle von Jason in meinem Leben betraf, war die eine Sache, aber seine Unterstellung, die zugegebenermaßen mitten ins Schwarze getroffen hatte, ließ mich schwer schlucken. Ich hatte nicht wirklich gelogen, denn ich würde Jason niemals küssen. Er hatte mich geküsst und ich habe es nur erwidert. Ja es war Wortklauberei und Ansichtssache und einfach nur ein selbstbelügen, dennoch beruhigte es mich zumindest ein wenig. Seufzend ließ ich mich in meinen Bürostuhl fallen und mir standen die Tränen in den Augen. Wie konnte diese Beziehung nur so aus dem Ruder laufen? Wann fing das an? Die Eifersucht von Marco war die eine Sache, jedoch gut unter Kontrolle. Zu mindestens hatte ich es so im Gefühl. Klar war er nicht berauscht gewesen an Lucas Geburtstag, jedoch hielt es sich irgendwie in Grenzen. Das Auftauchen von Luisa brachte den Stein erst ins Rollen und wurde mit dem Überraschungsgast Jason auf Geschwindigkeit gebracht. Es drohte alles gegen eine Mauer zu knallen und wir wären all nur noch Verlierer. Allen voran ich, da ich es zugelassen hatte das Jason soweit zurück kam in mein Leben, das ich ihn wiedergeküsst hatte. Ich konnte es nicht abstreiten, das es mir nicht gefallen hätte. Zumindest nicht in dem Moment in dem es passiert war. Denn die Wahrheit hätte ein Blinder gesehen, so wie ich im Gesamten darauf reagiert hatte. Schwerfällig stand ich auf und mit ebenso schweren Schritten ging ich die Treppe hoch, um Marco zu erzählen was passiert ist.
Ich fand ihn in der Küche, wie er die Geschirrspülmaschine ausräumte, was mir im ersten Moment ein Schmunzeln über die Lippen huschen ließ, da er gerade versuchte in der Schublade mit den Töpfen mein Ordnungssystem zu durchschauen. „Kann ich dir helfen?" fragte ich leise und bekam direkt die passende Antwort „NEIN!". Verlegen biss ich mir auf die Unterlippe, stellte mich an die Theke und legte meine Hände darauf, um sie in alle Richtungen zu kneten. „Du hast recht" fing ich vorsichtig an und hoffte, dass ich mit der Wahrheit alles retten könnte was im Argen lag. Marco hatte ganz offensichtlich Vorstellungen, was meinen Ex und mich betraf und die musste ich ändern. „Womit?" es gab ein lautes Scheppern und der Topf fand den Weg zu den anderen. „Naja, mit Jason und ..." auf einmal war ich mir doch nicht mehr so sicher und schaute auf meine Fingernägel. Vielleicht fiel mir ganz schnell noch was anderes ein, als von dem Kuss zu erzählen. Weil ich so auf meine Finger starrte, bekam ich überhaupt nicht mit, dass Marco mittlerweile mitten in der Küche stand und mich abwartend anschaute. „Was ist mit Jason?" deutlich war die Wut zu hören und er spuckte regelrecht den Namen aus. „Bitte lass mich erst zu Ende erzählen und sei dann sauer" abwehrend hob ich meine Hände und er sah mich erst mit hochgezogenen Augenbrauen an, dann kniff er die Augen zusammen und verschränkte die Arme vor der Brust. „Ok?" fragte ich nochmal, um mich zu vergewissern und bekam ein herrisches „erzähl" zu hören. Also schluckte ich, sah nochmal auf meine Finger und leckte leicht über meine Lippen. Es musste einfach raus und ich drehte mich zum Wohnzimmer, da mir Luca einfiel. „Er wird es schon nicht mitbekommen" maulte Marco weiter und war mir unbemerkt einen Schritt näher gekommen, dennoch trennte uns die Theke, was mich ein wenig geschützter fühlen ließ. „Jason hat mich geküsst" kam es schnell aus mir heraus und ich sah Marco eindringlich an. „Und?"-„und ... und ... also ... oh man Marco, nichts und. Er hat mich geküsst. Du hattest also Recht. Nicht ganz aber teilweise"-„und dann?" verwirrt sah ich ihn an und schüttelte leicht mit dem Kopf. „Nichts und dann. Er hat mich geküsst und ... und ... also ich hab ihn dann weggestoßen" gleichgültig zuckte ich mit der Schulter. „Weg gestoßen?" ich nickte auf seine Frage und sah dann wieder zu meinen Fingernägel. Mehr von dem Vorfall konnte und wollte ich ihm einfach nicht erzählen. Es war so ja schon schlimm genug. „Dein Ex, der deine erste große Liebe war und du ihn auch nur verlassen hast, weil seine Eifersucht ihn fast zum Mörder werden ließ ..."-„er wollte mich nicht umbringen, er hat mich nur am Arm erwischt" unterbrach ich ihn schon fast aufgebracht. Doch da war ich mir immer sicher, Jason hätte mir niemals ernsthaft Schaden zugefügt und Marco musste ihn nicht als Mörder hinstellen. Er ließ sich aber von meiner Unterbrechung nicht wirklich aus dem Konzept bringen und sprach weiter nach einer kurzen Pause. „Kommt hier in MEIN Haus. Du lügst mich nach Strich und Faden an, was seine wahre Identität betrifft. Mühevoll hab ich mir das dann selbst zusammengereimt. Bekam es dann von deiner Schwester bestätig, nach dem ich mich beim Training über den Platz gequält hatte, da mir tausend Gedanken durch den Kopf gingen, die dein Lügen rechtfertigen. Dann küsst er dich und du hast ihn weggestoßen, um hinterher mit ihm essen zu gehen und tust mir gegenüber so, als wäre ja alles ganz normal. Weil er ja nur ein alter Freund ist" er hatte die Worte „weggestoßen" und „alter Freund" in Luftanführungszeichen gesetzt, verzog sein Gesicht und gab der Sache einen komischen Unterton, der mich schaudern ließ. Alles in allem war es eine astreine Zusammenfassung und bedurfte auch keiner weiteren Erklärungen, darum hielt ich einfach den Mund. Es wäre so oder so nichts aus diesem raus gekommen, denn die Tränen schnürten mir den Hals zu und ich versuchte sie mit aller Gewalt runter zu schlucken. „Es tut mir leid, aber ich fühle mich gerade extrem scheiße bei der Sache und bin wahnsinnig enttäuscht" er ließ das Geschirr, Geschirr sein und lief zur Küche raus, dabei blieb er auf meiner Höhe stehen „echte Scheiße ist das und es hört einfach nicht auf. Ich dachte wenn Luisa weg ist, wird alles besser, doch das Gegenteil ist der Fall. Es tut mir leid, dass ich dich angelogen hab wegen dieser Geld Geschichte, aber warum das so lief, hatte ich dir gesagt. Nur der Rest und was gekommen ist und wer weiß was noch kommen wird, ist einfach ein großer Haufen Scheiße und ich hab keine Ahnung wie das wieder gut wird" ich wusste immer noch nichts zu sagen und konnte ihn noch nicht einmal anschauen. Ja er hatte gelogen was die Sache mit dem Geld betraf, doch was wog schwerer? Geld oder Liebe? Und das sollte nicht wirklich eine Frage sein, über die man lange nachdachte, es war Liebe und ich war diejenige die einfach einen anderen geküsst hat und dabei sogar fast abgegangen ist wie eine Wildkatze. Es war nicht einfach nur ein simpler Kuss. Es weckte Erinnerungen und Gefühle, auch wenn ich gleich einsah das es eben nur alte Geschichten waren, dennoch hatte ich reagiert. „Ich geh joggen. Hier halte ich es gerade nicht länger aus. Mach was du willst" und schon war ich allein. Meine Hände verkrampften sich zu Fäusten und ich schmeckte ein wenig Blut, da ich mir so fest auf die Lippe biss. Luca durfte kein Gefühlsausbruch von mir erleben und mir war es gerade nach schreien zumute. Mir sackten die Beine weg und ich konnte es gerade noch auf einen der Hocker schaffen. Dann verschränkte ich die Arme vor mir auf der Theke und versuchte so lautlos es ging in meine Armbeuge zu heulen. Weit entfernt hörte ich Schritte und Türen die auf und zu gingen, dann wie Marco sich von Luca mit den Worten „bis dann" verabschiedete und uns verlassen hatte. Ein Motor heulte auf und mir zog es das Herz zusammen. Er nahm den Sportwagen und ich hörte die Reifen durchdrehen. Was hatte ich nur getan?
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Weil heute so ein schöner Sonntag ist und Muttertag.
Wünsch euch noch einen schönen Rest Sonntag und einen tollen Start in die neue Woche
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Ich, meine Schwester und Marco II Eiskalte Rache
FanfictionDas Leben der 27 jährigen Nicole scheint nicht unter einem besonders guten Stern zu stehen. Ihre Eltern starben vor 6 Jahren. Sie muss aufhören zu studieren, um die Verantwortung für ihre Geschwister zu übernehmen. Der kleine Bruder Luca kommt sc...