Es muss sein

883 60 3
                                    

Marco

Die Idee an einen See zu fahren kam mir recht spontan und ich konnte nur hoffen, dass ich Nicole auch davon überzeugen konnte. Nachdem ich den ganzen Abend mit Marcel all meine Möglichkeiten durchgespielt hatte und das für, wie auch das wieder reichlich von allen Seiten beleuchtet hatte, beschloss ich Nicole vorsichtig auf den Zahn zu fühlen, um ihr dann endlich die Wahrheit zu sagen. Ich musste diese Last schleunigst loswerden und nachdem mir Luisa das Bild geschickt hatte, war ein schnelles Handeln durchaus besser.

Nicole sah mich leicht schmollend an, als ich mich von ihr und ihren Lippen löste, um ihr meinen Vorschlag zu unterbreiten. Ich verriet ihr auch nicht allzu viel, dennoch packte sie artig ein paar Sachen zusammen. „Wo gehen wir denn schwimmen?"-„sag ich dir nicht" grinste ich sie frech vom Küchenstuhl aus an. Sie hatte uns noch einen Kaffee gemacht, den wir erst noch in Ruhe trinken wollten, bis auch Luca fertig war mit umziehen. „Naja, ich könnte ja ein kleines Picknick zusammenpacken"-„und dafür musst du wissen wo wir hin gehen?"-„Im Freibad kann man Pommes kaufen" schmunzelte sie zurück. „Ach so, na ich überlasse es dir" ich verschränkte die Arme hinter meinem Kopf und lehnte mich weit zurück. Sie grummelte, stand dann auf und als sie wieder kam, hatte sie einen Korb in der Hand, den sie anfing zu füllen. „Ähm Süße, ich wollte nur den Nachmittag mit euch verbringen und kein Survival Training in der Wildnis abhalten" stellte ich dann doch irgendwann trocken fest, als der Korb drohte überzulaufen. Sie sah mich leicht grimmig über die Schulter an, schob die Unterliebe vor und packte die dritte Flasche Limo und die Kekse wieder aus, um diese dann doch wieder rein zustopfen. Luca stand in der Tür mit einem Ball unter dem Arm und einer Tasche mit Sandelsachen „alles eingepackt was du gesagt hast Marco. Wir können also los" verkündete der kleine und ich lächelte ihn sanft an. „Dann müssen wir jetzt nur noch auf Nicole warten und das Umzugsunternehmen"-„welches Umzugs was?"-„Unternehmen. Einer muss ja den Korb tragen, den sie gepackt hat" es schmerzte leicht, als mir Nicole kräftig gegen meinen Oberarm boxte und genau zwischen die Muskeln traf. „Du willst mir ja nichts Genaues sagen, also muss für jede Möglichkeit alles dabei sein" ich griff ihr um die Taille und zog sie an mich heran „Süße, einmal nur ohne Plan. Bitte" ich küsste sie sanft erst auf den Mund, dann leicht unterhalb ihres Ohres. Ihr Duft stieg mir in die Nase und von dort tief in meine Sinne. Ich liebte diese Frau und doch breitete sich wieder dieses unangenehme Gefühl in meinem Magen aus. Ich musst ihr sagen was zwischen Luisa und mir war und ich musste ihr von diesem Bild erzählen was mir ihre Schwester geschickt hatte. Selbst wenn ich Nicole von dem Kuss erzählen und sie mir verzeihen würde, wenn Luisa ihr dann dieses Bild zeigt, wäre alles vorbei.

Was hatte sich Luisa auch nur dabei gedacht? Wie konnte sie die Situation so ausnutzen und mich ein weiteres Mal küssen? Dann dieses Bild, auf dem es aussah, als würde ich diesen Kuss genießen, da meine Augen geschlossen waren. Ihren Satz, der dabei stand, hätte sie sich auch sparen können. „So sieht Liebe aus. Danke". Allein bei diesem Gedanken kam mir die Galle hoch.

Ich drückte Nicole noch etwas fester an mich, sog ihren Duft noch einmal tief ein, „dann können wir ja los oder?" nuschelte ich und ließ sie wiederwillig los. Sie nickte und wir machten uns auf den Weg zum Horstmarer See. Ich hoffte natürlich dass dieser nicht zu extrem überlaufen war, was sicher nur Wunschdenken war bei dem Wetter, dennoch besser als ein Freibad. Es gab da auch Ecken, die leicht versteckt lagen, für etwas Zweisamkeit.

Bei dem dichten Verkehr brauchten wir fast eine Stunde bis raus nach Lünen und mit dem schlechten Gewissen im Nacken, war ich noch genervter. Schnell war die Tasche, der Korb und Lucas Sachen ausgepackt und wir suchten uns eine passende Stelle. Natürlich war es gut besucht, da aber Montag war und dies noch zur Mittagszeit, war überraschenderweise nicht so viel los wie ich befürchtete hatte. Luca überschlug sich fast vor Freude und kippte erst einmal all seine Sandelsachen aus, um dann doch mit dem Ball vor den Füßen rum zu rennen. Im gleichen Moment fing Nicole an sich auszuziehen und meine Augen hafteten auf ihrer Haut. Wie in Zeitlupe glitt mein Blick über sie und es war wie mein persönlicher kleiner Porno in meinem Kopf. Ich musste trocken schlucken, zog schnell mein Shirt aus und ging zu Luca rüber, um mit ihm Fußball zu spielen. Es würde mir nichts bringen, würde ich das Gespräch mit ihr suchen und ich dabei nur an das eine denken. Dennoch konnte ich sie nicht gänzlich aus den Augen lassen und bekam somit auch ihre Aktion -wir schmieren den ganzen Körper mit Öl ein- mit. Wieder hatte sie es unwissentlich geschafft, das ich nur noch an ihr hing und das mit all meinen Sinnen. Dies hielt auch solange an, bis mich ein Fußball mit voller Wucht genau zwischen die Beine traf. Der Schmerz durchzog mich im Bruchteil von einer Sekunde von Kopf bis Fuß und ich konnte nur noch in die Knie gehen. Vorteil daran war nur, dass meine angehende Erregung ein jähes Ende fand. Durch einen leichten Schleier hörte ich die Stimme von Luca und Nicole, die mir sehr besorgt schienen und ich konnte nicht antworten. Denn ich war mir immer noch auf die Lippe am Beißen, um so einen Ausgleich zum Schmerz zu finden. Keuchend rappelte ich mich auf und musste dann doch anfangen zu lachen „das war ein Volltreffer kleiner" schluck ich schon fast anerkennend Luca auf die Schulter. „Es tut mir echt leicht" stammelte dieser und ich nahm Nicoles Angebot an, mich bei ihr aufzustützen. Wir gingen langsam zu unserer Decke zurück, auf die ich mich schwerfällig plumpsen ließ. „Magst du was trinken?" ich nickte, als Antwort auf Nicoles Frage und zog die Knie an, lehnte meine Ellenbogen drauf und ließ meinen Kopf in meinen Schoß hängen. Ich hatte immer noch leichte Probleme mit der Luft und musste doch wieder anfangen zu kichern. Was für eine dumme Sache. Ich sah zu Nicole rüber, die mich immer noch mitleidig ansah. „Alles wieder ok?"-„ich denke schon. Ich glaube nicht das ich eine neue Zukunftsplanung brauche" lachte ich sie an und sie verstand wohl direkt was ich mein. Dennoch wurde sie verlegen und bekam rote Flecken. Vergessen war mein Schmerz und ich wollte sie nur noch küssen. Was ich auch direkt in die Tat umsetzte. Sachte streichelte ich mit dem Daumen über ihre Wange und küsste sie immer wieder leicht auf ihre Lippen, die so schön warm und weich waren. Da schoss mir mein Vorhaben wieder in den Sinn und ich löste mich von ihr, um sie ernst anzusehen. War es jetzt endlich der richtige Augenblick? „Marco, hilfst du mir eine Burg zu bauen?" ich brauchte einen Moment, sah dann zu Luca und in dieses sanfte Kindergesicht, welches sich gerade nichts mehr wünschte, als eine Sandburg. Ich lächelte ihn gegen die Sonne an und nickte. „Klar Kumpel helfe ich dir" die Wahrheit musste noch warte und ich ließ eine verwirrt drein schauende Nicole zurück.

Ich, meine Schwester und Marco II Eiskalte RacheWo Geschichten leben. Entdecke jetzt