Kein Problem löst sich einfach auf

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Luisa

Aufmerksam hörte ich Marcos Ausführungen zu und nach dem mich nun schon beide so angeranzt hatten, hielt ich mich geschlossen. Ich musste nur warten bis mein Moment kam und der kam, als Nicole das Wort an mich richtete. Süffisant fing ich an zu grinsen, verschränkte die Arme vor meiner Brust und leckte frech über meine Lippen. Dabei schaute ich an Marco abschätzig rauf und runter. Eine feine Story hatte er sich da zusammen gewürfelt und ich kam wirklich nicht gut weg. Mochte ja sein, dass er in vielen Punkten Recht hatte, aber diesen schwarzen Peter ließ ich mir nicht allein in die Schuhe schieben. Er wollte es genau so wie ich und das wusste er auch. Was konnte ich dafür, wenn er nicht zu seinen Gefühlen stehen wollte? Ich hätte es mir auch anders gewünscht und wollte ihn nicht zwingen. Nachdenklich schwenkte ich meinen Blick rüber zu meiner Schwester und überlegte mir, wem von uns beiden sie mehr glauben würde. Denn eigentlich war es sehr wichtig, dass sie mir glaubte. Der Rest würde sich dann schon von allein regeln. Dann wenn Marco tot traurig war, weil Nicole ihn raus warf, dann wäre ich da und würde ihn wieder aufbauen. Der perfekte Plan also und es bedurfte nur meine Schwester zu überzeugen. Ich quälte mir Tränen in die Augen und fing an zu schniefen. Verzog dabei mein Gesicht und ließ meine Unterlippe verdächtig zittern. „Ganz so ... so ... stimmt das nicht" fing ich an weinerlich zu stottern und konnte ein leises Brummen aus Marcos Richtung hören. „Dann sag wie es war" forderte mich meine Schwester erneut auf und ich konnte gar nicht so schnell antworten, denn jedes Wort musste gut überlegt sein. „Ich werde dir genauso zuhören, wie ich es bei Marco getan habe, also?". Marco fuhr sich mit beiden Händen schroff durch sein Gesicht, bis er auch noch seine Haare mit in Leidenschaft zog und wie wild darin rum wuschelte. Ich hätte gerne fett in seine Richtung gegrinst, doch das wäre zu auffällig geworden, also holte ich einfach nur tief Luft und sah verschüchternd auf den Boden. „Am Anfang war es wirklich nur ein Spiel und ich hätte ja nie gedacht, dass es zwischen euch so ernst wird. Ja es stimmt, ich bin hier mehr oder weniger eingebrochen, aber die Lücke in seinem Gartenzaun war auch einfach zu verlockend und ja es stimmt, dass ich nackt in seinem Pool geschwommen bin. Es gab auch diesen Kuss, nur so harmlos wie er ihn darstellt, war es bei weitem nicht" ich lachte sarkastisch auf, zeigte auf Marco rüber und zog die Augenbrauen hoch. „Er ging ab wie ein wildes Tier und ich musste ihn quasi stoppen, weil ich etwas Angst bekam und aus meinem Scherz plötzlich bitterer ernst wurde und das hat mich extrem überfordert und dann ..."-„was?" maulte Marco dazwischen und stand immer noch da, mit seinen Händen tief in seinen Haaren vergraben. „Lass sie, du durftest auch" sagte Nicole ganz ruhig in seine Richtung und legte sachte ihre Hand auf seine Brust. Ich versuchte mir nichts anmerken zu lassen, welch Signal mir diese, scheinbar unbedeutende und kleine Geste, gab. Meine Schwester war auf jeden Fall immer noch auf seiner Seite und das durfte nicht sein, also musste ich mich mehr ins Zeug legen. „Er hatte mich gepackt und hier auf die Arbeitsplatte gesetzt" um meine Erzählung bildlich werden zu lassen, ging ich ein Schritt zur Seite und zeigte auf die von mir ausgedachte Stelle. „Ich habe den Kuss unterbrochen und ihn gebeten nicht so stürmisch zu sein. Denn es wäre mein erstes Mal. Irgendwas musste ich ja tun, denn er war gerade dabei seine Hose aufzumachen und ..." nun war ich es, die theatralisch stockte und Marco vorwurfsvoll anschaute. Er hatte einen hochroten Kopf und hätte ich gekonnt, hätte ich angefangen zu lachen. „Naja, wie auch immer. Er ließ von mir ab und die Lage beruhigte sich" lenkte ich ein, um ihn nicht ganz zum Platzen zu bringen. „Natürlich hatte ich mir dann mehr erhofft und dann lief das zwischen euch und ja klar war ich dann enttäuscht. Aber das ist doch hoffentlich verständlich oder nicht?" eindringlich sah ich meine Schwester an und versuchte Zustimmung in ihrem Gesicht zu finden. „Darum bist du ihm dann also weiter nach gegangen" fragte sie aber nur beiläufig und ich überlegte mir was ich als nächstes erzählen konnte. „Dann war auf einmal die Sache mit dem Internat im Raum und ja, ich weiß, dass ich echt gemein zu dir war, doch irgendwie wusste ich mir nicht wirklich anders zu helfen" geknickt ließ ich den Kopf hängen und schwieg. „Bist du jetzt fertig mit der Märchenstunde" brummte Marco von der Seite und ließ meinen Kopf aufschnellen. Böse funkelte ich ihn an „das ist keine Märchenstunde. Du hast ja bekommen was du wolltest" ich schlug meine Hände vor das Gesicht und fing an richtig zu weinen. Keine Ahnung wie das auf einmal so leicht ging, aber es passte perfekt. Zwischen meinen Fingern linste ich hindurch und sah zu meiner Schwester, die tausend Fragezeichen im Gesicht hatte und zu Marco schaute. „Ich hab keine Ahnung was sie meint" abwehrend hielt er seine Hände in die Höhe und ließ sich seufzend gegen die Theke fallen. „Ich hab wirklich keine Ahnung" er schüttelte mit dem Kopf und rieb sich wieder durch das Gesicht. Mein Einsatz „ach, du hast keine Ahnung?" plärrte ich los und kramte in meiner Hosentasche nach meinem Handy. „Wenn du mir nicht glaubst Nicole, ich hab Bilder die es beweisen" mit zitternden Händen hatte ich mein Telefon in der Hand und versuchte in der Galerie die Bilder von der Nacht zu finden, die ich gemacht hatte, als Marco dank mir so weg getreten war. „Hier! Die Bilder habe ich heimlich gemacht. Damit ich Beweise habe. Es war die Nacht, als ich Party machen war, bevor ich ins Internat ..."-„verfickte Scheiße!" brüllte nun Marco los und riss mir das Handy aus der Hand. „Du weißt genau das in der Nacht nichts lief, weil du mir etwas verabreicht hast. Was soll da also passiert sein, zudem ich dich hätte zwingen sollen?" Marco wischte über das Display und konnte so meine Arbeit bewundern. Er kannte ja nur den kleinsten Teil der Bilder und seine Augen wurden immer größer „das ist nicht dein verfickter ernst Luisa? Du kleine miese Schlange!" er machte einen schnellen Schritt auf mich zu und ich konnte gerade noch einen Satz nach hinten machen, jedoch stellte sich auch Nicole blitzschnell zwischen uns. „Was?" maulte diese nur und wollte nach dem Telefon greifen, doch Marco zog es schnell zur Seite und wollte geleichzeitig an meiner Schwester vorbei greifen, um nach mir zu schnappen. Dabei drückte er uns alle gegeneinander und ich merkte, wie sich Nicole gegen ihn stellte. „Hör auf Marco!" kam es gequält von meiner Schwester und ich versuchte mich in Deckung zu bringen. „Bist du jetzt total übergeschnappt oder was?" brüllte sie so los und es schien, als würde Marco aufgeben, jedoch war es wohl mehr ein abwarten für eine bessere Gelegenheit. Wieder griff Nicole nach Marcos Hand, in der er das Handy hielt und wollte es nach wie vor haben. „Nee, das solltest du nicht sehen. So lang die Sache nicht geklärt ist, wäre das nur falsch zu verstehen" versuchte Marco Nicole von ihrem Vorhaben abzubringen, was natürlich das Gegenteil bewirkte. „Ich bin alt genug, um selbst entscheiden zu können und ich finde, du bist nicht gerade in der besten Position, um hier irgendwelche Forderungen zu stellen" brüllte meine Schwester weiter. „Aber da sind nur Sachen zu sehen, die niemals stattgefunden hätten, wäre die kleine Schlampe nicht so dreist gewesen und hätte mir K.O.-Tropfen gegeben" keifte Marco zurück und ich hatte irgendwie wieder meinen Spaß. „Wenn es so war, dann hast du doch nichts zu befürchten. Ich wette du warst ja dann wohl beim Arzt und wir können die Sache klären" maulte Nicole und versuchte immer noch an das kleine Ding in Marcos Hand zu kommen. Dieser ließ aber nun tatsächlich seine Hand sinken und sah Nicole mit einer Mischung aus Wut und selbsthass an „nein, das habe ich nicht. Ich dachte, das würde sich erledigen"-„du glaubst auch, das jedes Problem sich einfach so in Luft auflöst oder?" grimmig sah meine Schwester ihn an und dann auf das Handy. Ihre Augen wurden größer und ihr Mund ging leicht auf. Absoluter Schock und ich musste grinsen. Mein Plan ging auf. Meine Schwester würde ganz bestimmt nun das Feld räumen. Zu guter Letzt gab sie sich sogar noch das Video, welches ich gemacht hatte und ich hätte am liebsten laut gelacht.

Ich, meine Schwester und Marco II Eiskalte RacheWo Geschichten leben. Entdecke jetzt