Überraschung

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Nicole

Marcos Laune bei dem Telefonat zog meine direkt mit runter. Was hatte er nur für ein Problem mit Bauer? Eifersucht hin oder her, er sah weise Mäuse mehr nicht. Nein, ich war mir sicher, mein Chef war einfach nur ein Schussel und Marco bewertete es schlicht und ergreifend über. Mit der Zungenspitze halb an der Nasenspitze klebte ich den letzten Baum auf den Bürgersteig und sah meine Arbeit zufrieden an. Mein nächster Blick galt der Uhr und diese zeigte mir an, ich hatte nur noch 20 Minuten. In Hoffnung alle würden auch 5 Minuten zu spät kommen. Seufzend krallte ich mir meine Handtasche und ging mit schnellen Schritten in das Büro meines Chefs. „Es ist repariert und halten sie sich bis morgen davon fern. Ich muss jetzt los, um noch einigermaßen pünktlich zur Geburtstagsfeier von Luca zu kommen. Einen schönen Sonntag wünsche ich noch" ich wollte erst gar nicht abwarten was er mir noch zu sagen hatte. Zu groß könnte ich Gefahr laufen, dass er noch irgendwas fand. Doch kaum war ich zur Tür raus, rief er auch schon meinen Namen „Nicole, bitte warten sie"-„Herr Bauer, ich kann wirklich nicht" sagte ich ohne stehen zu bleiben, doch an der Haustüre hatte er mich eingeholt und hielt mich an der Schulter fest. „Rennen sie doch nicht weg. Hier, das schulde ich ihnen und das ist für Luca. Ich hoffe sie schaffen es noch rechtzeitig" er lächelte väterlich, was mich nach dem Gefühl, er würde mit mir flirten, extrem verwirrte. Dann sah ich auf seine Hand und erkannte zwei 500 Euro Scheine und musste kräftig schlucken. „Das ... das ... ähm Herr Bauer ... das ... also das kann ich nicht annehmen"-„es ist doch nur Geld"-„und davon viel zu viel" ich musste laut lachen, sonst wäre ich unter Umständen geplatzt, so überrannte mich das Gefühl der Ungläubigkeit. „Bitte, nehmen sie es mir nicht übel und sehen sie es als Vorschuss, auf weitere kleine Unfälle" er zwinkerte „ich wünsch einen schönen Sonntag" und damit ließ er mich stehen. Ich sah auf das Geld in meiner Hand und biss mir auf die Unterlippe. Einen weiteren Versuch ihm zu erklären, dass ich das Geld nicht wollte, konnte ich mir nicht erleben, also steckte ich es ein und machte mich auf den Weg.

Ich achtete nicht darauf, ob ich nun anständig in der Parklücke stand, ich wollte einfach nur endlich den Kuchen auf den Tisch stellen und mich um Luca und seine Gäste kümmern. Schnell packte ich mir meine Handtasche über die Schulter, die Torte balancierte ich auf meinen Armen und fummelte den Schlüssel in das Schloss. „Ich bin da ..." setzte ich direkt an und stockte auch schon im nächsten Moment. Hinter der Tür stand ein Begrüßungskomitee der extra Klasse und mir entgleiste jeder Gesichtszug. „Luisa?" fassungslos und gleichzeitig total überfordert stand ich da und schaute dumm aus der Wäsche. So hatte ich zumindest das Gefühl. Diese Szene, wie sie auch einem meiner Träume hätte entspringen können, änderte auch nichts an ihrer Wahrhaftigkeit, als Luisa sich breitgrinsend zu mir umdrehte und „hallo Schwesterherz" in triefendem Sarkasmus sagte. „Was ... was suchst du hier?" meine Stimmung schlug direkt um in Wut und ich sah hilfesuchend zu Marco, der aber ebenso perplex schien. „Ich hab mir frei genommen. Den Geburtstag von Luca konnte mir keiner nehmen, auch ihr nicht" sie zeigte zwischen Marco und mir hin und her, um sich dann ohne auf eine Aufforderung zu warten, weiter in das Haus bewegte. Sie ging so selbstsicher dahin, als wäre sie ständig hier und automatisch stemmte ich mir meine Hand in die Hüfte und sah eindringlich Marco an. Im nächsten Moment war alles dahin, denn die Torte drohte mir vom Arm zu rutschen. „Das nimm ich mal besser" lächelte mich Yvonne freundlich an, die dem Vorfall live beiwohnte. Kaum war sie mit dem Kuchen um die Ecke verschwunden, ging ich zügig auf Marco zu „hast du das gewusst?"-„nein, sicher nicht!"-„was will sie hier? Die haben mir doch gesagt, dass es vorerst keinen Kontakt gibt und nun schicken sie sie nach Hause?"-„Vielleicht durfte sie ja wirklich herkommen wegen Lucas Geburtstag?" ein wenig beruhigte mich seine Aussage und ich nickte sie ab. Marcos Vermutung konnte ja wirklich stimmen und ich machte mich auf, um meine Schwester danach zu fragen.

„Hast du denn wenigstens eine Erlaubnis, oder bist du einfach auf eigene Faust los?" fragte ich geradewegs raus, als ich Luisa im Garten fand. „Natürlich hab ich eine Erlaubnis, was denkst du denn"-„woher weißt du eigentlich das du Luca hier findest?"-„Timo"-„Timo?" sie warf ihre Haare über die Schulter und sah mich immer noch mit diesem Sarkasmus an. „Ihr hattet wohl Hoffnung, aber es ist nur ein Internat und kein Keller, in den ihr mich gesteckt habt" dann kam sie mir ganz nah und fing an zu flüstern. „Schön hast du dir das ausgemalt. Sperrst mich weg, lässt Marco die Kohle springen dafür und dann kannst du dir ein schönes Leben machen. Weit gefehlt Schwesterherz" sie warf mir einen Kuss zu „ich bin wieder hier" und klimperte mit den Wimpern, dann brach ein Gebrüll aus, denn Luca hatte Luisa entdeckt. Mir hingegen fehlte jede Spucke, um auch nur im Ansatz meine Zunge vom Gaumen zu lösen. Hinzu kam, dass ich mir ihre Worte durch den Kopf gehen ließ, da sie keinen Sinn ergaben. Was meinte sie mit „Marco lässt die Kohle springen" und warum, oder viel mehr, wann hatte sie Kontakt mit Timo? Wie kam sie darauf, dass wir sie wegsperren wollten? Ich wollte doch nur, dass ihr geholfen wird und wir wieder eine Familie sein konnten. In meiner Gefühlswelt hin und hergerissen und dieser Hilflosigkeit gefangen, sah ich dabei zu, wie Luca förmlich Luisa am auffressen war. Deutlich zeigte sich, wie sehr er sie vermisst hatte und mir schnürte es nicht nur die Kehle zu. Mein Herz war in einem Schraubstock und bei jedem Kuss, den die zwei sich gaben, wurde eine Umdrehung gemacht. Ich schlang die Arme um meinen Bauch, bildete mir ein, mir so selbst etwas Halt zu geben, dann klingelte es. Die Gäste! Es riss mich in die Realität, in der ich auch jetzt erst feststellte, dass meine Wangen feucht waren. Schnell und fahrig wischte ich mir die Tränen weg und ging zurück ins Haus.

Marcos kleinere Schwester und seine Eltern standen schon in der Tür, als ich ankam und es lohnte sich auch nicht die Türe zu schließen. Ich konnte die Kinder, die Luca eingeladen hatte, schon am Gartenzaun sehen.

Ich versuchte den Tag für Luca unvergesslich zu machen und Marco half mir dabei. Es sollte Luca an nichts fehlen und doch konnten wir mit all unseren Mühen, nicht das Auftreten von Luisa übertrumpfen. Ich war froh, als alle gegangen waren und sogar Luisa, ganz freiwillig, es vorzog in unserer Wohnung zu schlafen. Ich hatte schon damit gerechnet, dass sie darauf bestand in Marcos Haus zu schlafen. So sehr ich mich auch fertig gemacht hatte, wegen all der Vorwürfe und ich sie gerne in die Arme geschlossen hätte im Guten, so sehr machten mir die Dinge Angst, die sie gesagt hatte.

Als Luca friedlich eingeschlafen war und Marco mit mir zusammen das Partychaos aufgeräumt hatte, suchte ich das Gespräch mit ihm. Denn länger konnte ich es einfach nicht mehr auf sich beruhen lassen.

Ich, meine Schwester und Marco II Eiskalte RacheWo Geschichten leben. Entdecke jetzt