Geplant

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Luisa

Mein Geschenk war also endlich angekommen und ich rieb mir imaginär die Hände. Der arme ahnungslose Jason stand vor mir und wusste gar nicht wer ich war. Wie auch? Es ist nicht so, als hätte ich mich nicht in den letzten Jahren ein bisschen verändert. Aus dem kleinen Mädchen von 8 Jahren und mit blonden Zöpfen, wurde eine vollbusige Erwachsene mit blau schwarzen Haaren. Überschwänglich begrüßte ich den Überraschten und zog ihn gleich in die Wohnung, um ihm jegliche Gastfreundschaft zukommen zu lassen die mir möglich war. Schnell hatte ich ihm etwas zu essen organisiert und hätte mir am liebsten selbst auf die Schultern geklopft. Es hatte mich viele Stunden gekostet ihn ausfindig zu machen und kostete mich auch meine Beziehung. Doch im Krieg waren nun mal auch Opfer angesagt.

Ich hatte bei einem Besuch von Timo ihm meinen Schlüssel mitgeben, damit er in unsere Wohnung konnte. Sein Auftrag war simpel und einfach, doch sträubte er sich am Anfang diesen auszuführen. Es bedurfter vieler Worte und einer Engelszunge, bis ich ihn so weit hatte. Doch dann kam er wieder mit vollem Erfolg und böser Worte.

Ich wusste das Nicole Tagebuch führte, ob sie es heute noch machte war mir nicht klar, aber damals ganz sicher. Denn ich hatte es einmal ganz zufällig gefunden und ein wenig darin gestöbert. Damals dachte ich irgendwelche Geheimnisse zu finden, mit denen ich sie ärgern könnte, leider war dies nicht wirklich gegeben. Was es aber galt heute rauszufinden war, ob sie über ihren Exfreund geschrieben hatte und wenn ja, was. Darum musste Timo also alles finden was es gab und das wollte er nicht. Er faselte was von Privatsphäre und wollte unbedingt von mir wissen was ich damit wollte. Schlecht konnte ich ihm von meinem Plan erzählen und es ging ihn auch nichts an, was zwischen Nicole und ihrem Ex vorgefallen war. Ich hingegen wusste alles, denn nach einem bestimmten Vorfall kam sie nach Hause, um wieder zu sich selbst zu finden. So sagte es meine Mutter, wenn meine Schwester sich wieder stundenlang in ihrem Zimmer eingesperrt hatte. Am Ende bekam ich was ich wollte und Timo brachte mir Tagebücher und Notizbücher. Jedoch erklärte er mir auch, dass er nichts damit zu tun haben wollte und würde mir weder helfen, noch mich jemals wieder besuchen. Er hatte mit wenig Worten die Beziehung beendet, was mich kein bisschen störte. Wer brauchte schon einen unnützen Timo, wenn man einen nützlichen Kasper haben konnte und auf Umwegen würde ich sicher auch wieder Marco für mich gewinnen können.

In den Unterlagen fand ich was ich brauchte, um eine Suche nach einem Jason Baxtor zu starten und es war weder billig noch einfach. Da ich aber ein üppiges Taschengeld bekam, was ich sicher Marco zu verdanken hatte, waren die Kosten der Suche auch kein Thema für mich. Es dauerte geschlagene 4 Wochen, bis ich Anhaltspunkte hatte und dann war er so simpel und einfach über Facebook zu finden. Schnell hatte ich ihn über den Chat eingewickelt und erklärt, wie sehr meine Schwester ihn vermissen würde und das, obwohl sie doch so kurz vor ihrer Hochzeit stünde. Des Weiteren erzählte ich tiefgreifende, traurige Geschichten über einen bösen zukünftigen Ehemann und wie sehr ich in Hoffnung schwelgte, dass er, Jason der Exfreund, diese Eheschließung verhindern könnte. Denn natürlich erzählte ich ihm, wie sehr Nicole noch an ihm hing und eigentlich gar keinen anderen Mann mehr haben wollte. Es sei so viel Dummes gelaufen, was sicher nur passiert sei, weil man noch so jung war. Wir schrieben einige Abende miteinander und immer wieder drückte ich auf die Tränendrüse und er wollte bis ins kleinste wissen, was Nicole von ihm dachte. Irgendwann erfuhr ich, dass er auch gerade Single sei und es passte einfach alles perfekt. Als dann auch noch mein Plan aufging mit Kasper und gleichzeitig mir Jason erzählte, dass er zu meinem besagten Termin kommen konnte, war die Welt wieder perfekt.

Nun lag ich auf meinem Bett und wartete auf meine Schwester, die sich zum Frühstück angemeldet hatte. Ich war schon gespannt, wie mein Geschenk am Vorabend ankam, in diesem wiederwertigen Turteltaubennest. An Lucas Geburtstag war ich oft kurz vorm Kotzen, als ich die beiden beobachtet hatte und es kostete mich extrem viel Anstrengung ruhig zu bleiben. Da spielten die drei wirklich einen auf kleine heile Familie und ich saß fern ab im Bunker, um mein Hirn auf links drehen zu lassen. Nachdem ich die illustre Runde verlassen hatte, musste ich einsehen, Nicole hatte auch Marcos Hirn auf links gedreht. Scheinbar mit hohen Erfolg. Sie war und blieb das pure Böse und brachte nur Leid in die Welt. Nicht ich war das Übel, sondern sie. Nur wollte und will mir das keiner glauben. Da aber nun Jason eingeflogen war, würde Marco schon bald das wahre Gesicht von ihr sehen können und würde sie in den Wind schießen. Genau dann wäre meine Stunde und ich würde sie nutzen.

Fast wäre ich wieder eingeschlafen, doch ich hörte wie ein Schlüssel ins Schloss gesteckt wurde. Dann raschelte es und ich hörte Nicole englisch reden. Entweder war sie mit jemanden am Telefonieren oder aber, „oh yes of course" erklang die Antwort in einem männlichen Singsang. Sie brachte also Jason mit und ich konnte nichts gegen das Grinsen in meinem Gesicht. Schnell stand ich von meinem Bett auf, sah kurz in den Spiegel an meinem Schrank und ging dann in Richtung Küche. Die beiden waren sich unbefangen am unterhalten und dennoch lauschte ich aufmerksam. Ich hatte Jason eindringlich erklärt, er durfte nichts von der Hochzeit erwähnen. Er sollte so tun, als wäre sein Besuch, eine absolute Überraschung und einfach nur so. Ich blickte um die Ecke in die Küche und sah wie Jason locker sich an die Anrichte gelehnt hatte und Nicole war dabei Brötchen aus einer Tüte in eine Schüssel umzupacken. Sie hatte weder Jacke noch ihre Handtasche abgelegt. Fast so, als wäre sie nur auf dem Sprung und mich beschlich das ungute Gefühl, dass mein Plan nicht aufgehen würde. „Hello" winkte ich unschuldig zur Begrüßung und lächelte beide an. Ein ebenso freundliches „Hello" kam von Jason und Nicole sah mich an, als würde sie mich gleich umbringen. Wenig später erfuhr ich, dass Nicole extrem sauer auf mich war, da sie von Jason erfahren hatte, wo sie zu finden war.

„Wie kannst du ihm sagen wo er mich finden kann?" knallte sie mir vor den Latz, als ich ihr freundlicherweise half beim Tisch abräumen. „Naja, ich dachte du würdest dich freuen"-„wie kommst du darauf?"-„er war doch immer so lieb?" ich klimperte sie unschuldig an mit meinen Wimpern und fing mir Giftpfeile ein. „Lieb soso. Ich mag es dir nicht verübeln, du warst einfach nur zu jung" sagte meine Schwester resigniert und winkte ab. „Ich weiß was damals passiert ist, ich bin zwar noch klein gewesen, war aber nicht dumm. Dennoch fand ich ihn nett und als er so plötzlich vor der Tür stand, ging ich davon aus, es ist ok für dich. Es ist doch so viel Zeit vergangen" Nicole sagte nichts mehr, sie nickte nur. Erschrocken legte ich mir die Hand auf den Mund „ok Gott, du hast doch jetzt nicht Probleme mit Marco deswegen oder?" und griff mitfühlend nach ihrem Oberarm „das tut mir leid"-„quatsch. Ich hab keine Probleme mit Marco. Er weiß ja gar nicht wer Jason ist. Ich hab ihm gesagt er ist nur ein alter Freund". Wow, meine Schwester gab soeben mir gegenüber zu, ihren Marco angelogen zu haben. Was ein Zufall und so passend für mich! Schnell musste ich die Information abspeichern und irgendwie geschickt einbauen für meinen Vorteil. „Du hast Marco nicht gesagt, wie du zu Jason stehst?" musste ich dann doch noch einmal nachhaken und hoffte das Gespräch am Laufen halten zu können. „Nein, es muss ja nicht komplizierter gemacht werden, als es nötig wäre. Aber in einem hast du Recht, Jason scheint sich wirklich geändert zu haben"-„soll ich euch allein lassen? Dann könnt ihr vielleicht unbefangener reden. Ich wollte mich eh noch mit Zoe treffen" Nicole sah mich mit großen Augen an. „Wollten wir nicht den Tag zusammen verbringen?"-„nur Frühstücken. Ehrlich gesagt, wollte ich das bisschen Zeit was mir bleibt schon auch nutzen, um mich mit meinen Freunden zu treffen"-„wann musst du zurück nach Gladbach?" nun hatte sie mich eiskalt erwischt, denn es gab nicht wirklich ein Zeitfenster für mich. Kasper hatte mich für unbestimmte Zeit freigestellt und wollte nur, dass ich selbst entscheide, aber es nicht zu sehr ausreizen sollte. „Bis zum Wochenende"-„oh, ok. Dann haben wir ja noch etwas Zeit" meine Schwester sah nicht aus als wäre sie glücklich, es war mehr nachdenklich. „Vielleicht hast du recht" sagte sie dann, nach dem das Schweigen zwischen uns schon fast unerträglich wurde und ich gar nicht wusste was ich ihr noch hätte erzählen sollen. Immerhin wollte ich ja auch nicht den Verdacht auf mich lenken, so war jedes Wort, was nicht gesprochen wurde, ein gutes Wort. Nicole seufzte leise, ließ die Schultern hängen „dann geh du mal zu Zoe und ich ... werde mal schauen was ich mit Jason anstelle" es ging ein Schmunzler über ihr Gesicht, was aber mehr sarkastisch zu deuten war, dennoch für mich wieder mal etwas, was mir in die Hände spielte. Wenig später brach ich auch schon auf und ließ die beiden sich weiter beschnuppern.

Ich, meine Schwester und Marco II Eiskalte RacheWo Geschichten leben. Entdecke jetzt