Wenn die Seele brennt

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Yvonne

Es ging gut eine Woche bis Post von Mönchengladbach kam und wie ich schon wusste, war auch direkt die Zusage drin. Mit diesem Brief machte ich mich auf den Weg zu Nicole und überlegte mir angesträngt wie ich ihr erklären sollte, dass Luisa ab dem neuen Schuljahr in Mönchengladbach untergebracht war. Vielleicht war aber dies noch weniger das Problem, als was die Sache mit dem Geld betraf. Marco war so verrückt gewesen! Eigentlich konnte ich es gar nicht wirklich nachvollziehen, da er mir nicht den Eindruck machte, als könne er Luisa sonderlich gut leiden. Dennoch hat er eine ordentliche Summe oben drauf gelegt um sicher zu gehen, dass es Luisa an nichts fehlen sollte. Am Ende blieb eine Summe offen von 30.000 Euro, die stehen gelassen wurde, um Nicole das Gefühl zu geben, es wäre alles so wie geplant nur bei einer anderen Schule. Das Wissen lastete schwer auf meinen Schultern und ich fühlte mich damit überhaupt nicht wohl. Dennoch ging ich den schweren Gang, denn einer musste ihn gehen. Marco konnte nicht, auch wenn er nun komplett im Bilde war und nun Hoffnung hatte, dass alles sich zum Guten wendet. Konnte ich auch verstehen und ich war an der Hoffnung nicht unschuldig, denn ich war davon überzeugt, dass nun Nicole wieder zu ihm zurückkehren würde. Notfalls würde ich Gewalt anwenden, denn die beiden hatten sich einfach einander verdient. Nicole machte direkt die Tür auf, als ich klingelte und mit Zufriedenheit stellte ich fest, wir waren bis auf Luca alleine. "Schön dass du da bist" wurde ich von meiner Freundin herzlich begrüßt, doch in ihrem Gesicht konnte ich erkennen, dass es nur eine Maske war. "Magst du einen Kaffee?"-"gerne und dann erzählst du mir was dir auf der Seele brennt" milde lächelte Nicole mich an und schüttelte dann etwas belustigt den Kopf. "Vor dir kann ich nichts verheimlichen oder?"-"nein und ich finde es auch gut so. Seelenschmerz ist nicht gut für die Gesundheit, also muss es raus" sie senkte ihren Blick und machte sich an der Kaffeemaschine zu schaffen, blieb dabei aber stumm wie ein Fisch. Sie stellte die Tasse, sowie Milch und Zucker vor mir auf den Tisch und machte sich selbst auch einen. Als sie dann endlich saß und ich sie nur abwartend beobachtet hatte, konnte ich nicht länger schweigen "und, was ist los?"-"mir wächst alles irgendwie über den Kopf" sagte sie so leise, das ich sie kaum verstand. "Was denn genau?" versuchte ich vorsichtig zu erforschen. "Luisa macht mir das Leben zur Hölle. Ich habe das Gefühl es wird täglich schlimmer. Sie hat vom Speicher eine Kiste geholt, in der waren noch Kleider unserer Mutter und nun trägt sie diese. Vor einigen Wochen hat sie schon ihr Zimmer umgeräumt und ich fand das ein oder andere Erinnerungsstück. Jetzt hat sie sich noch mehr von diesen Sachen aus dem Keller geholt und jeden Morgen stellt sie mir etwas neues davon auf den Küchentisch, um mich dann zu fragen, ob ich mich noch daran erinnern könnte" deutlich sah ich das glitzern von Tränen in ihren Augen und sie tat mir unendlich leid. Es war ein mieses Psychospiel was Luisa mit ihrer Schwester trieb und hatte damit Erfolg. Ich dachte an den Brief in meiner Tasche und griff aber über Tisch, um meine Hände auf die von Nicoles zu legen "das muss ein Ende haben" sagte ich ruhig und bekam ein weinerliches "aber wie?" zurück. "Ich hab da was und du musst mir versprechen, dass du nicht böse bist" mit leicht zusammengezogen Augenbrauen beobachtete ich ihre Reaktion. "Warum sollte ich?"-"kann ja sein aber es sind gute Nachrichten. Luisa wechselt die Schule" ein verächtliches zischen traf mich und Nicole entzog mir ihre Hände, um sich mit verschränkten Armen zurückzulehnen. "Sag nicht du hast jemanden mit einem dicken Scheck losgeschickt? Ich bin nämlich mittlerweile auch davon überzeugt, dass die Absage nur kam, weil ich im Verhältnis zur Elite eine arme Kirchenmaus bin" sie sah zur Seite und so konnte sie mein schlechtes Gewissen nicht sehen. "Hast du dich bei ihm wenigstens gemeldet?" was sollte ich groß herum reden, wir wussten beide von wem sie es hatte. "Nein" kam es kleinlaut und ihre Arme sanken runter. Sie fing an, ihre Finger auf ihrem Schoß zu kneten und sah diesem Spiel fasziniert zu. "Magst du ihn so wenig?" Nicole riss ihren Kopf hoch und sah mich entsetzt an, dann spiegelte sich unendliche Traurigkeit in ihren Augen. "Ich liebe ihn und ich vermisse ihn" krächzte sie mir entgegen und musste sich räuspern. "Wäre Luisa und ihre Eifersuchtsattacken nicht, dann wäre es vielleicht alles nur halb so schlimm. Obwohl ich Marco aus meinem Leben gestrichen habe, hört sie nicht auf. Ich ... ich ... ich kann nicht mehr" sie schlug die Hände vor ihr Gesicht und ließ den Tränen freien Lauf. Schnell stand ich auf, ging um den Tisch und zog sie in meine Arme. Tröstend strich ich ihr übers Haar und versuchte sie mit Zuspruch aufzubauen. Als sie sich soweit beruhigt hatte, ging ich an meine Tasche und zog den Brief raus. "Es ist auch ein Internat und das in Mönchengladbach. Es kostet gleichviel und du kannst bequem in Raten bezahlen. Solltest du Probleme mit ihr haben, brauchst du nicht bis zum Schuljahresanfang warten, sie kann früher kommen, was sogar begrüßt werden würde. Dann kann sie sich einleben bevor es losgeht. Es ist im ersten Halbjahr Kontaktsperre und dann wird nach gemeinsamen Lösungen gesucht" meine Freundin starrte auf den Brief ohne ihn auszupacken und zu lesen. "Nicole, löse dich von Luisa auch wenn sie deine Schwester ist. Es wird euch beide retten" sie saß immer noch regungslos da, legte aber ihre Finger langsam auf den Umschlag, um ihn dann doch zu öffnen. Ich konnte an ihren Augen sehen, dass sie den Inhalt aufmerksam lass und am Ende blickte sie mich an. Nachdenklich und versunken. "Und?"-"es klingt gut" sie überschlug sich nicht vor Freude aber ihr Gesicht hellte sich auf. "Dann schickst du sie hin?"-"ich denke schon. Ich hatte sie ja schon darauf vorbereitet, nur kam dann die Absage"-"dann ist es amtlich und sie geht. Du musst nur noch den Bogen ausfüllen mit den Angaben, die ich nicht machen konnte" sie nickte, stand auf und holte sich etwas zu schreiben. "Dann wollen wir mal Nägel mit Köpfen machen" sagte sie und gut eine Stunde später ging ich mit den ausgefüllten Unterlagen nach Hause und rief meinen Bruder an.

Ich, meine Schwester und Marco II Eiskalte RacheWo Geschichten leben. Entdecke jetzt