Luisa
Es ödete mich an hier zu liegen und gefangen in meinen Gedanken zu sein. Die Krankenschwester ärgern machte auch kein Spaß, denn sie machte nicht mit und der nette Pfleger, der mir echt gut gefiel, kam nur selten. Als würden die vor meinem Zimmer stehen und Knobeln, weil die dumme Kuh nicht wollte, dass er zu mir kam. Scheinbar war er ein schlechter Spieler und verlor ständig. Das musste ich ändern. Beim nächsten Mal wenn er zu mir kam, müsste ich ihm zeigen, wie man beim Knobeln immer gewinnt. Seufzend drehte ich mich zum hundertsten Mal von links nach rechts und sog die Luft tief in meine Lungen, wenn der Schmerz mich durch fuhr. Ich musste mich hier irgendwie beschäftigen, sonst würde ich sicher noch durchdrehen. Das stand fest. Doch ich konnte meinen Gedanken gar nicht erst zu Ende denken, denn das Klopfen ließ mich aufschrecken. Sofort machte sich meine Verletzung bemerkbar und ich zischte leise, bevor ich meinem Besuch mit einem lauten „Ja?" das Zeichen gab, dass er eintreten konnte.
Die Tür öffnete sich und ich staunte nicht schlecht, als ich neben meiner Schwester und Marco, die es ja nur noch im Doppelpack gab, auch noch Kasper ausmachen konnte. Sofort setzte ich mich aufrecht hin und fuhr mir mit einer Hand automatisch durch meine zerzausten Haare, als sich unsere Blicke trafen. Es war klar, dass es kein gutes Zeichen war, dass er hier war, doch ich war neugierig auf den Grund. Ich konnte mir vorstellen, dass es daran lag, dass ich nicht nach der vereinbarten Zeit zurück kam, jedoch war meine Ausrede mehr als perfekt. Schließlich lag ich hier nach einem schweren Unfall im Krankenhaus und dies konnte er nun mit eigenen Augen sehen. Der Blick von Nicole jedoch, verhieß nichts Gutes und ich stellte direkt auf Stur, noch bevor sie ein Wort gesagt hatte. Deutlich konnte ich ihr anfängliches Zögern sehen, doch dann wurde sie mutiger und mit ihrer Verstärkung im Rücken, wagte sie es dann doch ganz ins Zimmer zu kommen. Sie sah enttäuscht aus und unter ihren Augen lagen dunkle Schatten, die mich darauf schließen ließen, dass sie nur sehr wenig geschlafen haben musste. Sollte mir auch recht sein, auch wenn ich mir Gedanken um den Grund machte. Vielleicht nahm Marco sie ja zu hart ran? Der Grund hätte mir eigentlich ein Lächeln ins Gesicht zaubern müssen, tat es aber nicht. Das Gegenteil war der Fall und ich bekam Hass auf den Mann hinter ihr.
Endlich hatten Tick, Trick und Track es bis zu meinem Bett geschafft und Marco, der Nicole seit Neuestem scheinbar nirgends mehr alleine hingehen ließ, zog ihr einen Stuhl heran und blieb mit den Händen auf ihren Schultern hinter ihr stehen. Schon allein diese Tatsache brachte mich fast zur Weißglut, denn ich konnte noch immer nicht verstehen weshalb er sich für sie entschieden hatte nach allem was zwischen uns vorgefallen war. Alleine der Gedanke an den Tag, an dem er mich in seiner Küche geküsst hatte, hellte meine Stimmung wieder auf und ich kam nicht drum herum mir auszumalen, was noch alles passiert wäre, wenn ich mehr Zeit gehabt hätte. Auf meinen Lippen bildete sich sofort ein diabolisches Grinsen und ich ließ meinen Blick zu Kasper gleiten, der sich ebenfalls einen Stuhl heran gezogen hatte und nun auf der anderen Seite des Bettes mit überschlagen Beinen saß. Mir war nicht ganz klar was das hier sollte, doch ich war wirklich gespannt, weshalb meine Schwester hier einen solchen Aufriss gestartet hatte. Also setzte ich mich, soweit es mir möglich war, in aufrechte Position, um auch wirklich nichts von dem Schauspiel zu verpassen. Schließlich saß ich in der ersten Reihe und hatte den besten Blick.„Luisa, ich will gar nicht lange um den heißen Brei herum reden, darum komme ich direkt zur Sache. Wir haben gestern ein Gespräch mit deinem Lehrer gehabt und er hat uns darüber informiert, was in dem Internat vorgefallen ist", fing Nicole an und ich konnte schon an ihrer Körpersprache erkennen, dass sie unsicher war. Sie knetete ihre Hände, die in ihrem Schoß lagen und erst nachdem sie ausgesprochen hatte, suchte sie den Blickkontakt zu mir. Sofort spürte ich das Adrenalin durch meine Adern pumpen und meine Augen wanderten zu Kasper, der seinen Blick auf seine Schuhspitze vor sich gerichtet hatte. Mit der er auf und ab wippte, sicher mit der Absicht mich zu ärgern. Dieser Verräter! Wie konnte er es wagen sich einzumischen, nachdem ich ihm genau das gegeben hatte, was er sich gewünscht hatte? „Ach? Was hat er denn erzählt?", brummte ich zickig und hob interessiert eine Augenbraue in die Höhe. Marcos verächtliches Schnauben ignorierte ich gekonnt. „Er hat uns von deinen Machenschaften mit den anderen Schülern erzählt und auch davon, dass du einige Schüler genauso versucht hast zu verführen wie Marco. Wir denken...", sprach meine Schwester weiter und ich konnte spüren, wie mir langsam die Galle die Speiseröhre hinaufkroch. Am liebsten wäre ich Kasper an die Gurgel gegangen, weil er so etwas meiner Schwester erzählte. Dabei stimmte das hinten und vorne nicht, zumindest ging es dabei nicht um Sex oder so was und selbst wenn Kasper irgendwas wusste von meinen Langeweile Spielchen, gab es ihm doch eigentlich kein Recht es in die Welt zu brüllen. Was war da, mit der Schweigepflicht? „Pah! Dass ich nicht lache. Ich hatte mit keinem Schüler was. Es war Kasper selbst mit dem ich etwas hatte und das sicher nicht freiwillig. Er wollte das. Er wollte dies genauso wie Marco es wollte. Ich bin hier mit Sicherheit nicht die Schuldige!", motzte ich und verschränkte trotzig die Arme vor der Brust, während ich Nicole und Kasper einen bösen Blick zuwarf. Sollte er an seiner eigenen Medizin ersticken. Raus war die Katze aus dem Sack. Weil ich so in einer inneren Rage war, bekam ich auch zuerst nicht mit, dass Marco seine Hände von Nicoles Schultern genommen und sich in meine Richtung bewegt hatte. „Hör endlich auf mit diesem Scheiß, Luisa! Du hast eine krankhafte Wahrnehmung und das sollte wirklich behandelt werden!" Seine Stimme war so laut, dass ich erschrocken zusammenzuckte und sein Gesicht hatte sich unnatürlich rot verfärbt. „Das stimmt überhaupt nicht. Kasper hat sich an mich rangemacht und ich bin irgendwann schwach geworden", versuchte ich weiter mich rauszureden, doch Kasper schüttelte unbeeindruckt mit dem Kopf. Ohne mich weiter zu beachten, wendete er sich Nicole zu.
„Sehen Sie. Das ist genau das was ich Ihnen gesagt habe. Luisa lebt in ihrer eigenen Welt und erfindet Geschichten, die anderen schaden sollen." Nun war ich nicht mehr nur in der ersten Reihe des Schauspiels. Ich wurde zur Hauptperson gemacht und er sah sich selbst als Opfer darstellte und tat so, als hätte ich mich ihm so sehr an den Hals geworfen. Dabei gingen die ersten Signale doch von ihm aus. Was trieb der Kasper hier für ein Spiel? Eindringlich sah ich zu ihm rüber und versuchte nach dem Grund zu suchen. Warum fiel er mir so in den Rücken?
Meine Schwester nickte stumm und mein Blick ging hilfesuchend zu Marco, der mich noch immer wutentbrannt anblickte. Ich musste andere Geschützen auffahren, um mich irgendwie aus dieser Situation zu retten. Bevor ich erneut das Wort ergriff, kniff ich meine Augen fest zusammen und drückte mir so einige Tränen hervor, die mir langsam über die Wange kullerten. „Wieso glaubst du ihm das, Nicole? Ich bin deine Schwester und du kennst mich." Meine Stimme zitterte und ich konnte sehen, wie meine große Schwester schwer schluckte. „Ja, ich dachte ich kenne dich, aber du hast mir immer wieder das Gegenteil bewiesen. Darum denke ich, dass es besser ist, wenn wir dich zu einem Profi geben, der sich mit deinen Problemen auskennt. Herr Dr. Kasper hat uns eine sehr gute Klinik empfohlen und mit dieser auch schon Kontakt aufgenommen. Du wirst, sobald es gesundheitlich geht, verlegt werden in eine Psychiatrie", versuchte sie mir ruhig zu erklären, doch sobald ihre Worte in meinem Gehirn ankamen, musste ich mich nicht mehr dazu zwingen zu weinen. Die Tränen liefen nun von ganz allein über mein erhitztes Gesicht und ich konnte nicht fassen, dass sie mich tatsächlich in eine Klapse stecken wollte. „Ich...ich brauche so was nicht. Ich brauche einfach nur meine Schwester wieder, der ihr Freund nicht wichtiger ist als ich", schluchzte ich leise und versuchte so Nicole irgendwie wieder auf meine Seite zu ziehen, was zugegebenermaßen sehr hoffnungslos aussah. Irgendwas musste mir jedoch einfallen, um dieser Intrige entgegen zu wirken. Es war ein Komplott dem ich hier zum Opfer fiel und man war drauf und dran mich in eine Zwangsjacke zu stecken. Erneut konnte ich Marco schnauben hören und ich blickte aus verweinten Augen zu ihm auf, um ihn irgendwie weich zu klopfen. Doch er schüttelte ungläubig mit dem Kopf, bevor er sich wieder von mir entfernte und sich zu Nicole stellte, um mir klar zu machen, dass er hinter ihrer Entscheidung stand. „Das könnt ihr doch nicht ernst meinen. Ich...ich will da nicht hin. Ich MUSS da nicht hin!" Ich war wirklich am Verzweifeln und hatte keine Ahnung, wie ich Nicole davon überzeugen sollte, dass ich bei ihr bleiben durfte. „So leid es mir tut, aber wir denken, dass es das Beste für dich ist. Wir haben schon alles in die Wege geleitet. Wie gesagt, wir stützen uns da ganz auf Herrn Dr. Kaspers Erfahrung und es ist bestimmt eine sehr gute Einrichtung für dich. Marco hat sie sich auch angeschaut und ist da meiner Meinung und die deines Lehrers. Du wirst Therapiestunden bekommen und nach einer Eingewöhnungszeit werden dein Bruder und ich dich besuchen kommen." Die Stimme meiner Schwester klang nun wieder fester und mir wurde klar, dass ich an ihrer Entscheidung nichts mehr ändern konnte. Ich wandte meinen Blick stur aus dem Fenster und hoffte, dass die drei verstanden, dass ich jetzt alleine sein wollte. Als ich eine Hand an meinem Handgelenk spürte, liefen die nächsten kühlen Tränen über meine Wange und ich kniff instinktiv die Augen zusammen. Meine Lippen presste ich fest aufeinander, um mir ein Schluchzen zu unterdrücken. „Es tut mir leid Luisa, aber ich will nur das Beste für dich", flüsterte meine Schwester mir zu, bevor sich ihre Hand von mir löste und ich Schritte hörte. Dann fiel die Tür ins Schloss und ich war allein mit meiner Verzweiflung. Ich musste es einsehen, ich hatte dieses Spiel verloren. Zuviel riskiert und darin umgekommen. Game Over!
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Naaaaa? Ich kann noch überraschen was?
Super schnell ein weiteres Kapitel nur für euch!So ist es also nun beschlossene Sache, Luisa ist alles um die Ohren geflogen und all das, was sie bisher anderen angetan hat, kam zurück und das doppelt und dreifach.
Ich hoffe ihr könnt mit diesem "Ende" für Luisa leben? Ich weiß, einige von euch hätten Luisa was schlimmeres gewünscht, dennoch hoffe ich, es so ok? :)
LG
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Ich, meine Schwester und Marco II Eiskalte Rache
FanfictionDas Leben der 27 jährigen Nicole scheint nicht unter einem besonders guten Stern zu stehen. Ihre Eltern starben vor 6 Jahren. Sie muss aufhören zu studieren, um die Verantwortung für ihre Geschwister zu übernehmen. Der kleine Bruder Luca kommt sc...