Wer lauscht, bezahlt!

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Yvonne

Ich sah direkt in das Gesicht meines Bruders und ich wusste gleich, er hatte gelauscht. Seine Ohren wurden knallrot und ich musste schmunzeln obwohl ich es überhaupt nicht ok fand. Also unterdrückte ich schnell das Schmunzeln und sah ihn ernst an. „Nein ich werde ihm nichts sagen, das kannst du selber machen wenn du willst. Du ich muss leider aufhören, Nico ruft gerade nach mir, bitte nicht böse sein. Ich ruf dich später nochmal an, wenn es ok ist" ich musste leider zu dieser Notlüge greifen. Es wäre sicher nicht gut gekommen, wenn ich ihr sagen würde, dass ich wegen Marco aufhören musste und der auch noch gerade von mir erwischt wurde beim Lauschen. „Nein, kein Problem. Ich sollte eh etwas zu Essen machen, Luca hat ja auch Hunger" sagte Nicole und zog geräuschvoll ihre Nase hoch. „Ja super und gönn dir ein Glas Wein, das soll beruhigen"-„wie soll mich hier etwas beruhigen wenn Luisa ständig auf mich los geht seit ich ihr das gesagt habe mit dem Internat?"-„sperre sie einfach in ihr Zimmer" mehr Tipps hatte ich auch gerade nicht für sie. Ich dachte alternativ wohl an den Keller statt das Zimmer, doch dies wäre sicher kein guter Vorschlag. Dann verabschiedeten wir uns knapp und ich legte auf, um mich endlich um meinen kleinen Bruder zu kümmern. Sein schlechtes Gewissen sprang ihm förmlich aus dem Gesicht, doch strafft er dann die Schultern und sah mich leicht grimmig an „wenn du nicht mit mir redest, muss ich ja zu solchen Mitteln greifen"-„ach so. Ist klar. Klingt sehr logisch" weil ich wusste, dass es ihn ärgerte, ließ ich ihn einfach so stehen und ging ohne ein weiteres Wort in die Küche. Er würde hinterher kommen wie ein kleines Kind und ich zählte die Sekunden. Nicht nur Nicole musste etwas zu Essen machen, auch für mich war es Zeit an das Abendessen zu denken. Ich hörte auf mit dem Zählen, schaute in den Kühlschrank und überlegte mir was ich zaubern könnte. Schon hörte ich Marco hinter mir recht laut Schnauben „was hätte ich sonst machen sollen?" versuchte er sich weiter zu rechtfertigen. Langsam drehte ich mich zu ihm um, verschränkte die Arme vor der Brust und sah ihn schief an „dich einfach raus halten"-„nicht akzeptabel und ich will ..."-„du willst, geht schon mal gar nicht. Wie alt bist du denn?" da wurde ich dann doch etwas sauer. „Was hat sie für ein Problem und ich wi ... möchte, dass du mir jetzt bitte die Wahrheit sagst. Wenn sie schon nicht mit mir redet, dann tu du es wenigstens, vielleicht kann ich helfen" er sah mich mit diesem Hundeblick an, der schon zog, da war er 8 Jahre alt und wollte das ich sein Zimmer aufräume. Er benutzte diesen Blick auch bei unserer Mutter, wenn er eine extra Portion Nachtisch haben wollte. Ich ließ meine Arme sinken und überlegte mir, ob es wirklich gut war ihm von Nicoles Problemen zu erzählen. Schnell musste ich abwägen, ob er wirklich helfen könnte und wenn ja, wie? Da ging mir ein Licht auf und ich wusste die Antwort auf das „wie". "Du musst mit deinem Namen bezahlen" sagte ich lauter als beabsichtig und zog ihn hinter mir her in mein Büro zurück. "Was?"-"Ich erzähle dir gleich alles. Erst rufst du in diesem verfluchten Internat an und wir versuchen einen Platz für Luisa zu bekommen" ich drückte ihn auf den Bürostuhl, legte ihm schon mal das Telefon hin und suchte nach der Nummer. "Bevor ich irgendwo anrufe, um irgendwas für Luisa zu machen, will ich erst wissen warum!" er sah mich aus zusammengekniffenen Augen an und ich konnte deutlich das fiese Blitzen darin erkennen. Marco mochte Luisa auf keinen Fall, dafür brauchte man nicht einmal besonders gute Menschenkenntnis. "Ok, hier die Kurzfassung. Nicole will, dass Luisa in ein Internat geht. Ich hab da auch eins gefunden, was genau das richtige ist für sie, nur wurde Luisa abgelehnt, da die kein Platz mehr haben. Es ist ein privates Internat und natürlich dürfen die Leute ablehnen und da ich Nicoles finanzielle Lage kenne, schätze ich mal, dies ist der Grund warum kein Platz da ist" erzählte ich aufgeregt, doch Marco konnte mir nicht folgen. "Du rufst da jetzt an und sagst, dass du wegen deiner Freundin anrufst. Die leider eine Absage bekommen hat und ob nicht doch etwas möglich wäre"-"du willst also, dass ich mit meinem Namen bezahle?" er grinste mich schief an und ich nickte „hab ich doch gesagt". Leicht musste ich mir auf die Unterlippe beißen, da ich in seinem Gesicht erahnen konnte, was ihm durch den Sinn ging. "Ich weiß, das ist nicht die feine englische Art und du weißt, ich würde niemals so etwas von dir verlangen"-"kann ich nicht einfach einen Scheck schicken?" nun musste ich doch anfangen zu lachen, schüttelte aber den Kopf. "Wenn Nicole das rausfindet, dreht sie durch. Mit Müh und Not konnte ich sie davon überzeugen, dass ich ihr Geld leihe, um das Internat zu bezahlen"-"du tust was?" nun sah er mich aus großen Augen an. "Von wie viel Geld reden wir denn da?"-"über 30.000 Euro im Jahr"-"Wow" er pfiff leise zwischen den Zähnen durch. "Also doch ein Scheck"-"versuch es erst mal so, bitte. Den Scheck kannst du mir dann geben" grinste ich ihn frech an. "Na dann gib mal die Nummer, obwohl ich ja so Sachen nicht gern mache. Du weißt, dass ich nicht so gut mit fremden und dann noch so offizielle Leute umgehen kann"-"stell dich nicht so an, oder soll ich es dir vorschreiben?"-"nee, aber selber da anrufen in meinem Namen" kurz dachte ich über diesen Vorschlag nach, aber nur kurz "nö, ich gebe dir die Nummer jetzt und lass dich alleine. Wird schon klappen"-"na du traust mir ja einiges zu" er klang nicht von sich überzeugt aber er nickte, als ich nochmal wissen wollte, ob er es jetzt macht. Dann suchte ich verzweifelt meinen Notizzettel und musste schlussendlich den PC anmachen, um die Telefonnummer zu bekommen. Endlich hatte ich sie und gab ihm das Telefon "viel Erfolg und lass es mich mal vorsichtig ausdrücken, du solltest Erfolg haben wenn du Nicole zurück willst. Bekommt sie für Luisa den Platz nicht, bleibt alles beim Alten. Nicole wird nicht den staatlich geförderten Möglichkeiten nutzen. Das Internat, welches die vorschlagen, ist scheiße. Ins Heim gibt sie sie nicht und sonst bleibt noch ambulante psychologische Hilfe. Dann wird sich Nicole nie lösen von ihrer Schwester und die wird sie auf ewig für den Tod der Eltern verantwortlich machen" ich sah ihn ernst an und konnte sehen wie sein Kehlkopf sich bewegte, da er offenbar schwer schlucken musste. "Du erzählst mir alles, wenn ich das jetzt gemacht habe" es war weder eine Bitte noch eine Frage, es war ein Muss und ich würde es machen.

Ich, meine Schwester und Marco II Eiskalte RacheWo Geschichten leben. Entdecke jetzt