Hysterie

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Nicole

Wie konnte Marco auch nur annehmen, dass er mir bei meinem Problem helfen könnte? Er war das Problem! Wäre er nicht in mein Leben gekommen, wäre zwischen Luisa und mir alles beim alten geblieben und ich müsste mich nicht so schrecklich fühlen. Umso näher Weihnachten rückte, umso schlimmer wurde dieses erdrückende Gefühl alles falsch gemacht zu haben. Es brachte mich schier um den Verstand und nur meine Arbeit ließ mich jeden Tag weiter machen. Sie fehlte mir! Ja sie benahm sich wie eine Verrückte, aber sie war meine Schwester und alles war so weit gut, wäre nur Marco nicht gewesen. Warum musste ich mich auch in ihn verlieben? Warum? Verdammt! Ich wollte von ihm Abstand und schlug den falschen Weg ein. Wie konnte ich dies nur zulassen? Und genau diese Frage quälte mich Tag für Tag aufs Neue, umso näher eben Weihnachten rückte. Was sollte also los sein mit mir? Er konnte Luisa nicht leiden und es war nicht seine Schwester. Er würde mich also nicht verstehen. Doch seine Berührung, genau in diesem Moment, war zu viel für mich und seine dummen Fragen ebenso. Es war nicht aufzuhalten. Es brach einfach aus mir heraus. Ich sprang auf und baute mich bedrohlich vor Marco auf. Mein Zeigefinger schoss in die Luft und traf fast seine Nase. Meine Augenbrauen zogen sich tief auf meine Nasenwurzel und ich vergaß auch nicht Luft zu holen „was glaubst du wohl was mein Problem ist? Du bist mein Problem! Du kommst in mein Leben und stellst es auf den Kopf. Du bist ja auch aus der Nummer raus. Du hast ja wegen so einer Scheiße nicht deine Schwester verloren. Du hast mich doch manipuliert und ich bin drauf rein gefallen" bei jedem –Du- tippte ich auf Marcos Brust und bei jedem –Du- wurde ich lauter und lauter. Ich fing an zu kreischen und meine Stimme überschlug sich ohne dass ich es hätte vermeiden können. All meine Gedanken, die mir im Weg standen, sprudelten nur so aus mir heraus. Absolut ungefiltert und ohne einen Leidfaden. Im Fokus nur meine Gefühle, die aus mir raus mussten, damit ich nicht platzte und ich war noch lange nicht am Ende. „Du ... du holst mich hier hin. Du baust mir dieses Zimmer. Du erfüllst Luca jeden Wunsch. Du ... du ... du" da war auf einmal alles weg, was eigentlich auf dieser unendlich langen Liste stand und alles nur weil Marco mich plötzlich in seine Arme zog und fest an seine Brust drückte. Genau in dem Moment ging der Wasserhahn an und meine Tränen liefen mir haltlos über die Wangen. Ich schluchzte, japste und keuchte vor Schmerz, der in meinem Herzen wohnte. Zwischendurch trommelte ich mit meinen Fäusten gegen seine Brust. Versuchte mich von diesem Mann, der doch mein Leben bedeutete, weg zu drücken und wäre gerne davon gelaufen. Doch er hielt mich einfach nur unbeirrt fest und gab mir keine Möglichkeit noch weitere Dummheiten zu begehen. Ja es war dumm. Jeder Vorwurf, den ich ihm gemacht hatte, war fies, gemein und überhaupt nicht berechtigt. Ich würde es verstehen wenn er mich dafür ab jetzt hasste und vom Hof jagen würde. Daher war ich auch mehr als verwundert darüber, dass er mich trotz meiner Gegenwehr einfach nicht los ließ. Stattdessen fuhren seine warmen Hände beruhigend über meinen Rücken und lösten eine Gänsehaut auf meinem Körper aus. Wie konnte er so verständnisvoll sein, obwohl ich ihm hier so hysterisch gegenüber trat? Schon allein bei dem Gedanken daran, dass ich diese liebevolle Geste von ihm gerade überhaupt nicht verdiente, schossen mir weitere Tränen in die Augen und ich konnte mir ein weiteres lautes Schluchzen nicht verkneifen. Mit einem Mal verließ mich all die Kraft und ich hörte auf meinem Freund wild gegen die Brust zu boxen. Wir standen eine gefühlte Ewigkeit so da und Marco hatte mittlerweile begonnen mir zärtlich über den Kopf zu streicheln. Diese Wärme und Geborgenheit, die von ihm ausging, brachte mich dazu mich allmählich wieder zu beruhigen. Sein Duft drang mir in die Nase und ich atmete tief durch, bevor ich mich schließlich ein Stück von ihm wegdrückte und zu ihm aufschaute. Seine grünbraunen Augen trafen sofort auf meine und ich konnte die Sorge in seinem Blick sehen, als sich seine Lippen zu einem leichten Lächeln verzogen. Marco legte seine Hand an meiner Wange ab und strich mit seinem Daumen sanft über meine tränennasse Haut. Ich konnte noch immer nicht verstehen weshalb er mich nicht längst von sich gestoßen hatte. Denn welcher Kerl würde so ein hysterisches Gebrüll schon so einfach über sich ergehen lassen?

„Geht es wieder?", fragte er leise nach und ich biss mir auf die Lippe, bevor ich schließlich zaghaft nickte. Marco hauchte mir einen leichten Kuss auf die Stirn, bevor er sich langsam von mir löste. Ich wollte gerade protestieren, als er sich den Stuhl, den ich ihm eben gerade noch wutentbrannt gegen die Hüfte geschoben hatte, zurecht rückte. Dann griff er sanft nach meinem Handgelenk und zog mich auf seinen Schoß. Seine Arme umschlangen meine Taille und ich zögerte keine Sekunde bevor ich meinen Kopf langsam an seiner Schulter anlehnte. Auch wenn ich ihn eben noch von mir stoßen wollte, so tat es gut, dass er mich nicht einfach alleine hier unten gelassen hatte. „Willst du mir nochmal in Ruhe erklären was mit dir los ist?", fragte Marco vorsichtig nach und ich überlegte für einen kleinen Moment, ob es nicht besser wäre einfach die Klappe zu halten. Schließlich war das Thema Luisa schon immer ein Knackpunkt bei uns und ich war mir nicht sicher, ob ich ihm wirklich damit kommen sollte. Doch der Gedanke daran, dass Marco schließlich mein Freund war und ich ihm vertrauen sollte, brachte mich wenig später doch dazu. Ich setzte mich aufrecht hin, um ihm in die Augen sehen zu können. „Es ist einfach so ... ich vermisse Luisa irgendwie.", murmelte ich leise und für einen kleinen Moment konnte ich spüren wie mein Freund sich anspannte. Doch er hatte sich recht schnell wieder im Griff und nach einem prüfenden Blick in seine Augen fuhr ich fort. „Auch wenn sie ein Biest ist, so ist es das erste Weihnachten das ich ohne sie verbringe. Und durch die Kontaktsperre kann ich sie noch nicht einmal anrufen." Marcos Griff um meine Taille verstärkte sich und ich konnte erneut spüren, wie meine Nasenwurzel zu kribbeln begann. Ich konnte mir selbst nicht so recht erklären weshalb ich plötzlich so ein Verlangen hatte meine kleine Schwester zu sehen, aber es war dennoch da. Schließlich waren sie und Luca die einzigen die von meiner Familie noch übrig waren. Mein Freund legte seine Finger zärtlich an mein Kinn und drehte es sanft in seine Richtung um wieder einen Blickkontakt zwischen uns herzustellen. Seine Lippen zierte sein schiefes Grinsen und doch konnte ich die Sorge in seinen Augen deutlich erkennen. Marco seufzte leise, bevor er langsam seine Sprache wieder fand. „Ich kann dich verstehen, Süße. Aber für Luisa ist es erst mal besser, wenn sie ihre Therapiestunden wahrnimmt, damit sie wieder zurechtkommt. Wenn der Kontaktverbot vorbei ist, dann fahre ich mit dir und Luca zu ihr und du kannst sie besuchen, okay?" Auch wenn seine Stimme irgendwie seltsam klang, war ich ihm dennoch dankbar dafür, dass er mich so unterstützte. Also nickte ich lächelnd, bevor ich meinen Kopf wieder an seiner Schulter bettete. Auf meinem Körper bildete sich erneut diese wohlige Gänsehaut, als Marco sich streckte und mir zärtlich seine Lippen auf die Stirn drückte. Dann drückte er seine Stirn an meine. „Und was Weihnachten betrifft. Was hältst du davon, wenn wir in der Winterpause mit Luca nach Dubai fliegen? Dann kommt ihr mal wieder raus und du denkst mal an etwas Anderes."

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Hey ihr Lieben,

heute mal etwas früher, da heute abend ja CL ist.

Nun wisst ihr den Grund warum  Nicole so ausgerastet ist ;)
Also ganz ohne das Luisa ihre Finger im Spiel hatte.
Nur "einfaches" Gefühlschaos :P

Ich hoffe es hat euch dennoch gefallen ;)

Ich, meine Schwester und Marco II Eiskalte RacheWo Geschichten leben. Entdecke jetzt