Marco
Ich versuchte die Situation mit Luisa einzuordnen, doch es wollte mir einfach nicht gelingen. Meine Gedanken sprangen hin und her. Am Ende ergab nichts mehr einen Sinn. Das einzige was geblieben war, ich musste reinen Tisch mit Nicole machen. Wild entschlossen dies auch zu tun, rannte ich auf die Eingangstüre zu, steckte den Schlüssel ins Schloss und war stolz auf mich, dass ich nach dem Betreten des Hauses mein Vorhaben immer noch umsetzen wollte. Schon fast aufgebracht und etwas atemlos rief ich immer wieder den Namen meiner Freundin, doch schien es ungehört zu sein. Sie musste zu Hause sein, das wusste ich, doch fand ich sie nicht im unteren Bereich des Hauses und überlegte mir, ob sie um diese Tageszeit sich ein Vollbad gönnte. Manchmal tat sie das wirklich, weil sie komplett alleine war. Luca im Kindergarten und ich beim Training, da konnte man die Ruhe schon mal nutzen. Wobei sie es mit extrem lauter Musik machte, die sie per Kopfhörer in die Ohren jagte. Ich hatte sie dabei mal erwischt und uns beide halb zu Tode erschreckt. Schnell ging ich nach oben und schob langsam die Badezimmertüre auf. Bedacht darauf keinem von uns beiden einen Herzinfarkt zu verursachen. Doch die Wanne war leer, was mich zum Grübeln brachte. Wo konnte sie nur stecken? Ein kurzer Seitenblick ins Schlafzimmer und auch dies war leer. Es blieb also nur noch das Büro übrig und ich machte mich auf den Weg in den Keller. „Nicole?" rief ich schon direkt die Treppe runter, doch auch hier gab es keine Antwort. „Nicole? Süße?" das Büro war leer und ich gefrustet. Nun hatte ich es mir doch alles so schön zurecht gelegt und konnte all meine Worte der Wahrheit nicht loswerden. Schmollend ließ ich mich auf den Bürostuhl fallen und blies die Luft lautstark durch meine Nase. So hatte ich es mir wirklich nicht vorgestellte und fing schon an es zu bereuen, dass ich erst Luisa aufgesucht hatte. Die Frage stand nur im Raum, ob sich es dann auch noch gelohnt hätte? Wieder nagte dieses schlechte Gewissen an mir, welches ich doch so gut unterdrückt hatte und ich merkte wie dadurch aber auch mein Mut immer weniger wurde. Seit der Schulzeit hatte ich nicht mehr an meinen Fingernägel gekaut, doch gerade knabberte ich an meinem Daumennagel drauf los. „Verdammt!" ich ließ davon ab und schloss lieber meine Augen und rieb meine Schläfen. Vielleicht war die Antwort ganz simpel und Nicole war einfach nur einkaufen. Ich würde also nur etwas warten müssen und doch machte ich mir auch sorgen um meinen Mut, der doch eh schon leicht geknickt war. Wie lange ist sie noch weg und wie lange müsste ich mich noch selbst bequatschen, damit ich eben diesen Mut nicht ganz verlor? „Marco, bist du da?" deutlich hörte ich meinen Namen und noch deutlicher, dass es sich sehr verwirrt anhörte. Klar, eigentlich wäre ich um die Zeit beim Training. Nicole wusste ja nichts von meinem freien Tag, den ich mir genommen hatte um ein paar Dinge zu klären. Bei dem Gedanken verzogen sich meine Mundwinkel automatisch zu einem spöttischen Grinsen. Erst gestern ging die Vorbereitung los und nächste Woche war Trainingslager angesagt. Vielleicht war es mir auch deswegen so wichtig, endlich alles hinter mich zu bringen. Schnell sprang ich auf und machte mich auf dem Weg zu ihr und ließ sie nicht im Ungewissen „ja, ich bin hier". Mit großen Schritten nahm ich die Kellertreppe und stand kurz darauf auch schon vor ihr in der Küche. Sie war wirklich einkaufen und Luca sprang um sie herum. Offensichtlich wollte er unbedingt etwas aus einer der Taschen. Ich gab Nicole einen flüchtigen Kuss auf die Wange und half ihr direkt beim Ausräumen. „Ich hab noch zwei Taschen im Auto" sagte sie leicht außer Atem „und warum bist du schon zu Hause?" und hochgezogenen Augenbrauen. „Ähm ... Training war kürzer, ich hol eben den Rest" schon war ich auf dem Weg zu ihrem Auto und merkte wie die Erleichterung Besitz von mir nahm. Ja, es war eindeutig Erleichterung. Froh, doch nicht mit ihr direkt reden zu können. Wobei es wohl eher an der Anwesenheit von Luca lag. Warum war der überhaupt da und nicht im Kindergarten? Statt mich weiter auf meine bevorstehende Aussprache mit Nicole zu konzentrieren, schwammen meine Gedanken davon und ich machte mir mehr Sorgen um den kleinen. Vielleicht musste sie ihn früher holen weil er krank war? Schnell zog ich die Taschen aus dem Kofferraum und stellte auch direkt die Frage an Nicole, als ich wieder in der Küche stand. „Nein, alles ok. Ich bin nur in der Nähe vom Kindergarten gewesen und hatte mir gedacht, ich könnte ihn so auch direkt mitnehmen" schon war auch dieses Problem aus der Welt geschafft und ich konnte mich wieder anderen widmen. Was natürlich keine Gelegenheit bekam für den Rest vom Tag, da Luca immer zwischen uns stand. Am Nachmittag fuhren wir zu meiner Schwester, da diese uns zum Kaffee eingeladen hatte. Nicole freute sich auch darauf, da die beiden sich seit Weihnachten auch nicht mehr gesehen hatten. Genauso benahmen sie sich auch und steckten direkt die Köpfe zusammen wie Schulmädchen. Ich hingegen steckte zwischen Nico und Luca fest, die mich voll und ganz in Beschlag nahmen. Als auch noch meine andere Schwester dazu kam und ich noch von meiner Nichte zusätzlich belagert wurde, rief ich meinen Schwager zur Hilfe. So verbrachte ich dann den Nachmittag zwischen einer wild gewordenen Horde Kinder und die Damen hielten Kaffeeklatsch. Wieder verstrich Zeit, die so wertvoll war, denn ich merkte, ich hielt immer noch meinen Mut bei der Stange. Ich konnte den Abend gar nicht mehr erwarten, um endlich die nötige Ruhe zu finden für ein ernstes Gespräch.
„Sag mal, was ist mit dir denn los?" Yvonne kniff mich in die Seite, als wir uns kurz in der Küche über den Weg liefen und ich sah sie unschuldig an. „Was soll sein?"-„du schaust ständig auf die Uhr. Musst du noch wo hin?" schnell, viel zu schnell schüttelte ich mit dem Kopf und winkte auch noch ab. „Du siehst mir echt gehetzt aus. Ist irgendwas?"-„nee alles ok"-„ich muss mir doch nicht sorgen um dich machen oder?" nun sah sie mich an, wie es sonst immer unsere Mutter tat, wenn sie glaubte einer von uns würde krank werden. „Yvo, alles ok" versuchte ich es so gleichgültig wie möglich zu sagen, doch sie ließ nicht locker. „Hast du Probleme mit Nicole?"-„könntest du jetzt bitte aufhören?" ich konnte nichts dafür, ja es klang sehr schnippisch. „Du musst mich doch nicht gleich blöde von der Seite anmachen, nur weil ich etwas frage"-„mach ich doch gar nicht"-„ich wollte doch nur fragen"-„wollen wir jetzt streiten?" trotzig stemmte ich die Hand in die Hüfte und sah sie mit zusammengekniffenen Augen an. „Hatte ich nicht vor, aber wenn du dennoch etwas auf dem Herzen hast, du weißt, du kannst immer mit mir reden"-„ja ich weiß" nickte ich artig und wollte gerade gehen, als sie mich doch nochmal kurz zurück hielt. „Hast du mal was vom Internat gehört?" es war wie ein Stichwort und das nicht nur im übertragenen Sinn. Es war der berühmte Stich ins Bienennest.
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Huhu ihr Lieben!
Nein, ich habe euch nicht mit Absicht vergessen am Donnerstag. Ich war für zwei Tage in Berlin und dabei ging es unter. Sorry!Jetzt gibt es ein Kapitel heute, das nächste aber erst Dienstag.
Lg.
Ob es Marco endlich schafft die Wahrheit zu sagen?
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Ich, meine Schwester und Marco II Eiskalte Rache
FanfictionDas Leben der 27 jährigen Nicole scheint nicht unter einem besonders guten Stern zu stehen. Ihre Eltern starben vor 6 Jahren. Sie muss aufhören zu studieren, um die Verantwortung für ihre Geschwister zu übernehmen. Der kleine Bruder Luca kommt sc...