Ich schlug langsam meine Augen auf. Zuerst wusste ich nicht wo ich war, doch dann begann ich zu realisieren. Ich war gefangen. In den Händen eines Killers. Ich fing wieder an zu zittern. Wie spät war es wohl? Es war stockdunkel draußen, also musste es noch mitten in der Nacht sein. Suchend sah ich mich nach einer Uhr um und wurde schließlich fündig. 3:45. Ich war hellwach und beschloss Valentine zu suchen. Aber was sollte ich sagen? Ich sammelte all meinen Mut zusammen und öffnete leise die Tür. Auf Zehenspitzen schlich ich auf den großen Flur hinaus. Es war stockdunkel und nur die kleine Lampe neben meiner Tür spendete etwas Licht. Suchend sah ich mich um. Das Obergeschoß war wirklich rießig. Man konnte weit nach hinten gehen und selbst da war es noch nicht zu Ende, denn dort teilte sich der Flur und es führten Wege auf die Linke und Rechte Seite. In diesem ganzen gewirr von Zimmern sollte ich nun das von Valentine finden. Ich schnappte mir noch mein Handy und schaltete die Taschenlampe ein. Vorsichtig setzte ich einen Fuß vor den anderen um nicht laut zu sein. Ein Husten ganz in meiner nähe ließ mich aufschrecken und beinahe wäre mir mein Handy aus der Hand gefallen. Ich schloss die Augen, darauf wartend das Valentine mir irgendetwas antat, doch es geschah nichts. Ich atmete erleichtert auf und setzte meine Suche fort. Die Tür neben mir, aus der auch das Husten gekommen war, war nur angelehnt und ich steckte langsam meinen Kopf hinein. Ich schwengte mein Handy herum und betrachtete das Zimmer. Es war groß und prächtig geschmückt. Ein großes Balkonfenster erhellte den Raum etwas, sonst war nichts zu sehen, wenn man das große, weiche Bett in der mitte nicht mitzählte. Auf diesem Batt lag er. Valentine. Er war nur bis zur Taille zugedeckt und er trug kein Shirt. Ich starrte auf seinen muskulösen Körper. Er hatte die Augen geschlossen und atmete ruhig und gleichmäßig. Wenn Valentine schlief, sah er richtig zufrieden aus und war nicht so kalt wie sonst immer. Er erinnerte mich an ein kleines, unschuldiges Kind. Ich beschloss ihn nicht zu wecken, sondern die Gelegenheit zu nutzen und mich im Haus um zu sehen. Ich schlich leise den Gang hinunter bis er sich teilte. Ich entschied mich für den rechten Weg und schlenderte ihn endlang. Vor einer großen Tür blieb ich stehen und drückte, so leise es ging, die Klinke herunter. Vor mir befand sich eine Art Büro. Tausende Bücher lagen auf dem großen Holztisch in der mitte des Saals. Ich ging zu ihm hin und sah mir die Bücher an. 'Anatomie des Menschen', 'Verhalten des Menschen' und weitere solche Bücher lagen dort. Mein Blick viel auf einen Block der aufgeschlagen auf dem Tisch lag mit einem Kugelschreiber daneben. Mit einer sauberen Handschrift stand auf dem Block
'Jennifer Heavensbee
Josie Jacklyn
Unbekannt
Alex hat mich noch immer nicht. Ich hinterlasse Spuren, doch er findet es nicht heraus. Dabei liegt die Lösung auf der Hand.
Alex? War damit mein Bruder gemeint? In den letzten Tagen war alles passiert was ich bisher für unmöglich hielt also wunderte es mich kaum das mein Bruder eine Rolle in dem ganzen Wahnsinn spielte. Ich verließ den Raum und ging in den nächsten.
Ich stand in der Bibliothek. Ich staunte nicht schlecht. Der Raum war zweistöckig und überall an den Wänden waren regale die bis zur Decke mit Büchern gefüllt waren. Ich ließ meine Hand über die Buchrücken streifen, als plötzlich eines herausfiel. Irgendjemand hatte es nicht gescheit hineingelegt. Bevor es den Boden berühren konnte, hatte ich es gefangen. Es war eine Art Heft mit einem Ledernen umschlag. Ich schlug die erste Seite auf.
'Alex Summers - Notizen und Beobachtungen zum Fall Morgenstern' , stand mit verschnörkelten Buchstaben auf der ersten Seite. Dieses Buch gehörte meinem Bruder! Gespannt begann ich zu lesen:
13.4.1967
Heute habe ich Valentine wieder Blut abgenommen. Doch die Ergebnisse brachten nichts brauchbares. Nur wissen wir jetzt das Valentine die Blutgruppe seiner Mutter, also 0 positiv, hat. Ich habe seinen Vater mehrmals kontaktiert und hoffe, er wird meiner Einladung folgen.
15.5.1967
Valentine dreht durch! 56 Menschen mussten ihn den letzten 2 Monaten gehen. 20 davon hatten kein Herz und 5 davon keine Gliedmaßen mehr. 14 wurden die Kehle aufgeschlitzt. 20 das Genick gebrochen und die restlichen wurden Blutleer aufgefunden. Ich weiß nicht, was ihm das Töten der vielen Menschen nutzt aber eines ist sicher, er ist unberechenbar!
16.7.1970
Noch vier Tage bis zu Valentine's Geburtstag. In den letzten 3 Jahren habe ich viel geforscht, kam aber nicht dazu, meine Ergebnisse auf zu schreiben. Ich weiß nun, dass Valentine kein Vampir ist. Oder vielleicht doch? Er kann jedenfalls Jahre ohne Blut auskommen. Was ich weiß, ist das das Blut ihn stärker macht. Er besitzt aber Kräfte, die völlig untypisch für ein Nachtwesen sind. Er hat Fähigkeiten des Lichts.
Eine eiskalte Hand legte sich um meinen Hals und ließ mich erschaudern. Ich schloss die Augen und wagte nicht zu Atmen. Valentine hatte mich gefunden. Langsam ließ ich das Buch sinken, tränen der Angst schossen mir in die Augen und mein ganzer Körper bebte. Ich konnte seinen heißen Atem auf meiner Haut spüren.
"Nah sieh mal wen wir hier haben!" ,flüsterte er mir ins Ohr. Er stand nun unmittelbar hinter mir sodass ich seine Brust an meinem Rücken spürte, wie diese sich gleichmäßig hob und wieder senkte. Ich wimmerte.
"Weißt du, wenn du lesen willst, brauchst du mich nur zu fragen! Dann zeige ich die gerne die Bibliothek! Aber dieser Raum ist tabu für dich! Hast du mich verstanden?"
"Ich dachte das ist die Bibliothek!", sagte ich leise. Seine Finger wanderten von meinem Hals zu meinem Schulterblatt.
"Ja, aber nur für mich! In meine Angelegenheiten solltest du dein kleines Näschen nicht hinein stecken. Denn die, die es tun werden mit dem Tod bestraft!" , er lachte leise. Tränen liefen meine Wangen hinunter. Ich hatte solche Angst vor Valentine und das was ich nun gelesen hatte, verstärkte das Gefühl. Ich rechnete mit dem schlimmsten.
"Aber keine Angst Schätzchen, ich brauche dich noch!" Mit diesen Worten rammte er seine Nägel in meinen Rücken und kratzte ihn auf. Ich keuchte und ein pochende Schmerz erfüllte meinen Rücken. Blut rann aus der Wunde und tropfte auf den Teppich. Das Blut war warm und fühlte sich alles andere als gut auf mir an. Valentine zog seine Finger aus mir und ich stolperte nach vorne. Im letzten Moment konnte ich mich noch am Tisch abstützten. Der Schmerz war unerträglich und ich war kurz davor zu schreien, doch ich brachte keinen Ton heraus. Verzweifelt sah ich zu Valentine der nur dastand und mich musterte.
"Du solltest das behandeln und dann wieder schlafen gehen! Morgen musst du ein paar deiner Sachen holen!" , sagte er amüsiert und verschwand. Fassungslos sah ich ihm hinterher und schließlich quälte auch ich mich in mein Zimmer zurück. Dort angekommen, zog ich mir mein Shirt aus und betrachtete meine Verletzung in dem schmutzigen Spiegel in meinem Zimmer. Fünf gleichmäßige, tiefe Kratzer waren dort zu sehen, aus denen mein Blut nur so herausquoll. Panisch nahm ich ein Handtuch aus dem Schrank und presste es auf meinen Rücken. Ein stechender Schmerz durchfuhr meinen Körper als der Stoff die Wunden berührte. Ich biss die Zähne zusammen und versuchte den Schmerz zu ignorieren - vergebens. Nach knapp einer Stunde, das Bluten hatte aufgehört, ließ ich mich erschöpft in mein Bett fallen. Nach einer Zeit, und bitte fragt mich nicht wie, war ich wieder eingeschlafen.
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Valentine
Horror"Wer bist du?", fragte sie mit zitterndern Stimme. Er lächelte sanft. "Ich bin Valentine!" Mit diesen Worten durchfuhr ein stechender Schmerz ihrem Körper. Fassungslos sah sie auf seine Hand, die in ihr steckte. Sie röchelte und mit einem Ruck wich...