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Rose Sicht

Ich sank neben Valentines reglosen Körper zu Boden. Unfähig irgendetwas zu tun kniete ich neben ihm und versuchte nicht hysterisch zu werden. Heiße Tränen liefen meine Wangen hinunter und brannten sich förmlich in meine Haut.

„Valentine!“, schrie ich. Mein Hals gab komische Geräusche von sich als ich nach Luft schnappte. Erst war doch alles noch so perfekt gewesen! Dann hatte ich ein Schreien gehört und war nach unten gerannt. Dort sah ich gerade noch wie Valentine auf den Boden sank und sich von da an nicht mehr bewegte. Ich berührte ihn vorsichtig an der Wange und strich ihm darüber. Meine gesamter Körper zitterte. Eine warme Hand legte sich plötzlich auf meine Schulter und ich wirbelte herum. Ich sah ihn hellbraune Teddy Augen. Der Junge der vor mir stand hatte feuerrote Haare, Snakebites und sah mich mit seinen großen Augen an. Er hob mich langsam auf und übergab mich weiter an Sophie die mich in ihre Arme schloss. Ich wehrte mich und wollte wieder zu Valentine, doch sie ließ mich nicht los und ich musste zusehen wie der Punk Valentine ohne Anstrengung auf die Couch legte. Wir waren ihm gefolgt und Sophie hielt meine Hand.

„Er lebt!“ ,sagte der Rothaarige und zog seinen Bodenlangen Mantel aus. Ich atmete erleichtert auf. Er lebte! Ich riss mich von Sophie los und beugte mich über Valentine.

„Wach auf! Bitte!“ ,schrie ich ihn an. Die Tränen flossen wieder in Strömen und ich packte ihn an seinem Arm. Ich vergrub mein Gesicht in seinen Händen und schluchzte laut, als mich jemand zu sich in die Arme zog. Ohne zu wissen wer es war, schlang ich die Arme um diese Person und weinte mich dort aus. An dem Geruch konnte ich erkennen, dass es der Typ war. Er roch nach Zigaretten und Aftershave. Er löste sich von mir und deutete mir ihm zu folgen. Erst zögerte ich, doch dann fasste ich mir ein Herz und folgte ihm in die Küche. Ich setzte mich an den Tisch. Er brachte mir ein Glas Wasser und setzte sich dann gegenüber von mir hin.

„Du musst Rose sein oder?“ ,fragte er mich. Seine Stimme war tief und rau. Fast so wie Valentines aber die von Valentine war um einiges schöner und hörte sich einfach besser an. Ich nickte und er grinste etwas.

„Ja er hat mir von dir erzählt! Ich bin Caleb. Sein bester Freund!“

Ich sah ihn schief an. Sein bester Freund? Valentine hatte nie etwas von einem besten Freund gesagt.

„Er hat dich nie erwähnt.“ Meine Stimme war schwach und brüchig. Er lächelte.

„Ja das liegt wahrscheinlich daran, dass er bis heute noch nicht wusste das ich noch lebe!“

Ich nickte. Ich hatte jetzt keine Lust auf Smalltalk. Ich wollte wieder zu Valentine und wissen wie es ihm geht. Ich stand auf und ging wieder ins Wohnzimmer wo Sophie auf dem Sessel neben der Couch saß und Valentine beobachtete.

„Was hat er?“ ,fragte ich. Caleb war hinter mir her gekommen und ich wandte mich wieder an ihn.

„Was hat er!“, meine Stimme wurde lauter. Er zuckte mit dem Schultern.

„Das weiß ich noch nicht!“, sagte er und seufzte. Wie jetzt? Ich dachte die beiden waren beste Freunde? Ich sah wieder besorgt zu Valentine.

„Sophie bring mir bitte eine Nadel, ein Glas, einen Messbecher, ein Messer, Tücher und einen nassen Lappen!“ ,forderte Caleb. Sie nickte und erhob sich. Ich sah ihn fragend an, doch er ignorierte mich. Er strich sich seine Haare aus dem Gesicht und räumte alles vom Boden weg. Caleb breitete eine große Decke am Boden aus und hievte Valentine darauf. Das gefiel mir nicht. Was hatte er vor? Er setzte sich neben ihn und begann sein T-Shirt aus zu ziehen. Okei, das wurde jetzt immer komischer. Sophie kam mit dem gewünschten Zeugs und stellte es zu Caleb.

„Sei so lieb und bring noch einen Faden, Pinzette, Schere und ehm...lass mich überlegen ein Buch über den Körper.“

Halt! Was hatte der Typ bitte vor? Ich kam langsam näher.

„Was hast du vor?“ fragte ich ängstlich.

„Das solltest du besser nicht sehen! Es ist besser wenn du jetzt gehst!“ ,sagte er ernst.

„Nein! Ich werde nicht gehen! Das ist mein Freund!“, sagte ich und setzte mich auf den Sessel um ihm zu zeigen, das er mich nicht umstimmen konnte. Caleb seufzte genervt und sagte:

„Wie du meinst! Aber auf deine Eigene Verantwortung!“ ,zischte er.

Sophie kam herein und legte die Sachen wieder zu Caleb. Er schlug das Buch auf und überflog die Seiten, als er das Messer hob und einen langen Schnitt in seine Brust machte.

Ich schrie auf. Was machte dieser Idiot da?

„Du bringst ihn doch um!“, schrie ich und sprang aus dem Sessel. Er ignorierte mich aber eiskalt und widmete sich wieder dem Buch. Er nahm die Tücher und tupfte das Blut weg, das aus dem tiefen Schnitt quoll. Ich vergrub meine Hände in meinen Haaren um nicht los zu schreien. Der Anblick war schrecklich. Stellt euch vor, die Person die ihr liebt, liegt aufgeschnitten vor euch! Das Blut ist überall und ein verrückter Typ mit Null Erfahrung führt diese „Operation“ durch. Genau so ging es mir in diesem Moment. Die Tränen flossen wieder meine Wangen hinunter und ich sah dem geschehen nicht weiter zu. Ich lief aus dem Raum in die Küche. Dort Atmete ich ein und aus um mich zu beruhigen. Ich hatte Valentine verloren. Dieser Caleb war doch krank! Ich heulte weiter und wischte mir meine Tränen mit den Ärmeln des Pullis ab. Ich liebte ihn doch. Er konnte mich jetzt nicht verlassen! Ich musste an unseren Kuss denken. An das was er mir gesagt hatte. Er mag mich auch. Aber liebt er mich? Ich werde es wohl nie mehr erfahren! Dieser Gedanke ließ mich aufschreien und ich kauerte auf dem Boden. Die kalten Fliesen ließen mich frieren doch es war mir egal. Ich konnte nicht mehr stehen. Ich konnte nichts mehr. Ich schloss die Augen. In der Ferne konnte ich Valentines Stimme hören und sein Gesicht sehen. Ich konnte seinen Geruch riechen. Er schien so nahe zu sein.

You and I

Not even the god's above

Can seperate the two of us

Leise sagte ich diese Worte. Sie waren alles was ich noch von ihm hatte. Doch dann kam mir der Gedanke das ich ihn alleine ließ. Er war alleine mit diesem Typen der an ihm herum schnippelte. Das konnte ich nicht zulassen! Ich raffte mich auf. Mit aller Kraft die ich noch in mir hatte, hievte ich mich auf und quälte mich ins Wohnzimmer. Meine Füße waren wie Blei, ich zog sie aber mit aller Kraft hinter mir her. Als ich angekommen war, nähte Caleb ihn gerade wieder zu. Das Blut war in dem Glas bis zum Rand und überall lagen vereinzelte Blutlachen. Ich versuchte es zu ignorieren und konzentrierte mich nur auf Valentine, der leichenblass im Gesicht war.

„Du kannst mir später danken!“ ,sagte Caleb fröhlich und ging an mir vorbei. Skeptisch sah ich ihn an. Ich schüttelte den Kopf und sah ihm und Sophie hinterher wie sie aus dem Raum gingen. Dann kniete ich mich neben Valentine und schluchzte

„Es tut mir so unendlich Leid! Ich hätte da sein sollen als du gestorben bist! Ich hätte dich nicht alleine lassen sollen!“

Meine Tränen fielen auf seinen Körper und ich beugte mich zu ihm herunter. Ich gab ihn einen Kuss auf die Lippen und zog dann meine Knie an mich heran und weinte in sie hinein.

„Es war gut das du es nicht gesehen hast! Ich wette es war verdammt ekelhaft! Aber auch irgendwie ganz cool!“ ,sagte jemand. Ich sah schwach auf. Als ich es sah bekam ich keine Luft mehr und Tränen der Freude verdrängten die Tränen der Trauer.

„Valentine!“ ,hauchte ich und musste lächeln.

„So schnell wirst du mich nicht los!“ ,sagte er, grinste, setzte sich auf und legte seine Lippen auf meine.

ValentineWo Geschichten leben. Entdecke jetzt