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„Valentine!“ ,hauchte ich und sah mit großen Augen zur Türe. Durch die grelle Lampe in dem Raum konnte ich erkennen wie er zugerichtet war. Er blutete aus der Nase und Mund, seine Augen waren glanzlos und weiß. Sein Gesicht war blass und er sah aus wie ein Geist. Der Anblick ließ mich erschaudern und ich kämpfte mit den Tränen. Valentine hob langsam den Kopf, und als er mich sah versuchte er zu lächeln. Ich erwiderte sein Lächeln nur schwach und spürte, wie einer meiner heißen Tränen meine Wange hinunterlief. Sie packten ihn, öffneten das Gitter und warfen ihn unsanft hinein. Neben mir landete er auf dem Boden, woraufhin er vor Scherz das Gesicht verzog und laut aufstöhnte. Ich ließ mich neben ihm nieder und strich ihm die Haare aus dem Gesicht. Ich wischte ihm sein Blut weg und nahm sein Gesicht in meine Hände.

„Nein...bitte...bitte wach auf!“ flehte ich leise.

Ich beugte mich zu ihm heran und küsste ihn sanft. Ich hörte wie sich die Schritte entfernten und als ich auf sah, waren wir alleine. Ich legte seinen Kopf vorsichtig auf meinen Schoß und überlegte wie ich mich rächen konnte. Sie hatten ihn verletzt, mein Bruder hatte den Jungen den ich liebe verletzt. Und was meinte er vorher mit „Sag es ihr?“ Was sollte er mir sagen? Ich seufzte und trocknete meine Tränen mit dem Ärmel meines Pullis. Es tat so weh ihn so zu sehen. Langsam fing ich an diese ganze Situation in Frage zu stellen. Was wäre passiert wenn ich nicht mit Valentine mit gegangen wäre? Würde es mir dann besser gehen? Wahrscheinlich würde ich jetzt in der Schule sitzen und lernen. Ich würde keinen Gedanken daran verschwenden müssen wie ich am besten Rache ausübe und ich würde vielleicht einen Freund haben, der keine Geheimnisse vor mir hat. Aber ich hatte genau das Gegenteil. Einen Freund der Geheimnisse hat, Rachegedanken und ich wäre glücklich. Ich schüttelte meinen Kopf. An so was dürfte ich nicht mal denken! Valentine würde für mich sterben, das wusste ich und wenn ich ehrlich war, ich könnte mir keinen anderen außer ihn Vorstellen. Er war immer für mich da und wird es auch immer sein. Gedankenverloren strich ich mit der Hand durch seine Haare. Der Brief von Caleb schoss mir in meine Gedanken. Sollte ich ihn lesen? Ich entschied mich dafür und nestelte in meiner Hosentasche herum, bis ich den Zettel in meiner Hand hielt. Ich faltete das Papier auf und begann seine säuberliche Handschrift zu lesen.

Rose ,

Ich weiß du hasst mich und ich nehme es dir auch nicht übel, aber ihr seit in einer Situation wo ihr alleine nie wieder rauskommen werdet. Da ich aber auch nicht freiwillig hier bin habe ich vor uns zu befreien. Das heißt, zu deinem Leid, du musst mir vertrauen! Ich weiß, das wenn sie gehen immer jemanden als Aufsicht für euch brauchen. Sie werden mich aber nur nehmen, wenn ich beweise das ich Valentines tot sehen will. Ich muss also so tun als würde ich ihn hassen! Und ich bitte dich, spiele bei der ganzen Sache mit. Lass deine ganze Wut an mir aus, aber lass es echt wirken! Wenn du das tust was ich sage, werden wir bald weg sein! Ich bitte dich, mach es für Valentine!

-Caleb

Mit zitternden Händen ließ ich den Brief sinken. Sollte ich Caleb vertrauen? Ich blickte zu Valentine hinab. Er wimmerte leise und bewegte seinen Kopf. Er wachte auf! Ich entschied mich das zu tun was Caleb gesagt hatte, für Valentine! Ich knüllte das Papier zusammen, steckte es wieder in meine Hosentasche und richtete meine ganze Aufmerksamkeit auf Valentine.

Er blinzelte und als er mich sah versuchte er zu sprechen.

„Rose ich..!“ röchelte er. Sein Satz wurde von einem Hustenanfall unterbrochen und ich legte meinen Zeigefinger auf seine Lippen.

„Nicht reden! Ruh dich aus!“ ,flüsterte ich und bekam plötzlich den Drang ihn zu küssen. Ich beugte mich zu ihm herab und legte meine Lippen sanft auf seine. Er seufzte zufrieden und als ich mich wieder löste sah er mich enttäuscht an. Ich grinste leicht. Ich war einfach nur froh das es ihm wieder besser ging. Er war wach und das war ein gutes Zeichen.

„Caleb holt uns hier raus!“ ,flüsterte ich in sein Ohr und seine Augen weiteten sich.

„Ich wusste er lässt uns nicht im Stich!“ ,meine Valentine und setzte sich langsam auf. Sein Gesicht verzog sich vor Schmerz und ich legte meine Hand auf seinen Rücken. Er lehnte sich gegen die Wand und sah mich an.

„Du weißt das es nicht vorbei ist oder? Ich meine wenn wir wirklich hier raus kommen sollten, ist es nicht vorbei!“

Sein Ton jagte mir Angst ein. Ich nickte brav aber meine Gedanken drehten Kreise. Wie würde es wohl sein? Und was sollte er mir sagen? Diese Frage schwirrte schon die ganze Zeit in meinem Kopf herum. Nervös spielte ich mit meinen Haare und Valentine sah mich verwundert an.

„Was ist los mit dir?“ ,fragte er besorgt.

„Nichts!“ ,log ich und wandte meinen Blick ab. Sollte ich ihn einfach fragen?

„Lüg mich nicht an!“ ,sagte er mit einem scharfen Ton und sah mich durchdringend an.

„Ich....ich frage mich was er damit gemeint hat?“ ,stammelte ich.

„Wer hat was gemeint?“

„Was...ich..“

„Du kannst mir alles sagen, das weißt du oder?“

„Was sollst du mir sagen?“

Er sah zu Boden. Mit dieser Reaktion hatte ich nicht gerechnet. Ich sah zu ihm wie er auf den Boden starrte und sein Atem immer schneller wurde.

Plötzlich erhob er sich und schlug mit aller Kraft mit der Hand gegen die Wand. Ich zuckte zusammen und zog die Knie an mich. Verängstigt sah ich zu wie er auf und ab lief und nebenbei fluchte. Tränen kamen wieder in meine Augen. Hatte ich etwas falsches gesagt? Vermutlich schon. Er beschimpfte Alex als Penner, Dreckschwein, Bastard und vieles mehr. Ich wischte mir eine Träne aus dem Augenwinkel und hob meine Stimme.

„Rede doch mit mir! Was soll daran so schlimm sein? Du weißt das ich dich liebe wieso sollte ich dann nicht zu dir stehen?!“ ,fragte ich unter Tränen.

„Weil du verdammt nochmal nichts über mich weißt!du kennst mich nicht! Du denkst mich zu kennen, weil ich dir ein paar Sachen von mir erzählt habe, aber du weißt noch nicht mal die halbe Wahrheit!“ ,schrie er.

„Aber wieso kannst du es mir nicht sagen?“

Er ignorierte mich und kam auf mich zu.

„Siehst du genau das meine ich ! Genau das will er! Das wir uns streiten, das du mich hasst und das ich mich selbst hasse. Er will uns auseinander bringen!“ ,schimpfte er und ich schluckte. Er hatte ja so recht. Mein Bruder wollte einen Keil zwischen uns treiben und dafür sorgen das Valentine freiwillig stirbt. Das konnte ich einerseits nicht zulassen aber andererseits wollte ich wissen was er mir verheimlichte. Wer war er? War es wirklich so schlimm die Wahrheit zu sagen? Weiter kamen wir nicht, denn die Tür ging auf und Alex, zwei der Brüderschaft und Caleb kamen herein.

„Wow, am Rosa Himmel sind ja jetzt schon Wolken!“, stellte mein Bruder sichtlich gut gelaunt fest. Ich warf ihm giftige Blicke zu, die er aber ignorierte.

„SO wir wollten uns eigentlich nur verabschieden. Wir gehen jetzt einkaufen für das große Kino! Aber einen von euch will ich bei ihnen lassen!“ ,sagte Alex erst zu uns und dann zu seinen Freunden.

„Ich bleibe!“ ,rief Caleb und alle schauten ihn schief an.

„DU?“ ,fragte Alex erstaunt und sah ihn mit großen Augen an.

„Ja ich! Ich will sehen, wie es ihn zerreißt! Ich will ihn Leiden lassen wie er es bei mir tat!“ ,zischte er und kam bedrohlich nahe an das Gitter. Valentine lachte spöttisch und drehte sich um. Alex nickte, gab Caleb einige Anweisungen und verschwand. Mein Bruder war echt dümmer als ich dachte. Dieser Gedanke ließ mich grinsen und Caleb erwiderte es. Jetzt waren wir frei! Naja, fast. Erst mussten wir aus dieser Hölle hinaus.

ValentineWo Geschichten leben. Entdecke jetzt