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Ich rappelte mich auf und musste zusehen, wie sich das Ding auf Valentine stürzte. Ich schrie auf. Es war ein Mensch. Er saß auf Valentine und schlug mit der Faust auf ihn ein. Valentine schrie auf und packte den Typen an seinem rabenschwarzen Haar. Dieser fiel von ihm herunter und jetzt war es Valentine der auf ihn einschlug. Mit dem Fuß gab der Typ Valentine einen Tritt in die Magengrube und dieser fiel auf den Boden, hievte sich aber schnell wieder auf und wartete. Der Typ nahm Anlauf und rannte mit einem Schrei zu Valentine zu und packte ihn am Hals. Ich konnte hören wie er nach Luft schnappte und krampfhaft versuchte den Griff um seine Kehle zu Lösen. Die Abenddämmerung ließ den Wald in ein unheimliches Rot tauchen und machte die Situation nur noch schlimmer. Als gerade die letzten Sonnenstrahlen herunterbrannte, konnte ich den Typ genau sehen. Er hatte schulterlanges, pechschwarzes Haar, eine gebückte Haltung und er sah abgemagert aus. Er warf Valentine mit großer Kraft zu Boden und ich keuchte, als ich ein lautes Knacken wahrnahm. Vermutlich seine Knochen. Vor Schmerz schrie Valentine auf und verzog das Gesicht. Ich schlug die Hände vor meinen Mund um nicht zu schreien und spürte wie mir die Tränen in die Augen stiegen. Der Typ stand zufrieden neben ihm und wandte sich langsam an mich.

„Rose..“ ,sagte er langsam und deutete mit seinen knochigen Fingern auf mich. Seine Hand zitterte und seine dunklen Augen starrte mich aus seinen tiefen höhlen an. Ich ging einen Schritt zurück und stieß gegen Damon, der genauso erstarrte war wie ich. Er nahm meine Hand in seine und drückte sie fest. Langsam und mit wackligen Schritten kam der Typ auf uns zu. Plötzlich wurde er von hinten am Hals gepackt und zurückgezogen. Der Kerl zappelte und fiel mit lauten Krach auf den Boden. Valentine kam hinter ihm zum Vorschein und schlug mit dem Fuß in seine Bauch. Zitternd sah er zu mir. Sein Gesicht war blutverschmiert und eine große Platzwunde zierte seinen Kopf. Seine sonst so perfekt geschwungenen Lippen waren aufgeplatzt und das Blut quoll aus ihnen. Ich sah ihn mit offenen Mund an und als er unsere Hände sah, zitterte seine Unterlippe. Weinte er?

„Na los! Haut ab! Er wird bald wieder aufstehen!“ ,sagte er schwach und deutete mit seiner Hand in den Wald hinein.

„Lauf so schnell ihr könnt und dreht euch nicht um!“ ,forderte er uns auf. Ich sah ihn nur leer an und schüttelte den Kopf. Nein! Ich konnte ihn nicht alleine lassen! Ich kam auf ihn zu und legte meine Hand auf seine Brust. Er zuckte zusammen.

„Ich lasse dich nicht alleine!“ ,sagte ich und meine Stimme zitterte.

„Doch, doch das wirst du! Ich kann nicht verantworten das du stirbst!“

„Nein!“

„Bitte. Rose, bitte geh! Bringt euch in Sicherheit ich komme nach!“ ,flehte er schon fast.

„Versprichst du es mir?“ ,fragte ich leise und meine Tränen liefen meine Wangen hinunter. Ich wollte ihn nicht verlieren. Der Typ neben uns röchelte leise. Er schien wieder bei Bewusstsein zu sein. Ich sah ihn erschrocken an und dann wieder zu Valentine.

„Verschwindet jetzt!“ ,brüllte er und ich zuckte erschrocken über seine Reaktion zurück. Ich schüttelte wieder den Kopf und blieb stehen. Der Typ begann sich langsam zu Bewegen und Valentine sah zu Damon.

„Pass auf sie auf!“ ,sagte er mit rauer Stimme. Damon nickte und ich wischte mir die Tränen aus dem Gesicht.

„Nein!“ ,flüsterte ich. ,“Bitte Valentine versprich mir das du gleich kommst!“ ,flehte ich und sah ihn mit einem angsterfüllten Blick an. Er lächelte schwach.

„So schnell wirst du mich nicht los, schon vergessen?“

Ich grinste einmal kurz und Damon nahm mich sanft an der Hand. Dann ging alles ganz schnell. Der Typ hatte den „Abschied“ genutzt und war unbemerkt aufgestanden. Er hatte Valentine am Kopf gepackt und nach unten geknallt. Ich kreischte und schrie Valentines Namen, doch er lag nur regungslos am Boden. Als der Typ sich zu ihm herunterbeugte, zog mich Damon mit sich mit und wir rannten in den Wald. Ich blickte zurück und sah, wie die Gestalt Valentine an den Füßen mit sich zog. Nein! Aber mehr sah ich nicht, denn Damon zog mich immer tiefer in den Wald hinein. Immer tiefer in das Nichts. Als wir an eine Lichtung kamen, blieb er stehen und sah mich mit seinen blauen Augen an. Er zog mich in eine Umarmung, doch ich schubste ihn weg und lief weg. Ich wollte nicht bei ihm sein. Ich wollte niemanden sehen. Was ich wollte war Valentine. Jetzt in seinen Armen zu liegen und einfach alles zu vergessen. Er wurde entführt, war sogar vielleicht schon nicht mehr am leben. Ich sank auf den Boden, lehnte mich an einen Baum, zog meine Knie zu mir, vergrub dort meinen Kopf und ließ meine Tränen freien lauf.

Valentines Sicht

Ich hatte sie gehen lassen. Ich musste sie gehen lassen. Ich konnte ihren Tod nicht verantworten. Wie sie dastand, mich mit ihren großen, blauen Augen, dich sich mit Tränen gefüllt hatten, anstarrte ,zerbrach mir fast das Herz. Und Damon? Pah, er war ein Idiot. Die Lage war perfekt für ihn. Jetzt konnte er sich an sie Ranmachen ohne, das ich etwas machen konnte. Der Typ zog mich plötzlich zurück, ich schlug mit dem Kopf auf den Boden und es wurde finster.

Langsam kam ich wieder zu mir. Ich hob langsam meinen Kopf und sah, das ich mich auf einem Bett befand, das mitten in einem kleinen Zimmer stand. Ich keuchte, als ich versuchte aufzustehen, denn ein Schmerz machte sich bemerkbar. Ich zuckte zurück und ließ mich wieder auf die weiche Matratze des Bettes fallen. Dieser Ort kam mir so bekannt vor. Diese roten Vorhänge, der große braune Kasten und das alte Bücherregal an der Wand. Ich schloss wieder die Augen und versuchte mich auf mein Gehör zu konzentrieren. Da! Ich hörte Stimmen, die immer näher kamen.

„Und du sagst ihm geht es gut?“ ,hörte ich eine tiefe Stimme, die mir sehr bekannt vorkam, sagen.

„Ja mein Gebieter. Nur ein paar gebrochene Rippchen und Schnittwunden, nichts weiter!“ ,säuselte eine andere Stimme. Vermutlich der Typ der mich angegriffen hatte. Aber Moment! Gebrochene Rippen? Das würde dann den Scherz erklären.

„Gut, in ein paar Stunden ist er wieder fit!“ ,sagte die tiefe Stimme.

„Auf jeden Fall. Aber ein zäher Junge, mein Gebieter!“

„Ja, das ist er!“

Beide lachten. Wo war ich hier? Ich seufzte und bei dem Gedanken an Rose wurde mir übel. Was sie wohl gerade machte? Knutschte sie mit Damon? Man konnte es ihr ja auch nicht verübeln wenn es so wäre. War waren ja nicht mal zusammen. Ich war so ein Idiot. Ich hätte es vorher sagen sollen, das ich etwas für sie empfinde! Denn jetzt....

„Guten Morgen!“ , hörte ich die säuselnde Stimme ganz nah an meinem Ohr. Ich schreckte in die Höhe und der Schmerz war zu meinem Überraschen verschwunden. Meine Brust hob und senkte sich schnell und ich sah den Typen schief an.

„Was willst du?“ fragte ich. Er grinste nur und meinte dann

„Ich will gar nichts von dir. Aber er!“

Das „er“ betone er sehr förmlich und voller Hochachtung. Er?

„Wer ist er?“ ,fragte ich und sah ihn ungeduldig an.

„Mein Gebieter!“ ,sagte der Kerl und machte einen kleinen Knicks.

„Und wer ist das verdammt nochmal?“ ,brüllte ich und der Typ zuckte in sich zusammen.

„Na, lass meinen Armen Dienstboten in Ruhe! Den brauche ich noch!“ ,sagte er und lächelte mich an.

Als ich ihn sah, blieb mein Herz für einen Moment stehen. Er stand vor mir und sah mich belustigt an.

„Überrascht?“ ,fragte er. Ich sagte nichts und starrte ihn nur mit offenen Mund an.

„Ich habe dich soo vermisst!“ ,fügte er sanft hinzu und kam einen Schritt auf mich zu.

Ja, ich kannte er nur zu gut.

ValentineWo Geschichten leben. Entdecke jetzt