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Rose Sicht

Ich wurde von der Sonne die gnadenlos in das Zimmer schien geweckt. Ich seufzte und gähnte herzhaft. Langsam tastete ich das restliche Bett ab, doch meine Finger griffen immer wieder ins leere. Ich schlug die Augen auf und an der Stelle wo Valentine gestern noch gelegen hatte, lagen nun die Kissen wieder schön aneinander gereiht da. Ich warf einen Blick auf die Uhr. Verdammt es war schon 12 Uhr und ich stand schnell auf um mich anzuziehen und die anderen zu suchen. Ich hatte schon lange nicht mehr so gut geschlafen und der Gedanke an einen Neuanfang mit Valentine ließ die Schmetterlinge in meinem Bauch flattern. In der letzten Zeit waren wir uns näher gekommen und ich vertraute ihm mehr den je. Ich wusste das er nur das Beste für mich wollte und er hatte sich ja auch total für dieses Haus hier eingesetzt. Damit wir in Frieden leben konnten, bevor Alex uns finden würde. Ich band mir meine Haare zusammen und schlüpfte in eine Jogginghose und eines von Valentines T-Shirts. So rannte ich die Stufen hinunter und sah mich suchend um. Ich fand Valentine in der Küche. Er stützte sich mit den Ellenbogen auf die Kochinsel und war in einem Buch vertieft. In der rechten Hand hielt er eine Tasse und ab und zu schlürfte er davon. Er sah so verdammt heiß aus. An diesen Anblick könnte ich mich mehr als gewöhnen. Ich räusperte mich kurz und er sah auf. Als er mich sah lächelte er, stellte seine Tasse ab und kam auf mich zu.

„Na du? Gut geschlafen?“ ,fragte er und gab mir einen sanften Kuss. Der Tag fing schon mal sehr gut an.

„Ja. Wieso hast du mich nicht geweckt?“ ,fragte ich.

„Du hast deinen Schlaf verdient Babe!“ ,hauchte er und ich kicherte.

„Wo ist Caleb?“

„Hab ihn rausgeschmissen!“

Valentine ging wieder zu seinem Buch und ich sah ihn geschockt an.

„Du hast deinen besten Freund rausgeschmissen?“ ,fragte ich fassungslos und Valentine zuckte nur mit den Schultern.

„wir brauchen Privatsphäre! Und außerdem hat er genervt!“ ,sagte er kühl.

„Das kann nicht dein Ernst sein? Nachdem was er alles für uns getan hat! Wo ist er jetzt?“

„Keine Ahnung. Was kümmerst du dich auch um ihn?

Der Ärger in mir kochte und ich konnte nicht glauben was er gerade gesagt hatte.

„Was ist nur los mit dir? Du hast dich so verändert! Du ….Du bist erst total süß und leidenschaftlich und dann bist du wieder normal und dann tust du so als wäre dir alles egal!“ ,schrie ich. Er kam langsam auf mich zu.

„Wenn was los ist mit dir dann rede doch! Sag es mir! Ist es wegen dem was du bist? Wenn du es mir nicht sagen willst, bitte! Aber dann lass deine Verzweiflung oder was auch immer nicht an deinem besten Freund aus! Du kannst mir es aber auch sagen! Das wäre für alle eine große Erleichterung! Glaubst du wirklich ich würde dich verlassen?“ ,schrie ich, den Tränen nahe. Mit glasigen Augen sah ich zu Valentine der nun vor mir stand und mich gespannt musterte. Seine grünen Augen bohrten sich in meine und ich konnte erkennen wie das leuchten von ihnen langsam verschwand. Sein Kiefer was angespannt und sein Atem erstaunlich ruhig.

„Sag doch was!“ ,flehte ich. Eine Träne tropfte auf den Boden und Valentine sah ihr hinterher. Er atmete tief ein, schloss die Augen, ließ nah kurzer Zeit die Luft wieder aus und öffnete seine Augen wieder.

„Wieso machst du dir Sorgen um einen Unsterblichen?“ ,hauchte er. Sein heißer Atem traf auf mein Gesicht und ich erschauderte. Er war so anders geworden. Seine Hand legte er auf meine Wange und fuhr langsam zu meinem Hals hinunter. Meine Tränen liefen nun in Strömen an meinen Wangen hinunter und ich sah zu Boden.

„Er kann auf sich selber aufpassen! Und er wird nicht verfolgt Rose. Wir werden verfolgt. Er wäre eine Belastung! Und wenn du darüber nachdenkst, dann wirst du merken das ich recht habe! Ich habe immer Recht!“

Aus der Enttäuschen wurde plötzlich Wut. Ich sah ihm in die Augen und konnte nichts vertrautes mehr finden. Vor wenigen Minuten hatte ich gedacht, ich wäre hier sicher. Ich würde hier glücklich sein, doch ich hatte mich getäuscht. Ich stieß ihm gegen die Brust und er war so überrascht, dass er nach hinten taumelte. Ich wischte mir meine Tränen aus dem Gesicht, schnappte mir meine Jacke und lief nach draußen. Ich rannte planlos die Straße entlang. Mein einiges Ziel war nur so schnell wie möglich weg von Valentine zu sein. Oder sollte ich besser sagen dem Fremden? In einer Sache war ich mir aber absolut sicher. Dieser Mann, der genau so aussah wie er, war nicht Valentine. Aber wer war er dann? Die ganze Ungewissheit ließ mich nur noch mehr weinen und ich erwischte mich bei dem Gedanken alles aufzugeben. Aber ich liebte ihn doch! Oder? Ich irrte umher und fand mich plötzlich in einer Gasse wieder. Ich folgte ihr nach draußen und dort sah ich eine kleine Bäckerei. Ich beschloss dort nach dem Weg zu fragen und öffnete die Tür. Als ich drinnen war sah ich Caleb. Ich ging auf ihn zu und er sah mich erstaunt an.

„Rose! Was machst du denn hier?“ ,fragte er und ich brach wieder in Tränen aus. Ohne ein Wort zu sagen, nahm er mich an der Hand und führte mich nach draußen. Wir ließen uns auf einer Bank nieder und ich vergrub meinen Kopf in seiner Schulter.

„Was ist los?“ ,brach er nach einiger Zeit die Stille.

„Er...E...Er..Valentine..“ , wieder überkam mich ein Schwall von Tränen. Caleb strich mir sanft über den Rücken, was mich etwas beruhigte.

„ich kann das nicht mehr. Er ist so anders. Ich erkenne ihn manchmal kaum noch!“ ,schluchzte ich und sein Blick verfinsterte sich.

„Ja ich erkenne ihn auch nicht wieder! Aber nur zu bestimmten Zeiten!“ , sagte er mit zusammengepressten Zähnen. Ich hob meinen Kopf, wischte mir die Tränen aus dem Gesicht und sah ihn fragend an.

„Zu welchen Zeiten?“

„Wenn er nicht er selbst ist!“ ,antwortete er kühl.

„Wenn er nicht er selbst ist?“ ,wiederholte ich und Caleb wandte seinen Blick von mir ab.

„Sag es mir!“ ,flehte ich und er lachte ungläubig.

„Du willst es nicht wissen!“

„Doch! Caleb ich bitte dich!“

„Du wirst nie wieder normal denken können. Deine Angst dich zerfressen!“ ,sagte er harsch und sah mich an. Wollte ich das auf mich nehmen? Ja!

„Ist mir egal! Nur sag es mir. Bitte!“

„Auf deine Verantwortung!“

Ich nickte stumm und er fuhr sich mit der Hand durch die Haare.

„Willst....willst du hier bleiben oder sollen wir wo anders hin?“ ,fragte er.

„Hier. Ich will das du es gleich sagst!“

er nickte langsam und er sah mich traurig an.

„Willst du das wirklich?“

„Ja!“

ich schluckte schwer. Wollte ich das? Die Wahrheit? Was, wenn sie verletzender war als die Lüge? Was, wenn ich Angst vor ihm haben würde? Was, wenn alles verloren gehen würde?

Aber trotzdem wollte ich es wissen. Caleb seufzte kurz, nahm meine Hand und begann mir das kleine Geheimnis von Valentine Morgenstern zu erzählen.

ValentineWo Geschichten leben. Entdecke jetzt