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Valentines Sicht

Meine Hand glitt mit Leichtigkeit in seinen Brustkorb und als ich sein Herz umklammerte, hörte ich ihn leise wimmern. Das Schuldgefühl kam wieder in mir auf, doch ich ignorierte es. Mit einem Ruck hielt ich sein Organ in der Hand und das unbeschreibliche Gefühl von Macht strömte durch meinen Körper. Aber mit einem Mal war das berauschende Gefühl vorbei und ein stechender Schmerz durchfuhr meinen Körper. Ich keuchte und rang nach Luft, dich etwas schien meine Lungen zu blockieren. Ich versuchte mir nichts anmerken zu lassen und stolperte nach draußen, von Rose und Caleb gefolgt. Ich schleppte mich mühsam geradeaus und wartete auf Caleb, der nun die Führung übernahm. Er steuerte auf ein Auto zu, setzte ich hinein und auch ich quälte mich in den hinteren Sitz. Alles verschwamm vor meinen Augen und mein Orientierungssinn war im Eimer. Ich wusste gerade noch wo ich war und lehnte meinen Kopf gegen das Fenster. Ich versuchte ruhig zu Atmen, aber so sehr ich es auch versuchte, es gelang mir nicht. Der Schmerz wurde immer schlimmer, meine Augen fingen an zu brennen, als würden sie aus den Höhlen herausspringen wollen und mein Gehirn gehorchte mir nicht mehr. Ich öffnete meinen Mund um etwas zu sagen, doch es kamen keine Wörter hinaus. Ich machte einen letzten verzweifelten Atemzug, als mein Kopf gegen etwas Knallte und ich mein Bewusstsein verlor.

Ich fiel. Ich fiel in ein schwarzes Loch das drohte mich zu verschlingen. Verzweifelt riss ich die Augen auf um etwas zu erkennen, doch die Dunkelheit war zu stark. Ich zappelte und versuchte meinen Fall zu stoppen, doch ich wusste das es zu spät war. Bilder zogen an mir vorbei. Bilder meines Lebens. Jedes Bild zeigte eine Szene in meinem Leben und jedes dieser Bilder machte mir Angst. Es war eine Verfolgung von mir selbst. Plötzlich prallte ich auf etwas hartes und als ich da so lag, ohne mich zu bewegen, hielt ein Bild vor mir an und verschlang mich. Ich sah erschrocken zu, wie sich das schwarze nichts um mich herum in den Ort dieses Bildes verwandelte und ich einen kleinen Jungen sah. Mich selbst. Vor mir standen ein Mann und eine Frau. Mein Vater und die Frau erkannte ich nicht mehr. Vorsichtig rappelte ich mich auf und sah zu wie sich die Personen zu bewegen anfingen und miteinander redeten.

„Aber deine Zeit ist begrenzt. 200 Opfer darfst du begehen. Aber bedenke, jedes mal wenn du ein Leben nimmst, wird auch dir eines abgezogen. Du wirst immer mehr untergehen und dein wahres ich wird sich zeigen! Hast du die Opferzahl von 200 überschritten, wirst du eine gute Seite verlieren und du wirst zu deinem wahren ich werden. Dann gibt es kein zurück mehr. Du wirst dich immer mehr verändern und nicht mehr wissen was gut und falsch ist. Denke an meine Worte, denn sonst bist du verloren.“ ,sagte die Frau meinem kleinen ich. Verständnislos sah das kleine ich zu ihr und sich lächelte verlegen.

„Fiona mach es dem Jungen doch nicht so kompliziert!“ ,zischte mein Vater und sah sie vorwurfsvoll an. Sie nickte nur. Mein Vater beugte sich zu mir herab und sagte.

„Was sie damit sagen will Valentine ist, dass du 200 Menschen töten kannst. Aber du wirst menschlich Gefühle haben und all den Schmerz spüren. Wenn du aber diese 200 überschritten hast, dann wirst du so wie ich! Jedes mal wenn du ein Leben nimmst, wird auch eines von dir genommen und du stumpfst immer mehr ab. Du fängst an nichts mehr zu spüren und so wie ich zu werden!“

Plötzlich wurde mir schwindlig. Das Bild verschwamm, ich stolperte und fiel wieder in das schwarze nichts. Diesmal aber, flogen keine Bilder mehr an mir vorbei. Nein, ich fiel auf ein weißes,kleines Loch. Oder besser gesagt hinein. Jetzt war die Dunkelheit verschwunden und ein grelles weißes Licht umhüllte mich. Ich fiel unsanft auf den Boden und hielt meine Augen fest zusammengepresst. Nach einiger Zeit, wagte ich meine Augen zu öffnen. Weis. Weis. Und nochmal. Weis. Alles, wirklich alles, was weis. Ich erhob mich und drehte mich ein paar mal im Kreis. Rundherum war nichts, es war alles gleich. Weis. War das der Tot? Ich wusste nicht ob ich mein Limit überschritten hatte, ich habe meine Opfer nie gezählt. Ich wusste was mir dieses Bild sagen wollte, aber wenn ich es überschritten haben sollte, dann wäre ich ja auf der Erde, nur das ich anders wäre. Was mache ich dann im nirgendwo? Ich setzte vorsichtig eine Fuß vor den anderen und meine Schritte halten. Ich konnte meinen Atem hören. Hier war wirklich alles vorbei. Von dem grellen weiß bekam ich Kopfschmerzen und diese gähnende Leere jagte mir eine furchtbare Angst ein. Ich blieb stehen und lauschte. Nichts war zu hören, nicht das kleinste Geräusch.

ValentineWo Geschichten leben. Entdecke jetzt