Lucy:
Es war vermutlich kurz vor Mitternacht, als ich durch die Straßen Republicas schlurfte. Noch nie im Leben habe ich mich so leer gefühlt. Amon nahm mir meine Identität, meine Bändigerkräfte. Es war einfach nur demütigend für mich. Wer war ich denn jetzt? Ein Niemand. Wo soll ich nur hin? Ich kann niemandem mehr in die Augen sehen. Ich bin ein Schwächling. Wie soll ich Korra jetzt beim Training helfen... Ich hatte es doch versprochen.
Mit hängendem Kopf kam ich nach einer gefühlten Ewigkeit bei der Lufttempelinsel an. Die anderen erwarteten mich bereits.
"Lucy! Da bist du ja, du hast mir... uh.. uns einen riesen Schrecken eingejagt.", kam es von Korra, die mich kurz an sich drückte.
Ich erwiderte diese Geste nur kaum und starrte traurig zu Boden.
"Ja! Wir haben uns echt Sorgen gemacht!", sagte Bolin.
Ich spürte, wie sich eine Träne einen Weg über meine Wange bahnte. Schnell wischte ich sie weg, doch Korra entging es nicht.
"Lucy, was ist los?", fragte sie.
"Er... er hat mir meine Fähigkeiten genommen."
Ich wagte es nicht sie anzusehen und unterdrückte weitere Tränen, was mir sehr schwer fiel.
"Ich hab es versucht... aber es klappt nicht.. Ich... hab sie endgültig verloren... Ich kann dir nicht mehr helfen... Du brauchst mich nicht mehr", stammelte ich und wollte mich umdrehen und gehen, bevor ich zu heulen anfing.
Weit kam ich jedoch nicht, da Korra ihre starken Arme wieder um mich warf und mich an sich drückte. Nun brachen alle Dämme und ich vergrub mein Gesicht an ihrer Schulter. Dabei lauschte ich ihren tröstenden Worte.
"Es tut mir so Leid. Ich wünschte ich könnte es rückgängig machen. Ich verspreche dir, dass ich Amon zur Rechenschaft ziehen werde. Vielleicht finde ich sogar eine Heilung für dich. Bitte bleib hier, ich meine.. du kannst mir trotzdem mit meinen Übungen helfen und ich möchte nicht, dass du gehst."
Langsam beruhigte ich mich und blickte in ihre Augen. Korra lächelte mich aufmunternd an.
"Tenzin hat möglicherweise eine Idee. Lass uns reingehen.", schlug sie vor. Ich nickte und wischte mir die Tränen aus dem Gesicht.
Zu meinem Bedauern hatte Tenzin keine Ahnung, wie ich meine Kräfte zurückbekomme. Ich aß nicht mit den anderen zusammen. Stattdessen lag ich wach im Bett und starrte an die Decke. Wenn ich so darüber nachdachte, war ich selber Schuld daran. Warum bin ich so dumm und opfere mich für die anderen, die ich noch nicht lange kenne.
Aber es war die einzige Möglichkeit, um sie zu beschützen. , hallte es in meinen Gedanken.
In meinem Leben war alles unkomplizierter, als ich Korra noch nicht kannte. Sie hatte es komplett auf den Kopf gestellt.
"Lucy?", sprach jemand und klopfte an meine Zimmertür.
Ich seufzte und erwiderte mit einem "Herein.".
Bolin trat ein und grinste mich an."Was kann ich für dich tun?", fragte ich ihn und setzte mich auf.
"Na ja, ich wollte mich bedanken. Du hast uns aus der misslichen Lage gerettet. Außerdem möchte ich dich auf andere Gedanken bringen. Du musst mir unbedingt mal einige deiner Moves beibringen. Diese Leichtigkeit..."
"Ich bin mir nicht sicher, ob es dir beim Erdbändigen hilft."
"Doch glaub mir. Ich dachte halt, dass es dich etwas ablenkt und wir uns besser kennenlernen.", stammelte er nervös vor sich hin.
Ich musste schmunzeln und nickte."Na gut. Wir können morgen früh zusammen trainieren."
Ein breites Grinsen machte sich auf seinen Lippen breit.
"Du wirst es nicht bereuen!", versicherte er mir.
"Danke, Bolin.", entgegnete ich, bevor er mein Zimmer wieder verließ.
In langsamen Schritten stieg die Sonne am Horizont empor. Es war ein echt schöner Anblick und ließ mich für einen kurzen Moment die gestrigen Ereignisse vergessen.
"Also, dann zeig mir mal was Luftbändiger so draufhaben.", kam es von Bolin.
Ich grinste leicht."Du wirst staunen!"
Ich zeigte ihm einige Techniken der Luftbändiger. Bolin versuchte sie nachzuahmen und für sich zu nutzen.
"Wow, du lernst das schnell.", lobte ich ihn.
"Tja, ich bin mehr als nur ein robuster Erdbändiger."
Im Gegenzug lernte ich von ihm auch neue Techniken. Ich konnte zwar nicht mehr bändigen, aber ich musste zugeben, dass es mich wirklich ablenkte. Bolin war mit seiner aufgeweckten fröhlichen Art echt ansteckend. Wir hatten viel Spaß.
Irgendwann setzten wir uns auf Felsen, die Bolin schuf und unterhielten uns. Er erzählte mir viele lustige Geschichten aus der Zeit, als er und Mako noch auf der Straße lebten. Es gab aber auch viele traurige Sachen und ich konnte ihn voll und ganz verstehen. So ein Leben ohne Heimat ist alles andere als leicht. Vor allem, wenn man seine Eltern nie richtig gekannt hatte. Irgendwie weiß man selbst nicht wer man ist und baut sich eine Identität auf. So gut es eben ging. Nach außen hin versuchte ich immer locker zu sein und cool. In mir drin sah es jedoch alles andere als locker und cool aus. Ich versuchte meine Gefühle so gut wie möglich zu verstecken. So ein Zusammenbruch wie gestern Nacht fühlte sich für mich an, als wäre ich ein Schwächling.
"Wir haben beide viel durchgemacht. Aber es zeigt dass wir etwas gemeinsam haben und du bist echt unglaublich, großartig und hübsch. Es ist ein Wunder, dass du noch keinen Freund hast."
Ich lächelte verlegen wegen des Kompliments.
"Na ja... Ich glaube, dass ich nicht so an Jungs interessiert bin. Ich.. stehe eher auf Mädchen.", gab ich vorsichtig zu.
"Ohhhh, das war mir nicht klar. Ich meine, du hast es ja eben erst gesagt, aber hey.. ist doch in Ordnung..."
"Tut mir Leid, Bolin. Es ist nur fair, wenn ich dir gleich die Wahrheit sage. Ich will nicht, dass du dir falsche Hoffnungen machst."
"Das ist ok, ich komm damit klar, aber hey.. wir sind doch Freunde oder?"
Ich schluckte leicht. Noch nie hatte ich richtige Freunde. Für mich war das etwas ganz neues.
"Gern.", versicherte ich ihm.
"Wahnsinn.".
Bolin umarmte mich euphorisch.
"Was macht ihr beiden denn hier?", kam es plötzlich von Korra, die hinter uns stand.
Ich löste mich abrupt von ihm, während sie uns beide musterte.
"Wir haben trainiert und uns gegenseitig neue Moves beigebracht.", antwortete Bolin.
"Ah ja... wie auch immer. Wie fühlst du dich denn?", fragte sie mich.
"Besser, dank Bolin."
Wenn ich mich nicht irrte, schien Korra nicht gerade begeistert darüber zu sein. Kann es sein dass.... ach was, das bildete ich mir sicher nur ein. Korra hatte ja Mako..
"Pema hat Frühstück gemacht. Wir warten auf euch."
"Super, wir kommen sofort! Ich sterbe vor Hunger!", entgegnete Bolin und zusammen folgten wir Korra ins Haus.
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Die Geschichte einer Luftbändigerin
FanfictionLucy war ein siebzehnjähriges Straßenkind von Republica. Sie war eine der letzten Luftbändiger, was kaum einer wusste. Abgesehen von ihrem Traum Profibändigerin zu werden, hatte Lucy keinen Plan, was sie mit ihrem Leben anfangen sollte. Das sollte s...