Lucy:
Bei Korra zu Hause fühlte ich mich gleich etwas wärmer, wobei das bei den niedrigen Temperaturen kaum etwas bedeutete. Korra schien zu bemerken, dass mir noch immer kalt war, obwohl sie das Wasser aus meinen Klamotten gebändigt hatte, denn sie hielt mir plötzlich ihre dunkelblaue Jacke hin, die sie zuvor draußen getragen hatte. Ich schaute sie fragend an.
"Du brauchst sie dringender als ich, also nimm ruhig.", sagte sie.
"Aber es ist doch deine, ich meine...", stammelte ich und wurde von ihr unterbrochen.
"Jetzt nimm schon. Es ist ja nicht so, dass ich nur eine Jacke besitze."
Verlegen nahm ich sie dankend an und zog sie mir über. Wärme zog sofort durch meinen Körper und umhüllte mich. Ich war erstaunt, wie weich der Stoff war und, wie flauschig sich das Fell an der Kapuze anfühlte. Außerdem hing Korras Duft noch an ihr. Für einen Augenblick schloss ich die Augen und genoss das Gefühl, bis Korra wieder sprach.
"Kann ich dir Tee anbieten?"
"Oh ja bitte, ich kann jetzt alles gebrauchen, das mich irgendwie aufwärmt.", erwiderte ich.
Korra lachte kurz auf und machte sich daran Wasser aufzukochen. Oder eher gesagt, sie nutzte Feuerbändigen, um das Wasser zu erhitzen.
"Du gewöhnst dich schon dran.", meinte sie.
"Ja, vielleicht."
"Setzt dich ruhig hin, fühl dich wie zuhause .", kam es von Korra, die auf ihre kleine Couch deutete. Natürlich war diese blau, wie alles andere hier beim Wasserstamm auch.
Ich setzte mich und nutzte die Gelegenheit, um mich genauer umzusehen. Hier in Korras Heim zu sein, ließ mich irgendwie nervös werden und irgendwo war ich auch stolz darauf hier sein zu dürfen. Es stand nur das nötigste hier drin, doch das machte es auf keinen Fall schlecht. Ich konnte mich hier wohlfühlen.
Mein Blick fiel zurück auf Korra, die mit zwei Tassen voll Tee auf mich zukam. Sie stellte diese vor uns auf den kleinen Tisch ab und setzte sich zu mir. Für einen Moment sagte keiner was, bis ich meinen Mut zusammennahm.
"Ich mag die Armbänder... Die stehen dir.", brachte ich verlegen hervor und betrachtete die dunkelblauen Bänder, die an ihren Armen fast bis hoch zur Schulter verliefen.
"Oh.. Danke.", entgegnete sie, "Na dann, erzähl mal. Was hast du auf deinen Reisen erlebt?", fügte sie die Frage hinzu.
Ich nahm einen Schluck von dem Tee, bevor ich ihr davon erzählte. Ich berichtete ihr von den Orten die ich gesehen hatte, und wie ich den Leuten in den kleinen Dörfern geholfen hatte, wie ich trainiert hatte und stärker wurde.
"Du warst wirklich in Ba Sing Se?! Wie ist es dort?", wollte sie wissen.
"Ba Sing Se zu sehen, war toll. Es ist eine großartige Stadt. Aber ich hab das Gefühl, dass das kleine Volk dort kaum beachtet wird. Der untere Ring wirkt total vergessen und bräuchte viel mehr Unterstützung.", beantwortete ich die Frage, "Aber unter den ganzen Orten, war Zaofu mit am interessantesten!", fügte ich hinzu.
"Zaofu? Die Stadt des Metallclans?"
"Ja, genau. Dort trainierte ich mit... jemandem und traf Suyin Beifong, und ihre Familie. Sie leiten die Stadt.", erklärte ich.
Bei dem Gedanken an Zaofu und Kuvira bekam ich ein leicht schlechtes Gewissen.
Ich werde auf dich warten.
Ich musterte Korra gedankenverloren und nahm erneut einen Schluck der warmen Flüssigkeit. Hier zu sein, ließ mich so sicher in meiner Antwort fühlen. Doch was, wenn ich die Erdbändigerin wieder traf, und sich das Chaos erneut bildete. Ich musste unbedingt herausfinden, was ich wollte, und was meine Antwort sein würde, wenn ich Kuvira das nächste Mal treffen würde. Auf keinen Fall, wollte ich sie ewig warten lassen. Das hätte sie nicht verdient gehabt. Keiner hätte das verdient.
"Ist alles ok?", fragte Korra und griff meine Hand. Sorge lag in ihrem Gesicht. Offenbar hatte sich mein Gesichtsausdruck verändert, der Korra nun Grund zur Sorge gab.
"Ja, mach dir keine Gedanken darüber.", erwiderte ich, und drückte leicht ihre Hand.
"Ok, jetzt bist du aber dran. Immerhin ist es das dringendere Problem. Was genau ist hier los in deiner Heimat?", wollte ich wissen und lenkte das Thema auf den Bürgerkrieg.
Korra:
Ich schaute Lucy eindringlich an, in der Hoffnung irgendwas in ihr lesen zu können. Was gab es in Zaofu, das sie so in Gedanken versinken ließ? Was verheimlichte sie mir? Für jetzt hakte ich das Thema ab, da der Bürgerkrieg tatsächlich das wichtigere Problem war. Doch ich würde zu einem späteren Zeitpunkt nochmal nachfragen.
"Es fing alles beim Gletschergeisterfest an. Eigentlich wollten wir nur das Fest genießen, doch dann fing mein Onkel Unalaq an mir zu erklären, was für eine Bedeutung das Geisterfest eigentlich hat, und erzählte mir, was der südliche Stamm seid Jahren falsch machte, dass die spirituelle Energie beim südlichen Wasserstamm geschwächt ist. Also ließ ich mich dazu überreden zum Südpol zu reisen, und öffnete das Tor zur Geisterwelt. Die Energie, die seitdem hier freigesetzt wurde, ist unbeschreiblich, und es fühlte sich richtig an. Immerhin gibt es nicht mehr so viele Angriffe von Geistern, die dunkel geworden waren.", fing ich an zu erzählen.
Lucy hörte mir aufmerksam zu und schien soweit mitgekommen zu sein, weshalb ich fortfuhr.
"Nach unserem Trip zum Südpol marschierten Unalaqs Truppen hier ein. Natürlich gefiel es meinem Stamm nicht, also fingen sie immer mehr an sich zur Wehr zu setzen. Varrick rief sogar bei einem Treffen in unserem Haus zu einem Krieg auf. Ich versuche es zu verhindern, aber das ganze gerät immer mehr außer Kontrolle. Mein Onkel meinte, dass das hier notwendig wäre, um die Wasserstämme wieder zu vereinen. Man müsste nur noch das Nordtor öffnen, und dann wäre es getan. Langsam zweifle ich, ob ich das richtige getan habe. Ich weiß überhaupt nicht mehr, was richtig oder falsch ist. Was soll ich tun?"
Lucy drückte meine Hand, die noch immer in ihre lag und verschränkte ihre Finger mit meinen. Sie schien die Worte zu verarbeiten und schien zu überlegen.
"Wir müssen herausfinden, was hier vor sich geht. Dein Onkel hat dir Dinge erzählt, aber ich bin mir sicher, dass das noch nicht alles war. Ist es notwendig militärisch hier einzumarschieren und so die Kontrolle über den Stamm zu erlangen? Wenn er die Wasserstämme vereinen will, wäre das nicht auch friedlicher gegangen, oder weniger abrupt? Es fehlen Details.", sagte Lucy und wirkte weiterhin nachdenklich.
Ich schätzte es, dass sie sich so viel Mühe gab mir zu helfen. Sie hatte außerdem Recht. Es fehlten Details. Die Frage war nur, wie wir diese bekommen würden. Wenn mein Onkel etwas verschwieg, würde er es nie einfach so sagen. Verdammt, was konnten wir nur tun.
"Wir werden eine Lösung finden, und diesen Konflikt beenden. Ich weiß es. Du musst nur an dich glauben. Ich habe es dir schon einmal gesagt. Egal was passiert, ich werde hinter dir stehen und die Entscheidungen, die du für richtig hältst respektieren und unterstützen. Gib nicht auf, Korra."
Ich war gerührt von ihren Worten und blickte in ihre eisblauen Augen, die in Kombination mit der Jacke nun noch intensiver leuchteten. Dankbar zog ich sie in meine Arme. Für eine Sekunde spannte sie sich an, bevor sie sich an mich drückte. Es tat so verdammt gut Lucy in meinen Armen zu halten. Ich konnte noch immer kaum glauben, dass sie wieder an meiner Seite war. Am liebsten würde ich sie nie mehr loslassen. Leider wurde unser Moment gestört.
"Korra, komm schnell, Unalaq lässt deine Eltern verhaften!", platzte Mako herein.
Sofort löste ich mich von Lucy und sprang auf.
"Was?!"
Ich konnte nicht glauben, was ich da hörte und rannte sofort nach draußen. Lucy und Mako folgten mir.
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Die Geschichte einer Luftbändigerin
FanfictionLucy war ein siebzehnjähriges Straßenkind von Republica. Sie war eine der letzten Luftbändiger, was kaum einer wusste. Abgesehen von ihrem Traum Profibändigerin zu werden, hatte Lucy keinen Plan, was sie mit ihrem Leben anfangen sollte. Das sollte s...