Ich halte zu dir

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Lucy sitzt hinter Gittern und bekommt zwei Besucher. Baatar Jr. bekommt außerdem eine Ansage. Wird er endlich aufhören?

Lucy:

Wie ein Stück Elend saß ich hier. mein Herz schmerzte, fühlte sich taub an. Die Augen waren vermutlich noch rot, vom Weinen. Tränen hatte ich im Moment keine mehr, die vergießen wollten. Fühlte sich zumindest so an.
Die Knie hatte ich angezogen und an ihnen vergrub ich mein Gesicht.

Meine Sachen hatten sie mir abgenommen und ich sollte stattdessen diese einfachen grünen Roben tragen, die für die Häftlinge bestimmt waren.

Soweit befanden sie mich also schon für schuldig. 

Vertrauten sie mir wirklich so wenig?

"Lucy?"

Ich blickte auf und schaute zum Gitter, und machte große Augen. Abrupt stand ich auf, etwas zu schnell, doch, als ich mein Gleichgewicht fand, bewegte ich mich auf die Gitterstäbe zu. Dort schaute ich in die mir nur allzu vertrauten grünen Augen.

"Kuvira, dir geht es gut?!", brachte ich voller Erleichterung hervor.

Jetzt fanden sich doch noch einige Tränen, die mir an der Wange herunterliefen.

"Ich hatte solche Angst um dich!", hauchte ich und umfasste die Gitterstäbe.

Kuvira legte ihre Hände auf meine. Es spendete mir etwas Wärme und Geborgenheit.

"Als ich hörte, was geschehen ist, wollte ich sofort zu dir kommen. Ich hab versucht mit Su zu reden, wollte ihr sagen, dass das hier wahnsinnig und falsch ist. Aber sie glaubt lieber den angeblichen Beweisen."

"Dann glaubst du mir?"

Mit einer Hand fasste Kuvira durch das Gitter, um mir die Wange zu streicheln.

"Natürlich! Ich habe schon einmal den Fehler gemacht, dir nicht zu vertrauen. Tief im Innern, weiß ich einfach, dass du unschuldig bist und ich werde die nötigen Beweise finden, um das den anderen klar zu machen!", meinte Kuvira sehr entschlossen.

Ihre Worte rührten mich und gaben mir ein wenig Hoffnung.

"Ich habe dich nicht verdient.", flüsterte ich und schloss die Augen, um weitere Tränen aufzuhalten.

"Lucy, für mich hast du die Welt verdient."

Ein Kribbeln zog durch meinen Bauch und ein Lächeln schlich sich auf meine Lippen.

"Ich liebe dich.", brachte ich zum ersten Mal, die drei magischen Worte heraus und ich meinte es ernst.

Kuviras Lächeln war so sanft, wie vermutlich nur ich es zu Gesicht bekam. 

"Ich liebe dich auch.", erwiderte sie.

Am liebsten würde ich sie jetzt umarmen und küssen. Doch das blieb mir durch das Gitter verwehrt.

Mein Blick richtete sich auf ihre Schulter. Sie wurde verbunden und schien nicht mehr zu bluten, soweit ich es erkennen konnte. 

Was mir Sorgen bereitete war der Fakt, dass Kuvira ihre Uniform trug. Würde sie einfach weiterarbeiten? Hoffentlich gönnte sie sich auch genügend Ruhe!

"Keine Sorge, es wurde gut versorgt. Die Wunde schmerzt, aber das halte ich schon aus. Bald wird sie nicht mehr als eine Narbe sein, die ich mit stolz tragen werde, weil ich dich dadurch schützen konnte. Es wurde nichts wichtiges beschädigt.", sagte Kuvira, als hätte sie meine Gedanken gelesen.

"Du hast mir das Leben gerettet... Dafür werde ich mich nie erkenntlich zeigen können. Aber ich werd's versuchen."

"Das musst du nicht. Ich würde es jederzeit wieder tun und ich weiß, dass du dasselbe getan hättest.", entgegnete die Erdbändigerin, "Ich muss dich jetzt für's erste wieder allein lassen. Aber ich werde wiederkommen, sobald ich kann."

Die Geschichte einer LuftbändigerinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt