Teil 54

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Teil 54

Zuerst war alles ganz normal.  Wir gingen ins Haus und zogen uns gemütlichere Sachen an, heißt Jogginghose und Gammelshirt.  Wir hatten uns zusammen aufs Sofa gekuschelt, zu Mo und Leo die dort schon TV schauten.  Faule Säcke! :P

Kaum lagen wir schon klingelte es an der Tür.  Ich stöhnte genervt auf.

„Ich geh nicht!“  schoss es direkt aus Mo raus.  

Kaum hatte er es ausgesprochen schoss es auch schon aus Mo und Marco raus: „Ich auch nicht!“  

Na toll!  Dann muss ich wohl gehen.  „Kommst du wenigstens mit?  Bitte!“  bat ich Marco.  Er seufzte und nickte.

Zusammen liefen wir also zur Tür, doch auf den ersten Blick war dort niemand.  Klingelstreich... wie lustig. 

Auf den zweiten Blick jedoch, stockte mir der Atem.  Vor uns stand ein Maxi Cosi! 
„Äähmm Marco?“  fragte ich und zeigte auf den Maxi Cosi vor uns.

„Oh“ ist alles was er raus bringt.

„Was machen wir jetzt damit?“  fragte ich ihn.

„Ich würde sagen erstmal mit rein nehmen und dann schauen.  Guck mal da hängt ein Brief“ sagte er und schnappte sich den Maxi Cosi mitsamt Baby. 

„Und wer war vor an der Tür?“ fragte Mo, ohne seinen Blick vom Fernseher abzuwenden. 

„Ein Baby“ sagte ich und wurde direkt verwirrt von 2 Augenpaaren angestarrt.

„Wie ein Baby?“ fragte Leo.

„Na vor der Tür stand nur ein Maxi Cosi“ erklärte ich und Marco stellte ihn auf die Couch.  Dann zog er den Brief ab und fing an zu lesen.  Das Baby fing an zu schreien und die Jungs schauten hilflos durch die Gegend. 

„Und was machen wir jetzt?“ fragte Mo hilflos. 

„Ich würd sagen... erstmal das Kind beruhigen“ antwortete ich ihm und nahm das Baby auf den Arm. 

„Oha.  Das solltet ihr euch vielleicht mal durchlesen“ sagte Marco dann und hielt mir und Mo den Brief hin.  Da ich das Baby auf dem Arm hatte, nahm Mo den Brief an sich und fing ebenfalls an ihn zu lesen.

„Les doch mal laut vor“, bat ich ihn und wiegte weiterhin das Baby in meinen Armen, dass sich zum Glück wieder etwas beruhigt hatte und langsam wieder einschlief. 

„Oha“ sagte Mo und schluckte, bevor anfing den Brief laut vorzulesen.


Liebe Sophie, 

Ich weiß das wird für dich alles sehr komisch klingen, aber das Baby hier ist dein kleiner Bruder.  Er ist am 27. April geboren.  Dein Vater und ich hatten eine Affäre, die er allerdings beendete, als er erfuhr, dass ich schwanger war.  Das habe ich ihm auch nie verziehen.  Er hat deine Stiefmutter nie wirklich geliebt meiner Meinung nach, sonst hätte er nix mit mir gehabt. Ich kann mich jedoch nicht um das Kind kümmern und da ich es nicht zu deiner Stiefmutter bringen möchte, dachte ich mir es ist besser, wenn du es bekommst.  Ich weiß, dass es für dich sehr plötzlich kommt, aber ich bitte dich, kümmere dich gut um ihn. 

Ich habe selber eine Familie und ich bin froh, dass mir mein Mann den Seitensprung verziehen hat.  Jedoch hat er mir die Bedingung gestellt, dass Kind nach der Geburt in die Babyklappe zu legen.  Da ich aber nicht wollte, dass mein Kind bei Fremden aufwächst, habe ich mir gedacht, dass es bei dir wesentlich besser aufgehoben ist.  Er hat mir sehr viel von dir erzählt und mir auch Bilder von dir gezeigt.  Da er immer sehr stolz auf dich war,  habe ich das Vertrauen in dich. 

Ich hoffe du kannst mir das Verzeihen und ich bitte dich wirklich von ganzem Herzen dich um das Kind zu kümmern.  Schließlich ist er dein Bruder.

Danke

T.

 

„Das hier ist mein Bruder?“ fragte ich nochmal nach.  Marco und Mo nickten. 

Krass.  Das Baby was ich hier in den Armen hielt ist mein Bruder.  Ich konnte es noch gar nicht richtig realisieren.  Ich war wie in Trance.  Ich drückte Leo das Kind in die Arme und ließ mich auf die Couch fallen.  Die Arme im Nacken verschränkt, pustete ich tief durch.  Mein Bruder.  Ein Baby.  Ich bin  17 und soll mich um ein Kind kümmern?  Ich hab noch mein ganzes Leben vor mir und soll mich jetzt für ein Kind sorgen?

„Wie soll das denn gehen?“ stellte ich schließlich laut die Frage an die Anderen, die mich genauso ratlos anschauten.

„Vielleicht ist es ja nicht wirklich dein Bruder.  Ich würde zuerst mal einen DNA Test machen lassen“ schlug Marco vor. 

Ich nickte.  Das klang sinnvoll.  „Und was machen wir heute mit ihm?  Ich meine wohin mit dem Kleinen, bis das Ergebnis das ist?“ äußerte ich meine Zweifel.

„Ich würd sagen heute muss er im Maxi Cosi schlafen“  meinte Leo. 

„Aber das ist ja keine Dauerlösung! So ein Test kann Wochen dauern“ zweifelte ich.

„Wir können den Mannschaftsdoc fragen.  Der macht das bestimmt für uns“ schlug Mo vor. 
„Stimmt.  Es ist ja schließlich in eigener Sache.  Immerhin wäre es ja dann genauso Mo´s Bruder“ vollendete Marco. 

Das wurde mir hier echt zu viel.  Ich bin 17, habe gerade erfahren, dass ich mich um ein Kind kümmern soll, dass womöglich sogar mein Bruder ist. 

„Ich geh mal schlafen.  Muss n klaren Kopf kriegen“  verabschiedete ich mich von den Jungs. 
„Ich komm mit“  beschloss Marco und folgte mir: „Gute Nacht!“

„Nacht!“ kam es von Mo und Leo.

Raus aus der Hölle...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt